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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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kein System der Begriffe und kein System der Regeln ihrer Ver-<br />

knüpfung; ihn treibt nur der Wunsch/ Herr der Eindrücke zu wer-<br />

den/ die ihn in seiner Weltoffenheit irritierend bestimmen.<br />

Er entfaltet die positive Kraft seiner Sinne, um durch Merkmals-<br />

bildung ein faßliches Bild seiner Erfahrungen zu prägen.<br />

Für ihn gilt der Satz: w lm ganzen Universum gleichsam allein/<br />

an nichts geheftet und für alles da/ durch nichts gesichert<br />

und durch sich selbst noch minder/ muß der Mensch entweder unter-<br />

liegen oder über alles herrschen/ mit dem Plan einer Weisheit/<br />

dessen kein Tier fähig ist/ von allem deutlichen Besitz nehmen/<br />

oder umkommen!" Und die Alternative zwischen Untergehen und Über-<br />

leben fortgeführt heißt dann:"Sei nichts oder Monarch der Schöpfung<br />

durch Verstand! Zertrümmere oder schaffe dir Sprache!" (Abhand-<br />

lung/ a.a.O. S. 63)<br />

So ist die Sprache/ in ihrer elementaren Bedeutung/ anfängliche<br />

und radikal notwendige "Welt-Bildung". Und das gar nicht in<br />

einem verschwommenen oder hochgezogenen Sinne/ sondern durchaus<br />

"pragmatisch" als künstliche Einrichtung einer menschlichen<br />

"Merkwelt", die es erlaubt/ Erfahrungen zu orten und zu orien-<br />

tieren. Und hier ist Verstand am Werke/ der die Objekte nach<br />

Vorstellungen ortet/ sie mit Erfahrungssignaturen versieht und<br />

dadurch "disponibel" macht. Verstand ist also nicht abtrennbar<br />

von der Sprache/ sondern er ist der Nerv sprachlichen Handelns/<br />

sofern er unterscheidet. Er ist nicht ein nachträgliches Ver-<br />

mögen/ sondern eine in der Sprache bereits wirksame Kraft/ die<br />

den Menschen vor dem Chaos rettet. Verstand beweist der Mensch<br />

also bereits in einer magischen Weltauslegung und nicht erst in<br />

ihrer wissenschaftlichen und philosophischen späten Interpretation.<br />

Denn auch magisöhe Weltauslegung/ die noch nicht im strengen Sinne<br />

sprachlich objektiviert/ sucht auf ihre Weise Herr der Dinge zu<br />

werden/ indem sie sie beschwört. Diese Weltauslegung versucht<br />

Herder zu charakterisieren/ wenn er schreibt:"Denn was war diese<br />

(die) erste Sprache (anderes) als eine Sammlung von Elementen<br />

der Poesie? Nachahmung der tönenden, handelnden/ sich regenden<br />

Natur» (...) Die Natursprache aller Geschöpfe vom Verstande (!)

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