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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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- 18 -<br />

Revolution - Weben und Aufreißen! - penelopische Arbeit."<br />

(a.a.O. S.608) Zwei Grundstellungen zur Geschichte - als dein<br />

elementaren Medium menschlicher Selbsterkenntnis - schälen<br />

sich heraus: die Grundstellung des GeSchichtsoptimisten und<br />

Fortschrittsgläubigen, dem alle Geschichte nur seine eigene<br />

Vorgeschichte ist, und die Grundstellung des Geschichtsskeptikers,<br />

der nur schwerlich der Geschichte einen fortschreitenden<br />

Sinn zu unterstellen vermag, der vielmehr dort, wo andere<br />

die Bestimmung des Menschen in Höhe sich vollenden sehen,<br />

nur die „ewige Wiederkehr des Gleichen" erblickt, ein<br />

Aufgehen und Absterben, aber keine Aufschwünge, Steigerungen<br />

und Höherentwicklungen. Ist das Prinzip des Geschichtsoptimisten<br />

die in seinen Augen realistische Hoffnung auf Steigerung<br />

und Verbreitung menschlicher Tugend und menschlichen<br />

Glücks durch Aufklärung, so ist das Prinzip des Skeptikers<br />

der Zweifel. Herder: n ... der neueste Modeton, insonderheit<br />

der französischen Philosophen, ist Zweifel. lf (a.a.O. S.608),<br />

wobei auf Voltaire und Diderot verwiesen wird, und die Konsequenz<br />

solcher zweifelhaften Betrachtung der Geschichte<br />

wäre: „man scheitert, oder was man von Moralität und Philosophie<br />

aus dem Schiffbruch rettet, ist kaum der Rede wert. 11<br />

(a.a.O. S.608 f.)<br />

Für die Suche nach Archetypen anthropologischer Selbstverständigung<br />

sind diese frühen Ausführungen Herders zur „Philosophie<br />

der Geschichte" (sie wurde als streitbare Schrift zehn<br />

Jahre vor dem ersten Teil der „Ideen zur Philosophie der Geschichte<br />

der Menschheit" geschrieben) von einiger Bedeutung.<br />

Denn was hier in oft expressionistisch anmutender Sprache<br />

kritisch analysiert und vorgetragen wird, in einer Sprache,<br />

die dem Engagement ebenso adäquat ist wie der Intention, enthält<br />

in der Tat nicht nur zeitbedingte und zeitbegrenzte Anspielungen<br />

auf fragwürdige Formen des Umgangs mit Geschichte,<br />

sondern verweist weit über die Zeitumstände hinaus auf systematische<br />

Probleme geschichtlich vermittelter anthropologischer<br />

Selbsterkenntnis, die sich auch heute noch stellen, wenn man

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