Motorradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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7. Fazit<br />
Bei rund zwei Dritteln der schwer verunfallten Motorradfahrenden<br />
ist gemäss offizieller Unfallstatistik<br />
der Schweiz ein weiteres Fahrzeug am Unfall beteiligt.<br />
In fast 8 von 10 Fällen handelt es sich beim<br />
Kollisionsfahrzeug um einen Personenwagen. Bei<br />
schweren Kollisionen sind die PW-Lenkenden in<br />
zwei Dritteln der Unfälle zumindest mitschuldig.<br />
Massnahmen, die bei den potenziellen Kollisionsgegnern<br />
der Motorradfahrenden ansetzen – insbesondere<br />
bei den PW-Lenkenden –, können die<br />
Sicherheit der Fahrer motorisierter Zweiräder deutlich<br />
erhöhen.<br />
Eingeschränkte Fahrfähigkeit wegen Alkohol, Drogen,<br />
Medikamenten, Ablenkung oder Müdigkeit ist<br />
im Strassenverkehr ein grosses Problem. Massnahmen<br />
sind – insbesondere bei Alkohol und Übermüdung<br />
– insgesamt dringend notwendig. Betrachtet<br />
man die Sicherheit der Motorradfahrenden<br />
hingegen isoliert, sind Massnahmen gegen bewusstseinsverändernde<br />
Substanzen oder Müdigkeit<br />
bei den Lenkenden der Kollisionsfahrzeuge nicht<br />
zentral. Eher können diverse Formen von Ablenkung<br />
<strong>für</strong> Motorradfahrende unfallgefährdend<br />
sein.<br />
Als zentrales Problem muss das oft fehlende Bewusstsein<br />
der PW-Lenkenden <strong>für</strong> die Eigenschaften<br />
der Motorräder – und damit einhergehend die<br />
fehlende Wahrnehmung dieser Verkehrsteilnehmergruppe<br />
– bezeichnet werden. Dies dürfte der<br />
Hauptgrund <strong>für</strong> die häufigen Vortrittsmissachtungen<br />
gegenüber Motorradfahrenden durch PW-<br />
Lenkende sein. Die Wahrnehmung hängt nicht<br />
einfach nur von Merkmalen der Motorradfahrenden<br />
selbst (z. B. deren Sichtbarkeit) oder von<br />
einer einwandfreien Infrastruktur ab. Als komplementäre<br />
Massnahme muss versucht werden, das<br />
Bewusstsein <strong>für</strong> motorradspezifische Eigenheiten<br />
zu schulen (Grundausbildung, Weiterausbildungskurse).<br />
Mit Repression (z. B. Polizeikontrollen) kann<br />
diese Problematik kaum ressourceneffizient angegangen<br />
werden.<br />
Punkto Fahreignung gilt es vor allem die Sehkraft<br />
der PW-Lenkenden regelmässig zu überprüfen.<br />
Allenfalls könnte dieses Anliegen im Zusammenhang<br />
mit einer Befristung des Führerscheins (in<br />
Analogie zur neuen EU-Richtlinie, Kap. VII.4.3,<br />
S. 100) und den diesbezüglich auf nationaler Ebene<br />
noch zu definierenden Bedingungen zur Verlängerung<br />
des Ausweises, eingebracht werden.<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 05 Lenkende der Kollisionsfahrzeuge (Autoren: Gianantonio Scaramuzza und Esther Walter) 105