Wir bleiben draußen!
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Vorwort<br />
6<br />
einem Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />
vom 24. Mai 2002 die »Sicherung des Schulbesuchs<br />
aller Kinder und Jugendlichen durch die<br />
Einführung der Schulpflicht auch für Kinder von<br />
Asylbewerbern« angeregt. Bisher wurde diese<br />
Anregung in mehreren Bundsländern jedoch<br />
ignoriert.<br />
unentgeltlich machen;...« Die in mehreren Bundesländern<br />
festgelegte Ausgrenzung von Flüchtlingskindern<br />
aus der Schulpflicht ist also auch ein<br />
eindeutiger Verstoß gegen die Kinderrechtskonvention.<br />
Sicher ist die Frage der Schulpflicht nur ein<br />
Aspekt der Frage der sinnvollen Beschulung von<br />
terre der hommes<br />
Bildungschancen<br />
dürfen nicht vom<br />
Aufenthaltstatus<br />
abhängen: Kinder in<br />
einem durch terre<br />
des hommes geförderten<br />
Projekt in<br />
Weiden<br />
Zweitens sind differenzierte statistische Informationen<br />
über die Bildungssituation von Flüchtlingskindern<br />
in Deutschland kaum vorhanden.<br />
Nach Auskunft des Ausländerzentralregisters<br />
hielten sich am 31.12.2003 insgesamt 248.734<br />
Flüchtlingskinder in Deutschland auf, 186.219<br />
davon waren zwischen sechs und 17 Jahre alt.<br />
20.948 befanden sich im Asylerstverfahren und<br />
55.610 im Besitz einer Duldung. Es leben also<br />
über 76.000 Kinder und Jugendliche mit einem<br />
unsicheren Aufenthaltsstatus in Deutschland,<br />
viele davon in Bundesländern, in denen sie nicht<br />
schulpflichtig sind. Wie viele dieser Kinder trotzdem<br />
die Schule besuchen, wie viele unregelmäßig<br />
gehen und wie viele ganz weg<strong>bleiben</strong>, war jedoch<br />
nicht herauszufinden.<br />
Die auf den ersten Blick einfach erscheinende<br />
Thematik führt also auf ein komplexes Terrain,<br />
von dem die vielen Seiten der vorliegenden juristischen<br />
Expertise Zeugnis ablegen.<br />
Lernen für´s Leben<br />
Mit der vorliegenden juristischen Expertise will<br />
terre des hommes einen Beitrag zur Gleichbehandlung<br />
aller Kinder in Deutschland leisten. Bildung<br />
kann kein Lottogewinn sein, sondern sie ist<br />
ein grundsätzliches Kinder- und Menschenrecht.<br />
Dies formuliert auch die Kinderrechtskonvention.<br />
In Artikel 28 I heißt es: »Die Vertragsstaaten<br />
erkennen das Recht des Kindes auf Bildung an;<br />
um die Verwirklichung dieses Rechts auf der<br />
Grundlage der Chancengleichheit fortschreitend<br />
zu erreichen, werden sie insbesondere ... a) den<br />
Besuch der Grundschule für alle zur Pflicht und<br />
Flüchtlingskindern – allerdings ein zentraler:<br />
Wenn Schulpflicht für Flüchtlingskinder existiert,<br />
sind die Kultusministerien eher angehalten, sich<br />
auch über das Wie der Beschulung Gedanken zu<br />
machen – über Sprachförderunterricht, über<br />
Lehrerfortbildung, über die Vorbereitung von<br />
Quereinsteigern, über pädagogische Konzepte für<br />
diese Kinder. Ihren Zugang zum deutschen Bildungssystem<br />
zu gewährleisten, ist ein erster wichtiger<br />
Schritt.<br />
Die Einsicht, dass das Kinderrecht auf Bildung<br />
nicht vom Aufenthaltsstatus abhängig gemacht<br />
werden darf, könnte den Paragraphen-Dschungel<br />
in den Bundesländern erheblich vereinfachen.<br />
Der Zeitpunkt für eine Überarbeitung der Rechtsquellen<br />
in diesem Sinne ist gut, da bestehende<br />
Gesetze und Verwaltungsvorschriften zum Teil<br />
sowieso an das neue Zuwanderungsgesetz und<br />
seine Aufenthaltstitel angepasst werden müssten.<br />
Und: Die Kultusminister der Länder könnten zeigen,<br />
dass sie in der Lage sind, an Punkten zusammenzuarbeiten,<br />
wo 16 Sonderwege keinen Sinn<br />
machen. terre des hommes fordert deshalb die<br />
Länderregierungen und die Kultusministerkonferenz<br />
auf, den verlässlichen Zugang zu Schulbildung<br />
auch für alle Flüchtlingskinder zu gewährleisten<br />
und die Schulpflicht als grundlegendes<br />
Kinderrecht unabhängig vom Aufenthaltsstatus<br />
zu verankern.<br />
Dr. Iris Stolz<br />
Referentin Flüchtlingskinder<br />
terre des hommes Deutschland e.V.