Motorradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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V. Motorradfahrende (Autorinnen: Esther Walter, Jacqueline<br />
Bächli-Biétry)<br />
1. Einleitung<br />
Motorradfahren ist in den letzten 10 Jahren in<br />
zunehmendem Masse populär geworden. Während<br />
das Motorrad10 früher als günstiges Transportmittel<br />
diente, hat dieses infolge des zunehmenden<br />
Wohlstands je länger desto mehr die Bedeutung<br />
eines Freizeit- und Lifestyle-Objekts erlangt, das<br />
parallel zum Auto genutzt wird [6]. Dieser Trend<br />
zur zusätzlichen Nutzung eines Motorrads hat dazu<br />
geführt, dass die Gruppe der Motorradfahrenden<br />
im Durchschnitt heute älter ist. 75 % der Motorradfahrenden<br />
in Europa gehören der Altersgruppe<br />
der über 25-Jährigen an [7].<br />
Das Motorrad wird vorwiegend von Männern genutzt.<br />
Gemäss Mikrozensus aus dem Jahr 2005 besassen<br />
gut 7 von 10 Frauen und 9 von 10 Männern<br />
im Jahr 2005 einen Führerausweis <strong>für</strong> Motorfahrzeuge<br />
[2], wobei Frauen mit einem Anteil von<br />
18 % vergleichsweise seltener einen Motorradführerausweis<br />
besassen als Männer mit einem Anteil<br />
von 46 % [8]. In der Schweiz sind gemäss den<br />
aktuellsten Zahlen 10 % der Motorradfahrenden<br />
und 20 % der Rollerfahrenden Frauen [9].<br />
Nahezu alle Alleinunfälle und über die Hälfte der<br />
Kollisionen werden durch ein Fehlverhalten der<br />
Motorradfahrenden zumindest mitverursacht. Im<br />
vorliegenden Kapitel werden solche Risikofaktoren,<br />
die von den Motorradfahrenden selbst ausgehen,<br />
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10 Wenn nicht genauer spezifiziert, wird der Begriff Motorrad<br />
<strong>für</strong> alle motorisierten Zweiradfahrzeuge verwendet, mit<br />
Ausnahme von Mofas. Letztere werden in diesem Bericht<br />
nicht thematisiert.<br />
dargelegt und es wird aufgezeigt, wie diese reduziert<br />
werden könnten. Als Risikofaktoren werden<br />
Einflussgrössen verstanden, die entweder die Unfallwahrscheinlichkeit<br />
selbst erhöhen oder die Verletzungsschwere<br />
bei einem Unfall.<br />
Die MAIDS-Studie11 hält fest, dass von möglichen<br />
Unfallursachen aus den drei Bereichen Fahrzeug,<br />
Umwelt und Mensch, Letzterem die weitaus grösste<br />
Relevanz zukommt: knapp 90 % der Unfälle<br />
seien primär auf menschliches Versagen zurückzuführen.<br />
Zwar werden Fehler, die zu Kollisionen<br />
führen, einerseits mehrheitlich von den Lenkenden<br />
der Kollisionsobjekte begangen (Kap. VII, S. 97).<br />
Die Motorradfahrenden andererseits sind gemäss<br />
MAIDS-Studie bei über der Hälfte der tödlichen<br />
Unfälle selbst schuld [10]. Auch <strong>für</strong> die Schweiz gilt<br />
gemäss der Statistik der schweren Kollisionsunfälle<br />
mit motorisierten bzw. nicht motorisierten Kollisionsgegnern<br />
2003–2007, dass die Motorradfahrenden<br />
bei 47 % der Kollisionsunfälle mit motorisierten<br />
Gegnern und bei 61 % der Kollisionen mit<br />
nicht motorisierten Gegnern zumindest mitschuldig<br />
sind.<br />
Aufgrund von Unfallanalysen bei rund 6000 Motorradunfällen<br />
in Grossbritannien zeigten sich diverse<br />
Unfallursachen, die in Abbildung 10, S. 66<br />
dargestellt werden [11].<br />
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11 MAIDS = Motorcycle Accidents in Depth Study (Analyse von<br />
rund 900 Motorradunfällen in Europa im Auftrag des Verbands<br />
der europäischen Motorradindustrie (ACEM) in Zusammenarbeit<br />
mit der OECD); http://www.maids-study.eu<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 05 Motorradfahrende (Autorinnen: Esther Walter, Jacqueline Bächli-Biétry) 65