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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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-51-<br />

den Sachen neutrales Bezeichnungsinstrument/ sondern vorgängig eine<br />

bestimmte Weltdeutung ist, dann ist Sprache, so muß man folgern,<br />

nicht nur ein Mittel des Denkens, sondern sie denkt selbst.<br />

Herder sagt, durch gesprochene Sprache (Rede) vereinige sich<br />

akustischer und optischer Empfindungseindruck zum "schaffenden Ge-<br />

danken". Vielleicht zutreffender müßte man sagen, die Rede sei<br />

der schaffende Gedanke, der die Sinneseindrücke zu Ideen vereinige.<br />

Und solche Vereinigung hat immer schon stattgefunden, wenn der<br />

einzelne Sprecher sich in eine Sprache einübt oder wenn er eine<br />

Sprache praktiziert. Nur in einer idealtypischen Konstruktion<br />

- in einem Gedankenexperiment - kann man sich die Ur-Situation<br />

eines ersten Sprechers (oder erster Sprecher) in einer absolut<br />

deutungsfreien Erfahrungswelt vorstellen. Die geschichtliche Le-<br />

benswelt und Lebenswirklichkeit kennt Sprechen immer nur auf dem<br />

Boden und vor dem Hintergrund bereits sprachlich ausgelegter, in<br />

Ideen verdichteter Welterfahrung.<br />

Wir halten zunächst fest: Herder versucht die Eigentümlichkeit<br />

des Menschen - und das meint: seine Humanität - im Rahmen seiner<br />

natürlichen Entwicklungsgeschichte zu bestimmen. Führendes Symbol<br />

(und Faktum) für die Besonderheit der Menschengattung wird ihm der<br />

"aufrechte Gang", die Lösung von der unmittelbaren Fixiertheit<br />

auf die Erde. Heute würde man sagen: Herder deutet die Entwicklungs-<br />

geschichte des Lebewesens Mensch als Bewegung zum Selbstbewußtsein<br />

der Existenz - der Mensch existiert nicht nur, er weiß auch, daß<br />

er existiert. Aber dieses Wissen ist nicht nur ein reiner Bewußtseinstatbestand.<br />

Es ist vor allem ein Tatbestand der Vergegenständlichung<br />

von Selbst und Welt durch andere. Dazu sind die<br />

menschlichen Sinne eingerichtet und dazu ist sein Leib aufgerichtet,<br />

Das entscheidende Wort, das den biologisch-pragmatischen Sinn von<br />

Handeln bezeichnet, ist: Kunst. Der Mensch sei ganz Kunst, sagt<br />

Herder. Das kann man interpretieren als: der Mensch sei ganz Werk-<br />

/i<br />

zeug seines Handelns. In derAbhandlung vom Ursprung der Sprache"<br />

(die bekannte Preisschrift aus dem Jahre 1772, die den Preis_jd|<br />

Preußischen Akademie der<br />

FCK .,_„<br />

des LM"«- 1 ^<br />

«riöfi Genehmigung<br />

" •» * o><br />

<strong>Egon</strong> <strong>Schütz</strong>

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