Motorradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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worden [7,85], es existieren jedoch entsprechende<br />
Hinweise [50,86]. Indessen konnte bereits belegt<br />
werden, dass das Leistungsgewicht Einfluss auf die<br />
Verletzungsschwere nimmt. Bei Motorrädern mit<br />
einer hohen Leistung besteht bei selbstverschuldeten<br />
Unfällen ein erhöhtes Verletzungsrisiko [87]. Es<br />
erscheint plausibel, dass mit zunehmendem Leistungspotenzial<br />
auch der Reiz zunimmt, zumindest<br />
einen Teil dieser Kraft auszufahren [56]. Unangepasste<br />
Geschwindigkeitswahl und Geschwindigkeitsüberschreitungen<br />
sind die Folgen [65,87]. Diese<br />
stellen gemäss amtlicher Unfallstatistik bei rund<br />
der Hälfte aller Selbstunfälle eine (Mit-)Ursache dar<br />
[88]. Auf der Basis von Unfallanalysen [85,86,89]<br />
kann vermutet werden, dass die Auswirkungen der<br />
Leistungssteigerungen vom Motorradtyp bzw. der<br />
entsprechenden Fahrerklientel mitbestimmt wird<br />
(Kap. V, S. 65). Bei Sport-Maschinen, deren typischer<br />
Fahrer mutmasslich eine schnellere Fahrweise<br />
bevorzugt, sind leistungsstarke Motoren wohl<br />
problematischer als beispielsweise bei Choppern,<br />
die eher zum langsamen Fahren einladen.<br />
5.2 Möglichkeiten der Prävention<br />
Ungeachtet der gesellschaftlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen wäre es aus rein präventiver<br />
Sicht sinnvoll, die auf dem Markt erhältlichen Motorräder<br />
in ihrer Leistung zu beschränken [90,91].<br />
Es macht keinen Sinn, <strong>für</strong> den öffentlichen Strassenraum<br />
Fahrzeuge zu konstruieren, die mehr als<br />
doppelt so schnell fahren können, als die höchste<br />
Geschwindigkeitslimite es erlaubt [56].<br />
Eine weniger einschneidende Massnahme stellen<br />
Traktionskontrollen (Automatic Stability Control<br />
(ASC)) dar, die die Motorkraft gegebenenfalls zügeln<br />
können. Derartige Systeme vergleichen die<br />
Drehzahlen von Vorder- und Hinterrad und redu-<br />
zieren das Drehmoment des Motors, falls das Hinterrad<br />
schneller dreht. Es muss jedoch eher bezweifelt<br />
werden, dass dieses System einen wichtigen<br />
Beitrag zur Verhinderung von schweren Unfällen<br />
leisten kann, da es lediglich das Durchdrehen<br />
des Hinterrades beim Beschleunigen verhindert.<br />
Dass sich die enormen Leistungspotenziale moderner<br />
Motorräder negativ auswirken, könnte eventuell<br />
mit Fahrdatenschreibern verhindert werden.<br />
Diese zeichnen zentrale Fahrdaten wie beispielsweise<br />
Geschwindigkeitsprofile oder Beschleunigungswerte<br />
auf. Die erfassten Daten können den<br />
Versicherungsgesellschaften im Fall eines Unfallereignisses<br />
zur Klärung der Schuldfrage oder gemäss<br />
dem Motto «Pay as you drive» als Grundlage <strong>für</strong><br />
individuelle Prämienberechnungen dienen. Dadurch<br />
liessen sich präventiv risikobehaftete Verhaltensweisen<br />
reduzieren. Grundsätzlich bestünde<br />
zudem die Möglichkeit, die Daten im Rahmen polizeilicher<br />
Kontrollen zu nutzen.<br />
Längerfristig stellen eventuell Fahrerassistenzsysteme,<br />
die den Lenkenden bei der Einhaltung der<br />
aktuellen Geschwindigkeitslimite unterstützen, eine<br />
weitere Präventionsmöglichkeit dar [26]. Inwieweit<br />
sich diese als ISA (Intelligent Speed Adaption) bezeichneten<br />
Systeme <strong>für</strong> Motorräder tatsächlich<br />
eignen, kann gegenwärtig nicht gesagt werden<br />
(Kap. VI.6, S. 94).<br />
5.3 Umsetzung in der Schweiz<br />
Motorräder auf eine maximale Leistung zu beschränken,<br />
wäre zwar aus präventiver Sicht sinnvoll,<br />
politisch jedoch nicht machbar. Insofern bleibt<br />
vorderhand nur die Möglichkeit, den Zugang zu<br />
leistungsstarken Maschinen einzuschränken. Entsprechende<br />
Regelungen existieren zwar, aber mit<br />
92 Motorrad (Autor: Mario Cavegn) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 05