PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
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über den Ursprung der Sprache 11 : "wenn tierische Sinnlichkeit<br />
und Eingeschlossenheit auf einen Punkt wegfiele (gemeint ist<br />
die Aufhebung tierischer Umweltbegrenzung): so wurde (entstand)<br />
ein ander Geschöpf/dessen positive Kraft sich in größerm . Räume<br />
(also weltweit), nach feinerer Organisation/ heller (deutlicher)<br />
äußerte; das abgetrennt und frei nicht bloß erkennt, will und<br />
wirkt/ sondern auch weiß, daß es erkenne, wolle und wirke.<br />
Dies Geschöpf ist der Mensch und diese ganze Disposition seiner<br />
Natur wollen wir ... Besonnenheit nennen." (a.a.O. S. 22)<br />
Die besondere Naturorganisation des Menschen entläßt ihn zur<br />
Besonnenheit. Besonnenheit aber ist nichts anderes als das Um-<br />
sich-selbst-Wissen - so aber, daß dieses Selbst, um das die Be-<br />
sonnenheit weiß/ von ihr selbst nicht unbetroffen bleibt. Denn<br />
Erkennen/ Wollen und Handeln werden unter der Führung der Besonnen-<br />
heit zu positiven Kräften der Selbstkonstitution. Das bedeutet<br />
für die Frage nach der Selbstbeherrschung: Selbstbeherrschung ist<br />
der besonnene Umgang mit den positiven Vitalkräften, und zwar<br />
unter der Zielvorgabe/ Humanität zu entwickeln. Die Möglichkeit<br />
der Selbstbeherrschung ist daher nicht nur eine Begrenzung der<br />
vitalen Kräfte und Antriebe. Sie hat nicht nur einen negativen<br />
Sinn der Vermeidung/ sondern auch dei positiven Sinn der freien<br />
Bestimmung dessen/ was der Mensch sein soll und wozu er sich zu<br />
bilden habe. Deshalb ist es unzulänglich/ Selbstbeherrschung (bei<br />
Herder/ aber auch gegenwärtig) nur als eine moralische Kategorie<br />
zu betrachten. Selbstbeherrschung ist immer auch positive Selbst-<br />
formung.<br />
II<br />
Herders These/ der Mensch beherrsche durch die Sprache auch<br />
sich selbst und deshalb beginne alle Kultur mit der Findung<br />
oder Erfindung der Sprache, muß in der Tat eingehender bedacht<br />
werden/ wenn sie nicht schlicht als anthropologischer Gemeinplatz<br />
aufgenommen sein soll. Wir wissen jetzt genau/ was mit Selbst-