PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
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stärker fort; darum hat die Natur diese Fortbildung gewählt."<br />
(Abhandlung, S. 84) - Herders Legitimation des Sprachfamiliarisund<br />
Sprachpatriotismus als Entwicklungsmotiv für Sprachlichkeit<br />
überhaupt ist uns heute Anlaß zur Skepsis. Denn was Herder als<br />
Entfaltung traditionsbildender Kraft im Antagonismus der Stämme<br />
und Nationen schätzt, scheint einer durch Erfahrung skeptisch gewordenen<br />
Nachwelt allzu leicht in die Rechtfertigung jeglicher<br />
Ideologie umzuschlagen/ wenn sie nur die innere Stabilität von<br />
Familien oder ethnischen Gruppen sichert. Ehre, Stolz, Überlegenheits-und<br />
Selbstwertempfindungen gegenüber dem Fremden,wenn nicht<br />
Barbarischen,haben in ihrer Verhärtung als Motive eines blinden<br />
und intransigenten Chauvinismus gewaltiges Unheil angerichtet -<br />
so in sattsam bekannten Profilierungen gegenüber unterstelltem<br />
Untermenschentum. Doch es hieße Herder falsch verstehen, wollte<br />
man ihn zum Protagonisten einer Einteilung der Völker nach Barbaren<br />
und Fortgeschrittenen stempeln. Nichts lag weniger im Sinn seines<br />
historischen Gerechtigkeitsempfindens. Und wenn er auf die Tradi-<br />
tionen stiftende unc ^ Identität heraustreibende Wirkung des<br />
Antagonismus der Stämme und Kulturen hinweist, so ist das weder<br />
eine sprachästhetische Legitimation von Kriegen noch eine Herausforderung<br />
zur kollektiven Vorurteilsbildung. Denn Herder votiert<br />
ja nicht für national oder familial abgekapselte und in ihrer<br />
eigenen Tradition dumpf verharrende Identitäten. Sie würden seinem<br />
historisch-dynamisierenden Blick gar nicht entsprechen. Ihm kommt<br />
es vi^roehr jdarauf an, den Mechanismus sprachlich vermittelter<br />
Identitätsbildung im Spiel der Antagonismen vorurteilslos aufzudecken,<br />
um andererseits darauf hinzuweisen, daß es überhaupt keinen<br />
^Grund gäbe, bei Einsicht in diesen Mechanismus, den subjektiven<br />
oder kollektiven Überlegenheitsgefühlen zu trauen. Im Gegenteil,<br />
er spottet über ""das Geschrei anderer Völker auf solche (die<br />
noch wenig mechanische Künste entwickelt haben) als auf dumme<br />
und unmenschliche Barbaren", und zwar angesichts der Tatsache,<br />
"da wir alle doch vor weniger Zeit eben dieselben Barbaren waren<br />
und diese (unsere) Kenntnisse nur von ändern Völkern bekamen."<br />
(Abhandlung, S. 84) Die Verspottung einfacher Völker und Sprachen