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Motorradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS

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dem Prüfzeichen EN 1621–1 ungenügenden Rückenschutz.<br />

Ebenso ist entscheidend, ob ein nach<br />

EN 1621–2 geprüfter Rückenprotektor dem Level 1<br />

oder 2 entspricht. Viele Hersteller machen diesbezüglich<br />

keine klaren Angaben [149]. Druck seitens<br />

der Motorradfahrenden und ihrer Verbände auf<br />

Grossisten und Importeure, vermehrt geprüfte<br />

Produkte anzubieten, könnte fruchtbar sein.<br />

Motorradfahrende sollten ihre protektive Bekleidung<br />

bei einer Probefahrt vor dem Kauf testen.<br />

Der Fachhandel sollte dies ermöglichen. Die Bekleidung<br />

muss bequem sein und darf die Beweglichkeit<br />

nicht einschränken. In Kleidern eingearbeitete<br />

Protektoren bergen die Gefahr, dass sie von Anfang<br />

an nicht genau passen oder bei einem Aufprall<br />

verrutschen. Zusätzlich getragene Protektoren<br />

können oft besser platziert werden. Herausnehmbare<br />

Protektoren, gerade an den Beinen, haben<br />

den Vorteil, dass sie das Gehen weniger behindern.<br />

Ein spezieller Fokus ist auf den Schutz der unteren<br />

Extremitäten zu legen. Nachteilig ist, dass die im<br />

Handel üblichen Beinprotektoren meist nur gegen<br />

einen Aufprall von vorne schützen und zudem bei<br />

falscher Passform verrutschen können [135]. Besser<br />

wäre ein röhrenförmiger Protektor, der das Bein,<br />

insbesondere den Unterschenkel, rundherum<br />

schützt. Ein Verrutschen hätte keine Auswirkungen.<br />

Das Bein wäre von allen Seiten gegen einen<br />

direkten Anprall und zusätzlich vor einer Verletzung<br />

durch Einklemmen73 geschützt. Eine geschlossene<br />

röhrenförmige Konstruktion wäre zudem<br />

mechanisch widerstandsfähiger und könnte grösseren<br />

Belastungen standhalten [135]. Praktikable Lösungen<br />

sind seitens der Motorradstiefel-Hersteller<br />

gefordert: einerseits müssen Stiefel die mechani-<br />

⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />

73 Zwischen Maschine und Fahrbahn oder zwischen Maschine<br />

und Unfallgegner<br />

sche Schutzfunktion übernehmen, andererseits ein<br />

akzeptables Design aufweisen.<br />

Auswertungen der Deutschen Versicherer haben<br />

gezeigt, dass insbesondere Fussverletzungen mit<br />

hohen Verletzungsfolgen verbunden sind [135]:<br />

Frakturen am Fuss benötigen in der Regel die<br />

längste stationäre Behandlung, haben die höchste<br />

Komplikationsrate und benötigen die meisten Rehabilitationsmassnahmen.<br />

Zehenverletzungen und<br />

Verletzungen am Fersenbein sind oft besonders<br />

folgenschwer. Stiefel mit eingearbeiteten Schutzkappen<br />

aus Stahl, schlagfestem Polyurethan oder<br />

leichten Faserverbundwerkstoffen aus Kohle- oder<br />

Aramidfasern im Bereich der Zehen und der Ferse<br />

könnten Schutz vor Verletzungen bieten [135]. Das<br />

Sprunggelenk wird bei herkömmlichen Motoradstiefeln<br />

durch Protektoren geschützt, die bei<br />

einem direkten Aufprall die auftretenden Kräfte<br />

dämpfen und verteilen. Verletzungen durch Einklemmen<br />

können so jedoch nicht verhindert werden.<br />

Hier könnte ein eingearbeiteter formstabiler<br />

Ring um den Knöchel herum, neben den bereits<br />

vorhandenen Protektoren, zusätzlichen Schutz<br />

bieten [135]. Solche Produkte müssten aber erst<br />

entwickelt werden.<br />

Zu klären ist jeweils, ob – aus biomechanischer<br />

Sicht – solche optimalen Schutzstiefel und andere<br />

protektiven Produkte aufgrund ihrer Eigenschaften<br />

die Beweglichkeit und die physiologische Verfassung<br />

des Fahrers nicht arg einschränken würden.<br />

Beides ist aber eine wichtige Grundvoraussetzung<br />

<strong>für</strong> sicheres Motorradfahren. Diese Balance zwischen<br />

sekundärer und primärer Prävention gilt es<br />

seitens der Hersteller zu optimieren. Insgesamt<br />

zeigen die biomechanischen Anforderungen, dass<br />

den Möglichkeiten der Prävention durch Protektoren<br />

Grenzen gesetzt sind [142].<br />

140 Protektive Ausrüstung (Autorin: Esther Walter) bfu-Sicherheitsdossier Nr. 05

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