Motorradverkehr - Fonds für Verkehrssicherheit FVS
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heit nicht jene, die eine solche Weiterbildung tatsächlich<br />
benötigten.<br />
Die FEMA [96] schlägt vor, mittels europa- und<br />
nordamerikaweiten Kampagnen das Bewusstsein<br />
<strong>für</strong> Motorräder zu steigern. Wichtig ist, dass solche<br />
Kampagnen auf der Basis einer wissenschaftlichen<br />
Situationsanalyse konzipiert werden und sich nicht<br />
auf massenmediale Elemente beschränken [98].<br />
Schliesslich kann versucht werden, das Problem,<br />
weshalb Lenkende von potenziellen Kollisionsfahrzeugen<br />
Motorräder übersehen, durch vertiefte Forschung<br />
besser zu verstehen. So könnte beispielsweise<br />
die Beantwortung der Frage, ob das Blickverhalten<br />
der Motorradfahrenden anders geschult ist<br />
oder ob Lenker mit Motorraderfahrung ein anderes<br />
Blickverhalten aufweisen, zweifellos zu noch zielgerechteren<br />
Massnahmen führen.<br />
6. Fahreignung<br />
6.1 Ausgangslage<br />
Die Fahreignung der PW-Lenkenden kann durch<br />
eine Vielzahl von Faktoren eingeschränkt sein und<br />
infolgedessen das Unfallgeschehen der Motorräder<br />
mitbeeinflussen. Den Sehdefiziten kommt dabei die<br />
grösste Bedeutung zu, denn die meisten Informationen,<br />
die zum Lenken eines Fahrzeugs benötigt<br />
werden, erfasst der Lenker über das Auge. Eine im<br />
Rahmen des EU-Projektes IMMORTAL29 durchgeführte<br />
Meta-Analyse von 79 Studien weist bei Sehbeeinträchtigungen<br />
eine Risikoerhöhung von 10 %<br />
auf [99]. Gerade Motorräder, die infolge ihrer<br />
schmalen Silhouette eine optisch unauffällige Ver-<br />
⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />
29 IMMORTAL = European research project: Impaired Motorists,<br />
Methods of Roadside Testing and Assessment for Licensing,<br />
http://www.immortal.or.at<br />
kehrsteilnehmergruppe darstellen, laufen Gefahr,<br />
von Fahrzeuglenkenden mit herabgesetzter Sehschärfe<br />
übersehen zu werden.<br />
6.2 Möglichkeiten der Prävention<br />
Das globale Präventionsziel im Bereich der Fahreignung<br />
liegt darin sicherzustellen, dass die Fahrzeuglenkenden<br />
grundsätzlich in der Lage sind,<br />
aktiv am Strassenverkehr teilnehmen zu können.<br />
Die Präventionsmöglichkeiten, mit denen verhindert<br />
werden soll, dass eine beeinträchtigte Fahreignung<br />
zur Verkehrsgefahr wird, umfassen drei<br />
Aspekte:<br />
Motorfahrzeuglenkende müssen ihre verkehrsrelevanten<br />
Leistungsdefizite (insbesondere die<br />
Beeinträchtigung des Dämmerungssehens) und<br />
die daraus folgenden Gefahren kennen.<br />
Motorfahrzeuglenkende mit psychomotorischen<br />
Beeinträchtigungen müssen ihr Fahrverhalten (auf<br />
freiwilliger Basis oder gezwungenermassen) anpassen.<br />
Ermöglichen die Beeinträchtigungen kein sicheres<br />
Fahrverhalten, muss sichergestellt sein, dass<br />
die Fahrerlaubnis eingeschränkt oder entzogen<br />
wird.<br />
6.3 Umsetzung in der Schweiz<br />
6.3.1 Enforcement<br />
Nach Art. 9 Abs. 2 lit. a VZV sind anlässlich des<br />
Sehtests vor Einreichung eines Gesuchs um die<br />
Erteilung eines Lernfahr- oder Führerausweises<br />
oder einer Bewilligung zum berufsmässigen Personentransport<br />
die Sehschärfe, das Gesichtsfeld und<br />
die Augenbeweglichkeit (Doppelsehen) zu überprüfen.<br />
Ausgeklammert ist das Dämmerungssehvermögen,<br />
obwohl bekannt ist, dass das Unfallrisiko<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 05 Lenkende der Kollisionsfahrzeuge (Autoren: Gianantonio Scaramuzza und Esther Walter) 103