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Biologische Therapien und Krebs - the European Oncology Nursing ...

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Fallstudie – IL-2<br />

Peter Brown ist ein 46jähriger Mann, bei dem kürzlich ein Nierenzellkarzinom<br />

diagnostiziert wurde. Bei der Diagnosestellung wurden eine 6x10cm grosse Tumormasse<br />

an seiner rechten Niere <strong>und</strong> Metastasen in beiden Lungen festgestellt. Herr Brown wurde<br />

an einen Onkologen überwiesen, der ihm als beste Behandlung in seinem Stadium IL-2<br />

empfahl.<br />

Nach dem Gespräch mit dem Onkologen hatte Herr Brown ein Gespräch mit der<br />

Onkologie-Pflegefachfrau, welche mit ihm das Behandlungsschema <strong>und</strong> die zu<br />

erwartenden Nebenwirkungen besprach. Er wurde auch instruiert darüber, was er selber<br />

zu einem guten Gelingen dieses Behandlungszyklus beitragen könnte. Diese Ratschläge<br />

beinhalteten Informationen über die Nahrungs- <strong>und</strong> Flüssigkeitseinnahme, weil<br />

Appetitlosigkeit zu den häufigen Nebenwirkungen dieser Therapie gehört. Auch wurde<br />

ihm gesagt, wie er mit einer allfälligen Übelkeit umgehen könnte, <strong>und</strong> er wurde bezüglich<br />

Hautpflege beraten. Eine häufige Nebenwirkung von IL-2 ist trockene, schuppige Haut mit<br />

Juckreiz. Herr Brown erhielt eine pflegende Creme <strong>und</strong> eine wasserlösliche Pflegeseife.<br />

Diese helfen, die Haut gut befeuchtet zu erhalten <strong>und</strong> so W<strong>und</strong>sein, Hautrissen <strong>und</strong><br />

trockenem Schuppen vorzubeugen. Bei Juckreiz könnte eine feuchtigkeitsreiche Creme mit<br />

Menthol <strong>und</strong> ein Antihistaminikum verordnet werden.<br />

Bevor die Infusion von IL-2 begonnen wurde, wurden die Vitalzeichen wie Temperatur, Puls,<br />

Atemfrequenz, Blutdruck <strong>und</strong> zentraler Venendruck (ZVD) gemessen. Dies wurde alle vier<br />

St<strong>und</strong>en wiederholt. Zusätzlich wurden auch die Flüssigkeitseinnahme <strong>und</strong> die<br />

Ausscheidung gemessen <strong>und</strong> bilanziert. Der Patient wurde über die Wichtigkeit einer<br />

sorgfältigen Überwachung, um Nebenwirkungen früh feststellen <strong>und</strong> behandeln zu können,<br />

informiert.<br />

Bei Beginn der IL-2-Infusion bekam er ein orales nicht-steroidales entzündungshemmendes<br />

Medikament. Dies wird als Prophylaxe gegen Fieber eingesetzt <strong>und</strong> dem Patienten<br />

während der Behandlung weiterhin verabreicht. Ungefähr 2 St<strong>und</strong>en nach Beginn der<br />

Infusion begann er zu frieren <strong>und</strong> zu zittern. Die Temperatur betrug 36ºC. Das Zittern<br />

entwickelte sich zu einem Schüttelfrost. Als dieser mehr als 20 Minuten andauerte, bekam<br />

Herr Brown 12,5mg Pethidin i.v. Dies stoppte den Schüttelfrost schnell, <strong>und</strong> die Temperatur<br />

betrug nun 38,5ºC. Er erhielt 1g Parazetamol, um die Temperatur zu senken.<br />

An Tag 3 seiner Behandlung sah Herrn Browns Gesicht aufgedunsen aus <strong>und</strong> er beklagte<br />

sich darüber, dass sich seine Kleider eng anfühlten. Sein Körpergewicht war in den letzten<br />

24 St<strong>und</strong>en über 5% angestiegen <strong>und</strong> seine Flüssigkeitsbilanz zeigte, dass er eine<br />

Plusbilanz von 3 Litern hatte, mit einer verminderten Ausscheidungsmenge. Er war leicht<br />

hypoton (100/60mmHg) <strong>und</strong> tachycard bei 105 Schlägen pro Minute. Die ZVD-Messung<br />

ergab 1cmH 2 O (Normalwert 5–8cmH 2 O). Es wurde ein capillary leak syndrome<br />

diagnostiziert, welches einen Mangel an intravaskulärer Flüssigkeit zur Folge hatte. Seine<br />

aktuellen Bluttests wurden engmaschig kontrolliert <strong>und</strong> zeigten einen erhöhten<br />

Harnstoffwert <strong>und</strong> zu niedrige Serum-Albumin-Werte, was die Diagnose bestätigte. So<br />

wurden 200mL konzentrierte Albuminlösung (Albumin 20%) verordnet <strong>und</strong> über eine<br />

St<strong>und</strong>e inf<strong>und</strong>iert. Nachher betrug der ZVD 4,5cmH 2 O <strong>und</strong> der Blutdruck war auf 130/80<br />

gestiegen. Auch seine Urinausscheidung verbesserte sich anhaltend. Am Tag 5 war die<br />

Infusion beendet, ohne dass er noch weitere ernste Nebenwirkungen hatte.<br />

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