PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
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Modellargumentation fraglich. Nicht notwendigerweise fraglich<br />
wird aber die aufgedeckte Beziehung von Moment und Ganzheit,<br />
mit der für die Eigenbedeutung -der geschichtlichen Phasen<br />
und der Lebensphasen votiert wird.Denn man kann auch argumentieren,<br />
daß die Unvorhersehbarkeit der Geschichte<br />
(wie die Unabsehbarkeit des Einzellebens) dazu zwingen,<br />
zumindest zurückhaltend in der Planung von Biographie und Geschichte<br />
zu sein, vor allem dann,wenn solche Planung sich des<br />
Willens der Betroffenen nicht versichern kann. Die anthropologische<br />
Bedeutung der Fundamentaleinsicht in das Wesen menschlicher<br />
Geschichtlichkeit, die nicht mit definitiven Endzielen<br />
operiert, kann für die Pädagogik gar nicht überschätzt werden.<br />
Schleiermacher wies auf den für die Pädagogik so entscheidenden<br />
Widerspruch zwischen der Zukunftsbezogenheit der Erziehung und<br />
der Gegenwartsbezogenheit des Zöglings hin, die auch Herder in<br />
ihr Recht setzt. Und Schleiermacher formulierte: "Wir können<br />
nicht anders den Widerspruch aufheben als wenn wir nach ethischen<br />
Gesichtspunkten die Sache also entscheiden: die Lebenstätigkeit,<br />
die ihre Beziehung auf die Zukunft hat, muß zugleich auch ihre<br />
Befriedigung in der Gegenwart haben; so muß auch jeder pädagogische<br />
Moment, der als solcher seine Beziehung auf die Zukunft hat, zugleich<br />
auch Befriedigung für den Menschen sein, wie er gerade<br />
ist." (Einleitung in die Vorlesungen aus dem Jahre 1826, S.<br />
49) In diesem "Vermittlungsvorschlag" Schleiermachers kommt zum<br />
Tragen, was in Herders früher Geschichtsphilosophie wenn auch<br />
theologisch untermauert angelegt ist: die Gerechtigkeit gegenüber<br />
dem eigenen Sinn der historischen Epochen, Völker und<br />
Individuen ist die in die Vergangenheit gelegte Rücksicht, die<br />
der Pädagoge nach Schleiermacher gegenüber der Zukunft des Zöglings<br />
einzunehmen hat. Don in die Vergangenheit gerichteten<br />
Taxieren unter Fortschrittsgesichtspunkten entspricht ein in die<br />
Zukunft gerichtetes Bestimmen unter übergreifenden "objektiven"<br />
Erziehungszielen.<br />
Wir haben einen ersten Eindruck von Herders sich geschichts-<br />
philosophisch entfaltende <strong>Anthropologie</strong> gewonnen. Im Rückblick:<br />
Für ihn ist die Frage nach dem Menschen, nach dem was er ist und