PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
-72-<br />
kein System der Begriffe und kein System der Regeln ihrer Ver-<br />
knüpfung; ihn treibt nur der Wunsch/ Herr der Eindrücke zu wer-<br />
den/ die ihn in seiner Weltoffenheit irritierend bestimmen.<br />
Er entfaltet die positive Kraft seiner Sinne, um durch Merkmals-<br />
bildung ein faßliches Bild seiner Erfahrungen zu prägen.<br />
Für ihn gilt der Satz: w lm ganzen Universum gleichsam allein/<br />
an nichts geheftet und für alles da/ durch nichts gesichert<br />
und durch sich selbst noch minder/ muß der Mensch entweder unter-<br />
liegen oder über alles herrschen/ mit dem Plan einer Weisheit/<br />
dessen kein Tier fähig ist/ von allem deutlichen Besitz nehmen/<br />
oder umkommen!" Und die Alternative zwischen Untergehen und Über-<br />
leben fortgeführt heißt dann:"Sei nichts oder Monarch der Schöpfung<br />
durch Verstand! Zertrümmere oder schaffe dir Sprache!" (Abhand-<br />
lung/ a.a.O. S. 63)<br />
So ist die Sprache/ in ihrer elementaren Bedeutung/ anfängliche<br />
und radikal notwendige "Welt-Bildung". Und das gar nicht in<br />
einem verschwommenen oder hochgezogenen Sinne/ sondern durchaus<br />
"pragmatisch" als künstliche Einrichtung einer menschlichen<br />
"Merkwelt", die es erlaubt/ Erfahrungen zu orten und zu orien-<br />
tieren. Und hier ist Verstand am Werke/ der die Objekte nach<br />
Vorstellungen ortet/ sie mit Erfahrungssignaturen versieht und<br />
dadurch "disponibel" macht. Verstand ist also nicht abtrennbar<br />
von der Sprache/ sondern er ist der Nerv sprachlichen Handelns/<br />
sofern er unterscheidet. Er ist nicht ein nachträgliches Ver-<br />
mögen/ sondern eine in der Sprache bereits wirksame Kraft/ die<br />
den Menschen vor dem Chaos rettet. Verstand beweist der Mensch<br />
also bereits in einer magischen Weltauslegung und nicht erst in<br />
ihrer wissenschaftlichen und philosophischen späten Interpretation.<br />
Denn auch magisöhe Weltauslegung/ die noch nicht im strengen Sinne<br />
sprachlich objektiviert/ sucht auf ihre Weise Herr der Dinge zu<br />
werden/ indem sie sie beschwört. Diese Weltauslegung versucht<br />
Herder zu charakterisieren/ wenn er schreibt:"Denn was war diese<br />
(die) erste Sprache (anderes) als eine Sammlung von Elementen<br />
der Poesie? Nachahmung der tönenden, handelnden/ sich regenden<br />
Natur» (...) Die Natursprache aller Geschöpfe vom Verstande (!)