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Wer genug Filme und Serien aus dem Setting gesehen hat,<br />
wird an dieser Stelle wahrscheinlich die Hand zum Mund<br />
führen, um sein Gähnen zu verbergen. Veränderte Zeitlinien<br />
gibt es im Universum der Sternenflotten-Offiziere wohl mehr,<br />
als der Edoaner an drei Händen abzählen kann, und bisher<br />
konnte man sich sicher sein, dass am Ende des Films oder der<br />
Episode durch das Eingreifen der Protagonisten selbstverständlich<br />
alles wieder seinen historisch korrekt geregelten Gang<br />
ging. Und so rechnet man als alter STAR TREK-Hase (den so<br />
schnell nichts mehr schocken kann) auch hier selbstverständlich<br />
damit, dass sich alles zum Guten … äh … Alten … na ja<br />
… also in den sattsam bekannten Hintergrund fügen wird und<br />
man sich die Zeitlinie wieder zurechtbiegt. Und wenn dann der<br />
Film sich nicht nur dem Ende nähert, sondern der Abspann<br />
dem verblüfften Kinosesselhocker gnadenlos klarmacht: »Das<br />
war's!«, dann ist man erschlagen, dass die Macher tatsächlich<br />
die Chuzpe besessen haben, »das« durchzuziehen.<br />
Im Vorfeld war zu vernehmen, dass »ein wichtiger<br />
Charakter stirbt«. Das ist auch so, wer das schrieb, kann<br />
allerdings nur über Halbwissen verfügt haben, denn viel<br />
gnadenloser ist, dass man einen der zentralen Föderationsplaneten<br />
hochdramatisch entsorgt: Vulkan fällt einer Singularität,<br />
einem schwarzen Loch, zum Opfer und mit ihm sechs<br />
Milliarden Vulkanier. Spätestens hier wird dem Kinobesucher<br />
klar: Dieser »Reset« ist ernst gemeint, J. J. Abrams macht definitiv<br />
keine halben Sachen!<br />
Was manch einem Hardcore-Fan die Zornesröte auf die Stirn<br />
treiben mag, ist ein notwendiger Kunstgriff. Seit William<br />
Shatner alias Captain Kirk zum ersten Mal in seinem Kommandantensessel<br />
sitzend über eine Mattscheibe flimmerte,<br />
sind über 40 Jahre vergangen. Man lasse sich das auf der<br />
Zunge zergehen: Über 40 Jahre. Das ist ein halbes Menschenleben,<br />
gefüllt mit der ersten Serie, diversen Filmen, und noch<br />
mehr neuen Serien, die die Geschichte der Föderation weiter<br />
geführt haben. Und die sich irgendwann in ihrem eigenen<br />
Universum festbissen und trotz aller Qualität den Eindruck<br />
erweckten, als würden sich die Macher im Kreis drehen und<br />
sich selbst laufend plagiieren. Mit jedem Jahr, mit jedem<br />
neuen Film und insbesondere mit jeder neuen Serie kamen<br />
Details hinzu, die der Trekkie im Schlaf herunterbeten konnte<br />
und die die Kreativität der Macher einschränkten, denn<br />
man musste potenziell bei neuen Drehbüchern auf alle diese<br />
Details achten.<br />
Selbst wenn ich kein Hardcore-Fan bin: Ein paar Mal habe<br />
ich mich schon über die Arroganz geärgert, mit der Rick<br />
Berman und Co. in ihren Serien offensichtlich der Ansicht<br />
waren, die Historie des fiktiven Universums einfach ignorieren<br />
zu können – und ich meine damit keine Kleinigkeiten,<br />
sondern ganz grundlegende Begebenheiten wie die Eugenischen<br />
Kriege, aus denen kein Geringerer als Khan er-<br />
No. 2 • Mai 2009 andromeda extended magazine www.sfcd.eu • p. 43