PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
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Revolution - Weben und Aufreißen! - penelopische Arbeit."<br />
(a.a.O. S.608) Zwei Grundstellungen zur Geschichte - als dein<br />
elementaren Medium menschlicher Selbsterkenntnis - schälen<br />
sich heraus: die Grundstellung des GeSchichtsoptimisten und<br />
Fortschrittsgläubigen, dem alle Geschichte nur seine eigene<br />
Vorgeschichte ist, und die Grundstellung des Geschichtsskeptikers,<br />
der nur schwerlich der Geschichte einen fortschreitenden<br />
Sinn zu unterstellen vermag, der vielmehr dort, wo andere<br />
die Bestimmung des Menschen in Höhe sich vollenden sehen,<br />
nur die „ewige Wiederkehr des Gleichen" erblickt, ein<br />
Aufgehen und Absterben, aber keine Aufschwünge, Steigerungen<br />
und Höherentwicklungen. Ist das Prinzip des Geschichtsoptimisten<br />
die in seinen Augen realistische Hoffnung auf Steigerung<br />
und Verbreitung menschlicher Tugend und menschlichen<br />
Glücks durch Aufklärung, so ist das Prinzip des Skeptikers<br />
der Zweifel. Herder: n ... der neueste Modeton, insonderheit<br />
der französischen Philosophen, ist Zweifel. lf (a.a.O. S.608),<br />
wobei auf Voltaire und Diderot verwiesen wird, und die Konsequenz<br />
solcher zweifelhaften Betrachtung der Geschichte<br />
wäre: „man scheitert, oder was man von Moralität und Philosophie<br />
aus dem Schiffbruch rettet, ist kaum der Rede wert. 11<br />
(a.a.O. S.608 f.)<br />
Für die Suche nach Archetypen anthropologischer Selbstverständigung<br />
sind diese frühen Ausführungen Herders zur „Philosophie<br />
der Geschichte" (sie wurde als streitbare Schrift zehn<br />
Jahre vor dem ersten Teil der „Ideen zur Philosophie der Geschichte<br />
der Menschheit" geschrieben) von einiger Bedeutung.<br />
Denn was hier in oft expressionistisch anmutender Sprache<br />
kritisch analysiert und vorgetragen wird, in einer Sprache,<br />
die dem Engagement ebenso adäquat ist wie der Intention, enthält<br />
in der Tat nicht nur zeitbedingte und zeitbegrenzte Anspielungen<br />
auf fragwürdige Formen des Umgangs mit Geschichte,<br />
sondern verweist weit über die Zeitumstände hinaus auf systematische<br />
Probleme geschichtlich vermittelter anthropologischer<br />
Selbsterkenntnis, die sich auch heute noch stellen, wenn man