PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
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den Sachen neutrales Bezeichnungsinstrument/ sondern vorgängig eine<br />
bestimmte Weltdeutung ist, dann ist Sprache, so muß man folgern,<br />
nicht nur ein Mittel des Denkens, sondern sie denkt selbst.<br />
Herder sagt, durch gesprochene Sprache (Rede) vereinige sich<br />
akustischer und optischer Empfindungseindruck zum "schaffenden Ge-<br />
danken". Vielleicht zutreffender müßte man sagen, die Rede sei<br />
der schaffende Gedanke, der die Sinneseindrücke zu Ideen vereinige.<br />
Und solche Vereinigung hat immer schon stattgefunden, wenn der<br />
einzelne Sprecher sich in eine Sprache einübt oder wenn er eine<br />
Sprache praktiziert. Nur in einer idealtypischen Konstruktion<br />
- in einem Gedankenexperiment - kann man sich die Ur-Situation<br />
eines ersten Sprechers (oder erster Sprecher) in einer absolut<br />
deutungsfreien Erfahrungswelt vorstellen. Die geschichtliche Le-<br />
benswelt und Lebenswirklichkeit kennt Sprechen immer nur auf dem<br />
Boden und vor dem Hintergrund bereits sprachlich ausgelegter, in<br />
Ideen verdichteter Welterfahrung.<br />
Wir halten zunächst fest: Herder versucht die Eigentümlichkeit<br />
des Menschen - und das meint: seine Humanität - im Rahmen seiner<br />
natürlichen Entwicklungsgeschichte zu bestimmen. Führendes Symbol<br />
(und Faktum) für die Besonderheit der Menschengattung wird ihm der<br />
"aufrechte Gang", die Lösung von der unmittelbaren Fixiertheit<br />
auf die Erde. Heute würde man sagen: Herder deutet die Entwicklungs-<br />
geschichte des Lebewesens Mensch als Bewegung zum Selbstbewußtsein<br />
der Existenz - der Mensch existiert nicht nur, er weiß auch, daß<br />
er existiert. Aber dieses Wissen ist nicht nur ein reiner Bewußtseinstatbestand.<br />
Es ist vor allem ein Tatbestand der Vergegenständlichung<br />
von Selbst und Welt durch andere. Dazu sind die<br />
menschlichen Sinne eingerichtet und dazu ist sein Leib aufgerichtet,<br />
Das entscheidende Wort, das den biologisch-pragmatischen Sinn von<br />
Handeln bezeichnet, ist: Kunst. Der Mensch sei ganz Kunst, sagt<br />
Herder. Das kann man interpretieren als: der Mensch sei ganz Werk-<br />
/i<br />
zeug seines Handelns. In derAbhandlung vom Ursprung der Sprache"<br />
(die bekannte Preisschrift aus dem Jahre 1772, die den Preis_jd|<br />
Preußischen Akademie der<br />
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des LM"«- 1 ^<br />
«riöfi Genehmigung<br />
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<strong>Egon</strong> <strong>Schütz</strong>