Motorradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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kehr teilzunehmen. Auf dieser Ebene wird die<br />
Gefahrenkognition thematisiert, insbesondere<br />
die Kompetenz der Lenker, mit Motorrädern im<br />
Strassenverkehr rechnen zu müssen und deren<br />
Besonderheiten zu verstehen (Kap. VII.4, S. 100<br />
und VII.5, S. 101).<br />
Die Fahreignung als psychische und physische<br />
Grundvoraussetzungen, um am Strassenverkehr<br />
teilzunehmen (Kap. VII.6, S. 103). Insbesondere<br />
wird an dieser Stelle der Aspekt des Sehvermögens<br />
thematisiert.<br />
Bei schweren Zweierkollisionen machen die PW-<br />
Lenkenden den grössten Anteil der Kollisionsgegner<br />
von Personenwagen aus [93]. Oder anders<br />
gesagt: Motorräder kollidieren am häufigsten mit<br />
Personenwagen. Die Sicherheit der Motorräder<br />
kann demnach erhöht werden, wenn die Fahrfähigkeit,<br />
die -kompetenz und -eignung gewährleistet<br />
sind.<br />
2. Verhalten – Schwerpunkt «Missachten<br />
des Vortritts»<br />
2.1 Ausgangslage<br />
Bei den polizeilich registrierten schweren Kollisionen<br />
zwischen Personenwagen und Motorrädern (in<br />
der Schweiz zwischen 2003–2007) wurde in rund<br />
der Hälfte der Fälle ein Vortrittsfehler beim PW-<br />
Lenkenden registriert. Am häufigsten sind Vortrittsmissachtungen<br />
bei fester Signalisation (Stopp, kein<br />
Vortritt) und beim Linksabbiegen vor Gegenverkehr.<br />
Einen analogen Befund weist auch [47] aus.<br />
Bei rund 20 % der Fälle wurde Unaufmerksamkeit<br />
und Ablenkung als (Mit-)Ursache festgehalten.<br />
Dem Missachten des Vortritts liegt vermutlich auch<br />
ein gewisses Mass an Unaufmerksamkeit und Ab-<br />
lenkung zu Grunde, sodass diese beiden Unfallursachen<br />
zusammenhängen. Insofern sind die Risikofaktoren<br />
Vortrittsmissachtung der Kollisionsgegner<br />
und deren fehlendes Bewusstsein <strong>für</strong> Motorräder<br />
(Kap. VII.5, S. 101) inhaltlich miteinander verknüpft.<br />
2.2 Möglichkeiten der Prävention<br />
Damit Lenker von potenziellen Kollisionsfahrzeugen<br />
bei Verzweigungen einem herannahenden Motorrad<br />
den Vortritt gewähren können, bedarf es einer<br />
ausreichenden Sichtweite. Aus Gründen des Städtebaus,<br />
der Topografie oder des Grundbesitzes wird in<br />
der Praxis immer wieder festgestellt, dass Sichthindernisse<br />
das rechtzeitige Erkennen von herannahenden<br />
Fahrzeugen erschweren oder gar verhindern.<br />
Dies wirkt sich wegen der schmalen Silhouette<br />
von Motorrädern besonders kritisch aus. Vertiefte<br />
Aspekte bezüglich motorradgerechter Infrastruktur<br />
werden in Kap. IX.5, S. 122 abgehandelt.<br />
Eine korrekte Infrastruktur allein ist jedoch nicht<br />
hinreichend <strong>für</strong> das einwandfreie Funktionieren der<br />
Vortrittsregelung an Verzweigungen. Die Lenker<br />
der potenziellen Kollisionsfahrzeuge müssen ebenso<br />
in der Lage sein, herannahende Motorräder zu<br />
erkennen sowie deren Geschwindigkeit und Distanz<br />
korrekt einzuschätzen. Hierzu gilt es zu bedenken,<br />
dass Geschwindigkeiten aufgrund der sich<br />
verändernden Grösse der Motorrad-Silhouette geschätzt<br />
werden. Diese ist – im Gegensatz zu derjenigen<br />
von Autos – wegen der geringen Ausdehnung<br />
beinahe konstant, was zu Fehleinschätzungen<br />
führen kann. Deshalb müssen nichttechnische<br />
Lösungen gesucht werden, um dieses Problem zu<br />
entschärfen.<br />
98 Lenkende der Kollisionsfahrzeuge (Autoren: Gianantonio Scaramuzza und Esther Walter) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 05