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davon zum stärksten Naturgeist aller Zeiten aufzusteigen und<br />
Anhaltspunkte, die darauf hindeuten, Karls Lebenssubstanz<br />
sei die letzte noch fehlende. Da sie Macht über die Winterstürme,<br />
den Schnee, das Eis, die Kälte und den Hagel innehat<br />
– das sind ihre Heere – würde das für die Welt ewigen Winter<br />
bedeuten.<br />
»Sie will die Weltherrschaft, nicht mehr und nicht weniger«,<br />
seufzte Mafalda, von der Erkenntnis selbst überrumpelt.<br />
»Oh, Schätzchen, da wurdest du wohl in eine Auseinandersetzung<br />
zwischen Elementargeistern hineingezogen, denn die<br />
anderen werden sich das nicht gefallen lassen. Ei, ei, was für<br />
ein Schlamassel!«<br />
»Oh weh«, klagte Margarete, »gibt es denn noch Hoffnung<br />
für Karl?« Und sie ärgerte sich, weil schon wieder ihre<br />
Augen feucht wurden, wollte sie doch vor der Magierin nicht<br />
als Heulsuse dastehen.<br />
»Es gibt immer Hoffnung«, erklärte Mafalda kategorisch.<br />
»Ein Naturgeist darf niemals einen Menschen direkt töten,<br />
indirekt hingegen schon. Ein gesunder junger Mann überlebt<br />
bei der Schneekönigin sieben Jahre, bevor er endgültig erfriert.<br />
Als Karl entführt wurde, wart ihr beide zehn Jahre alt.<br />
Nun bist du sechzehn und hast somit noch bis zum nächsten<br />
Winter Zeit. Bis dahin sollten wir dich fit gemacht haben.«<br />
»Genau!«, maunzte Quasimodo, der urplötzlich im Raum<br />
stand. »Ich habe Hunger!«<br />
Dame Mafalda bemerkte sehr wohl den nagenden Kummer<br />
ihres Schützlings und für den nächsten Lehrgang zauberte<br />
sie ein lichtes Waldgebiet vor die Terrasse, da sie dachte,<br />
eine luftige Umgebung könne Margaretes Sorge ein wenig<br />
lindern. Auch der Kater fand die Idee brillant und miaute:<br />
»Ein Jagdrevier! Fantastisch! Da gibt’s Eichhörnchen und<br />
Mäuse und Wildkatzen, jepp!«, und schon war er zwischen<br />
den Bäumen verschwunden.<br />
Die beiden Frauen hingegen setzten sich auf eine Lichtung<br />
und packten Bücher aus, denn heute stand das Wesen<br />
der Magie auf der Tagesordnung. Am Ende der Sitzung resümierte<br />
Mafalda das Ergebnis:<br />
»Die meisten Menschen sehen die Magie in die Weiße und<br />
die Schwarze aufgeteilt und beide sind ihnen gleichermaßen<br />
suspekt. Noch mehr irren die, welche dahinter dämonische<br />
Kräfte wittern, seien diese unterirdischer Natur oder gar aus<br />
den Weiten des Weltenalls herbei beschworen. Die wahre<br />
Grundlage der Magie ist die Sicht, Esme hat sie, du hast sie<br />
und ich habe sie auch, wenngleich meine Kraft viel weiter<br />
geht. Eigentlich glaube ich, dass alle Menschen diese Gabe<br />
haben, nur bei den meisten bricht sie nie auf. Verständlich,<br />
dass diese These bei vielen Magiern auf Ablehnung stößt, da<br />
sie sich so erhaben über allem dünken. Während du lediglich<br />
siehst, wo der Schaden sich lokalisiert, kann ich ihn beheben<br />
ohne weitere Hilfsmittel, nämlich indem ich die Materie willentlich<br />
beeinflusse, sich in gewünschtem Sinn selbst zu verändern.<br />
Anders ausgedrückt, Magie ist Manipulation von<br />
Materie plus das Eine oder Andere, das wir uns selbst nicht<br />
erklären können. So ist das bei den Magiern von alters her<br />
und jeder hat seine Fachgebiete.«<br />
»Hast du noch mehr Fachgebiete außer der Er<br />
weiterung von Bauwerken?«, fragte Margarete<br />
neugierig.<br />
»Ach, Herzchen«, erwiderte die Gefragte, »das<br />
ist eines meiner Nebengebiete. Mein Hauptgebiet<br />
ist die Herstellung von Spiegeln; Spiegel offen-<br />
baren so vieles … Gelernt habe ich die Kunst<br />
bei einem Meister-Magier, Vorsitzender unserer<br />
Zunft war er damals. Oh, er hatte einen fantasti-<br />
schen Zauberstab, mit dem hat er mich nebenbei<br />
die Wollust gelehrt. Was schaust du so entsetzt,