Motorradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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X. Protektive Ausrüstung (Autorin: Esther Walter)<br />
1. Einleitung<br />
Jeder Motorradfahrer49 kann eines Tages verunfallen.<br />
Ein Helm, spezielle Bekleidung und Protektoren<br />
helfen Fahrern und Beifahrern, Verletzungen zu<br />
reduzieren. Kinder als Beifahrende gilt es ebenso<br />
auszurüsten wie Erwachsene50 . Nebst dem Kopf<br />
müssen die oberen und vor allem die unteren Extremitäten<br />
geschützt werden [22,26,133,134]:<br />
Der European Transport Safety Council (ETSC)<br />
hält in seinem Bericht zu Vulnerable Riders aus<br />
dem Jahr 2008 fest, dass die durchschnittliche<br />
Schwere von Kopfverletzungen bei einem AIS-<br />
Wert51 von 2,4 liegt. Ursache tödlicher Verletzungen<br />
sind zu 80 % Kopfverletzungen [26].<br />
Die häufigen Bein- und Armverletzungen (AIS<br />
1,9 bzw. AIS 1,5) sind im Vergleich dazu leichtere<br />
Verletzungen [26]. Auch wenn es bei Verletzungen<br />
der Extremitäten selten um Leben<br />
und Tod geht, verursachen diese in ihrer Summe<br />
enorme volkswirtschaftliche Kosten [135].<br />
Während die Helmtragquote in der Schweiz bei<br />
praktisch 100 % liegt, gilt dies keineswegs <strong>für</strong> protektive<br />
Bekleidung. Motorradfahrende, die als Frei-<br />
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49 Wenn nicht genauer spezifiziert, wird der Begriff Motorrad<br />
<strong>für</strong> alle motorisierten Zweiradfahrzeuge verwendet, mit<br />
Ausnahme von Mofas. Diese werden im vorliegenden Bericht<br />
nicht mitberücksichtigt.<br />
50 Es wird im Folgenden nicht auf die speziellen Anforderungen<br />
einer Kinderausrüstung eingegangen. Informationen<br />
hierzu sind in der Broschüre «Sicher hinten drauf. Kinder<br />
auf dem Motorrad» des deutschen Instituts <strong>für</strong> Zweiradfragen<br />
nachzulesen.<br />
http://www.ifz.de/publikationen-broschueren.htm<br />
51 Die Abbreviated Injury Scale (AIS) beschreibt aufgrund von<br />
Einzelverletzungen die Verletzungsschwere bzw. die Sterbewahrscheinlichkeit.<br />
Die Skala reicht von 1–6 (1 = geringe<br />
Verletzungsschwere, z. B. oberflächliche Schürfwunden;<br />
6 = nicht behandelbare Verletzung, die höchstwahrscheinlich<br />
zum Tod führt).<br />
zeitbeschäftigung mit leistungsstarken Motorrädern<br />
unterwegs sind, tragen öfter eine umfassende<br />
protektive Bekleidung als etwa Rollerfahrende.<br />
Letztere sind sich gemäss Expertenmeinungen der<br />
Gefahren weniger bewusst und scheuen den Aufwand.<br />
Die Qualität der protektiven Ausrüstung ist<br />
aber auch bei Ersteren nicht immer das Maximum<br />
des Möglichen.<br />
In diesem Kapitel sind folgende Problembereiche<br />
zentral:<br />
Kopfverletzungen – trotz maximaler Helmtragquote<br />
(Kap. X.2, S. 130)<br />
Verletzungen, insbesondere an den Extremitäten<br />
in Folge 1) geringer Tragquote und 2)<br />
mangelhafter Qualität von protektiver Bekleidung<br />
(Kap. X.3, S. 135)<br />
2. Helm<br />
2.1 Ausgangslage<br />
Kopfverletzungen sind häufig und besonders<br />
schwerwiegend. Je nach Datenbasis unterscheiden<br />
sich die Angaben zur Prävalenz.<br />
In der europäischen MAIDS-Analyse52 erlitten 18 %<br />
der rund 900 verunfallten Motorradfahrenden<br />
Kopfverletzungen von mindestens einem AIS 1.<br />
Gemäss aktuellen Daten der deutschen Versicherer<br />
weisen Motorradfahrende im Fall von Sturzunfällen<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />
52 MAIDS = Motorcycle Accidents in Depth Study (Analyse von<br />
rund 900 Motorradunfällen in Europa im Auftrag des Verbands<br />
der europäischen Motorradindustrie (ACEM) in Zusammenarbeit<br />
mit der OECD). http://www.maids-study.eu<br />
130 Protektive Ausrüstung (Autorin: Esther Walter) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 05