Motorradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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6. Fahrerassistenzsysteme<br />
6.1 Ausgangslage<br />
Menschliches Fehlverhalten ist in 87 % aller Motorradunfälle<br />
die Hauptursache [49]. Bei den Motorradfahrenden<br />
kommt es vor allem zu Wahrnehmungs-<br />
und Entscheidungsfehlern. Unfallverursachend<br />
wirken sich jedoch nicht nur Fehler der<br />
Motorradfahrenden selbst aus, sondern auch jene<br />
anderer Verkehrsteilnehmenden. Die häufigste<br />
Gefahrensituation besteht darin, dass Autofahrende<br />
einen herannahenden Motorradfahrenden<br />
zu spät wahrnehmen und ihm deshalb die Vorfahrt<br />
nehmen (Kap. IV, S. 54). Motorradfahrende müssen<br />
immer wieder auf derartige Fehler anderer<br />
Verkehrsteilnehmenden kompensierend reagieren;<br />
doch Notbremsungen und rasche Ausweichmanöver<br />
sind mit einem Motorrad kritisch und<br />
schwierig zu meistern.<br />
Das rechtzeitige und adäquate Erkennen von potenziellen<br />
Gefahrensituationen könnte einen hohen<br />
Anteil der Motorradunfälle verhindern.<br />
6.2 Möglichkeiten der Prävention<br />
Fahrerassistenzsysteme könnten Motorradlenkende<br />
dabei unterstützen, kritische Gefahrensituationen<br />
(rechtzeitig) zu erkennen. Fahrerassistenzsysteme<br />
sind elektronische Zusatzeinrichtungen, die durch<br />
ein Sensorsystem relevante Umweltfaktoren erfassen,<br />
diese verarbeiten und gegebenenfalls den<br />
Lenkenden warnen oder sogar autonom in die<br />
Fahrzeugsteuerung eingreifen. Experten sind sich<br />
einig, dass Fahrerassistenzsysteme ein hohes Sicherheitspotenzial<br />
aufweisen. Dies ist einer der<br />
Gründe da<strong>für</strong>, dass die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen<br />
im letzten Jahrzehnt zu einem<br />
der wichtigsten Forschungsfelder der Fahrzeugindustrie<br />
geworden ist. Die entsprechende Forschung<br />
bezieht sich allerdings fast ausschliesslich<br />
auf mehrspurige Fahrzeuge. Der Einsatz von Fahrerassistenzsystemen<br />
bei Motorrädern wurde bisher<br />
weitestgehend ausgeklammert. Dabei erscheint die<br />
Anwendung einer ganzen Reihe von Fahrerassistenzsystemen<br />
auch bei Motorrädern sinnvoll oder<br />
zumindest prüfenswert. Mögliche Funktionen sind<br />
beispielsweise: Höchstgeschwindigkeitsalarm (Intelligent<br />
Speed Adaption (ISA)) [56], Kurvengeschwindigkeitswarner,<br />
Abbiege-Assistent, Kollisionswarner<br />
und die Warnung vor Unfallhäufungsstellen.<br />
6.3 Umsetzung in der Schweiz<br />
Da Fahrerassistenzsysteme bei Motorrädern bisher<br />
noch kein Thema waren, ist unklar, wie hoch die<br />
Umsetzungsmöglichkeiten und -chancen sind<br />
(Tabelle 21). In Forschungsprojekten sind deshalb<br />
zunächst einige Grundfragen zu beantworten.<br />
Geklärt werden muss beispielsweise der Sicherheitsnutzen<br />
von verschiedenen Fahrerassistenzsystemen<br />
in Abhängigkeit von deren konkreten<br />
Ausführung und Funktionalität. Zudem sollte im<br />
Rahmen der Akzeptanzforschung untersucht werden,<br />
was Motorradfahrende zu Fahrerassistenzsystemen<br />
wirklich meinen und welche Hoffnungen<br />
bzw. Ängste sie hinsichtlich ihrer Konsequenzen<br />
haben. Auch müsste erarbeitet werden, wie Interaktionselemente<br />
zu gestalten sind, um einerseits<br />
eine benutzerfreundliche Bedienung und andererseits<br />
eine ablenkungsfreie Warnung und Informati-<br />
Tabelle 21<br />
Mögliche Massnahmen und Empfehlung <strong>für</strong> die Schweiz bzgl.<br />
Fahrerassistenzsysteme <strong>für</strong> Motorräder<br />
Massnahme Empfehlung<br />
Förderung von Fahrerassistenzsystemen<br />
(FAS) <strong>für</strong> Motorräder<br />
Quelle: bfu<br />
Bedingt empfehlenswert<br />
(Forschungsergebnisse aus EU-<br />
Projekt SAFERIDER abwarten)<br />
94 Motorrad (Autor: Mario Cavegn) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 05