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end sie darüber nachdachte, bemerkte sie draußen eine Eskorte<br />
von Wachen in Silber, die vom Schloss hergeritten war,<br />
um die Kutsche sicher nach dort zu geleiten. So wurde die<br />
letzte Meile genommen, das Gefährt rollte in den Schlosshof<br />
und kam zum Stillstand. Das Liebespaar stieg aus und siehe,<br />
da war wieder der gesamte Hofstaat versammelt und mehr<br />
noch! Die Parlamentarier waren fast vollzählig anwesend,<br />
ferner alle Herren und Damen Minister und der Herr Ministerpräsident.<br />
Das königliche Paar stand in der vordersten Reihe<br />
und dahinter … waren das nicht die Eltern? Während<br />
Margarete noch rätselte, löste sich aus der Menge wieselig,<br />
quietschend und jegliche Etikette missachtend, eine Gestalt.<br />
Rabenschwarzes Haar flatterte im Wind, als sie sich ungestüm<br />
Margarete näherte: Lara in Lederkleidung à la Grete!<br />
Sie sieht wie eine schöne, junge Spanierin aus, dachte diese,<br />
irgendwo in ihrem Stammbaum musste ein Südländer gewerkelt<br />
haben. Und da hing sie auch schon an ihrem Hals.<br />
»Oh Grete, Grete, Grete, wie hab ich dich vermisst!<br />
(Quietsch!)« Fast wären beide zu Boden gegangen. Dann waren<br />
auch Amelie und Hans herangekommen und es gab eine<br />
herzlich-feuchte Begrüßungszeremonie. Die wollte freilich<br />
kein Ende nehmen, denn tatsächlich befanden sich die Eltern<br />
von Margarete und Karl auch hier, sowie fünf Geschwisterchen,<br />
die sie noch nicht kannten. Karls Großmutter saß in<br />
einem Rollstuhl und lächelte selig.<br />
»Liebste Freundin«, sagte Margarete danach zu Amelie,<br />
denn sie hatte sie berührt, »du wirst wieder Mama.« Die<br />
werdende Mama wusste es bereits.<br />
»Willst du wissen, was es wird?«<br />
»Nein, nein, auf keinen Fall, warum denn? Sag’s mir!«<br />
»Ein Mädchen, diesmal.«<br />
Diener in Gold brachten Tische und Stühle ins Freie, denn<br />
es war ein warmer Frühlingstag und keiner wollte drinnen<br />
sein. Hans rollte das Fass mit dem Budweiser Bier aus der<br />
Kutsche; es wurde umgehend angestochen.<br />
Während Margarete noch die eine oder andere Hand<br />
schüttelte, erschien Lara wieder; im Schlepptau einen etwas<br />
zögerlichen Jüngling. Blonde Naturlocken umspielten ein<br />
vornehm blasses, aber sympathisches Gesicht. Er lächelte<br />
schüchtern und Verlegenheit färbte seine Wangen rosa, als<br />
Lara ihn vor Margarete schubste.<br />
»Das ist Prinz Michael, der Sohn von unserem Nachbar-<br />
Ex! Liebste Grete, du musst ihn unbedingt kennenlernen. Am<br />
Anfang war er ja so ein hochnäsiges Arschloch, aber er war<br />
doch so süß, da hab ich ihn öfter einmal einbestellt.«<br />
»Einbestellt?«<br />
»Ja. Ich verwalte die königlichen Immobilien und irgendwo<br />
mussten wir die Exilanten aus der Nachbarschaft doch<br />
unterbringen und den Unterhalt regeln. Michaels Alte waren<br />
vergrätzt, weil Amelie die Soldaten verweigerte, also musste er<br />
verhandeln. Dann gab es immer mehr Fragen und er musste<br />
immer öfter zu mir kommen.« Lara grinste unverschämt mit<br />
ihrem schönen, breiten, von perlweißen Zähnen geschmückten<br />
Mund.<br />
»Ich wusste, dass du deinen Prinzen finden würdest!«<br />
Margarete grinste ebenso zurück.<br />
Prinz Michael Ohneland hatte sich unauffällig zu Prinz<br />
Hans von Noh-Wehr und Karl begeben, denn jeder Mann<br />
geniert sich, wenn er für süß gehalten wird. Die drei Herren<br />
hoben eben jeder einen Humpen und prosteten sich zu. In<br />
dem Moment gab es Bewegung am Schlosstor, denn ein ansehnlicher<br />
Wagen rollte herein. Die Türen sprangen auf und<br />
eine Schar lebenslustiger, luftig gewandeter, kichernder<br />
Mädels ergoss sich über den Hof, sehr zur Freude einiger<br />
Herren. Zum Schluss erschien eine wahrhaft gewichtige Gestalt.<br />
»Ah, die Donna Matrona«, kommentierte Amelie.<br />
»Du kennst sie?« fragte Margarete erstaunt.<br />
»Geschäftsbeziehungen. Wir reden später darüber.«<br />
Nun war es Margarete, die sich der fülligen Dame an den<br />
Hals warf. Die Donna drückte sie an sich, dass sie fast in den<br />
Körpermassen verschwunden wäre.<br />
»Schön bist du geworden«, bekannte die Dame, »keines<br />
meiner Mädchen könnte dir das Wasser reichen.« Und sie<br />
überreichte ein prächtiges Bukett.<br />
Mafaldas Kutsche war am nächsten Tag verschwunden.<br />
Das Fest zu Ehren Margaretes dauerte eine ganze Woche<br />
lang. Noch Jahre danach war es in aller Menschen Munde.<br />
Epilog, der sagt, was aus wem geworden ist<br />
Die Geschäftsbeziehung zwischen Donna Matrona und<br />
Amelie I kam dadurch zustande, weil Erstere ihr Geschäft<br />
ausweiten wollte, sie plante, eine Kette von Freudenhäusern<br />
zu eröffnen. Dazu benötigte sie einen Kredit der königlichen<br />
Bank. Da es sich um einen Betrag handelte, der von der Höhe<br />
her über den Schreibtisch der Königin gehen musste, wurde<br />
diese auf den Namen der Donna aufmerksam, kannte sie ihn<br />
doch aus Gretas Erzählungen und sie wusste, dass diese Frau<br />
einen einflussreichen Bekanntenkreis hatte. Der Kredit wurde<br />
bewilligt mit der Auflage, dass in jedem Haus ein Büro vorhanden<br />
war, welches junge Frauen auch in andere Anstellungen<br />
vermittelte, so sie dies wollten. Da die Donna ohnehin,<br />
wenn die Mädels auf die dreißig zugingen, diese mit<br />
wohlhabenden Herren zwecks Eheschließung verkuppelte,<br />
oder sie sonst wie in ehrbaren Häusern unterbrachte, kam ihr<br />
die Idee nicht ungelegen. So kam Frau Esmeralda endlich zu<br />
einem Lehrmädchen. Später eröffnete die Donna zum Wein-<br />
auch einen Blumenhandel, der bald florierte. Noch bevor sie<br />
No. 2 • Mai 2009 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 123