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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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-25-<br />

Modellargumentation fraglich. Nicht notwendigerweise fraglich<br />

wird aber die aufgedeckte Beziehung von Moment und Ganzheit,<br />

mit der für die Eigenbedeutung -der geschichtlichen Phasen<br />

und der Lebensphasen votiert wird.Denn man kann auch argumentieren,<br />

daß die Unvorhersehbarkeit der Geschichte<br />

(wie die Unabsehbarkeit des Einzellebens) dazu zwingen,<br />

zumindest zurückhaltend in der Planung von Biographie und Geschichte<br />

zu sein, vor allem dann,wenn solche Planung sich des<br />

Willens der Betroffenen nicht versichern kann. Die anthropologische<br />

Bedeutung der Fundamentaleinsicht in das Wesen menschlicher<br />

Geschichtlichkeit, die nicht mit definitiven Endzielen<br />

operiert, kann für die Pädagogik gar nicht überschätzt werden.<br />

Schleiermacher wies auf den für die Pädagogik so entscheidenden<br />

Widerspruch zwischen der Zukunftsbezogenheit der Erziehung und<br />

der Gegenwartsbezogenheit des Zöglings hin, die auch Herder in<br />

ihr Recht setzt. Und Schleiermacher formulierte: "Wir können<br />

nicht anders den Widerspruch aufheben als wenn wir nach ethischen<br />

Gesichtspunkten die Sache also entscheiden: die Lebenstätigkeit,<br />

die ihre Beziehung auf die Zukunft hat, muß zugleich auch ihre<br />

Befriedigung in der Gegenwart haben; so muß auch jeder pädagogische<br />

Moment, der als solcher seine Beziehung auf die Zukunft hat, zugleich<br />

auch Befriedigung für den Menschen sein, wie er gerade<br />

ist." (Einleitung in die Vorlesungen aus dem Jahre 1826, S.<br />

49) In diesem "Vermittlungsvorschlag" Schleiermachers kommt zum<br />

Tragen, was in Herders früher Geschichtsphilosophie wenn auch<br />

theologisch untermauert angelegt ist: die Gerechtigkeit gegenüber<br />

dem eigenen Sinn der historischen Epochen, Völker und<br />

Individuen ist die in die Vergangenheit gelegte Rücksicht, die<br />

der Pädagoge nach Schleiermacher gegenüber der Zukunft des Zöglings<br />

einzunehmen hat. Don in die Vergangenheit gerichteten<br />

Taxieren unter Fortschrittsgesichtspunkten entspricht ein in die<br />

Zukunft gerichtetes Bestimmen unter übergreifenden "objektiven"<br />

Erziehungszielen.<br />

Wir haben einen ersten Eindruck von Herders sich geschichts-<br />

philosophisch entfaltende <strong>Anthropologie</strong> gewonnen. Im Rückblick:<br />

Für ihn ist die Frage nach dem Menschen, nach dem was er ist und

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