Blended Shelf - Human-Computer Interaction - Universität Konstanz
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Umfeld<br />
„Eine weitere Gefahr beschwören die notorischen Schmökerer und Neuigkeitsjäger herauf,<br />
die sich grundsätzlich für alles interessieren und die alle Bücher, die beim Anblättern<br />
ihre Neugierde erwecken, mitnehmen und lesen wollen.“ [8]<br />
KLUTHS und BAUHUIS‘ Diskussion liest sich heutzutage recht amüsant, da sie an vielen Stellen von<br />
der Angst vor unmündigen, ja geradezu unfähigen und schmarotzenden Nutzern geprägt ist, die den<br />
Arbeitsaufwand in Bibliotheken erhöhen könnten. Nichtsdestotrotz lassen sich andere Nachteile<br />
des Regal-Browsings nicht so einfach ignorieren. So können Werke entliehen und damit nicht<br />
direkt verfügbar sein. [1] Dies mag für den Nutzer einerseits nur ärgerlich sein, kann aber auch zu<br />
der Fehlinterpretation führen, dass ein Nutzer nichtverfügbare Medien als nichtexistent wahrnimmt,<br />
sofern er keine Recherche mittels eines anderen Nachweisinstrumentes durchführt. [2] Ein weiterer<br />
Nachteil kann durch die Größe des Bestandes entstehen: Verfügt die Bibliothek über sehr umfangreiche<br />
Bestände, kann sich das Stöbern im Regal gerade für unerfahrene Bibliotheksnutzer zur<br />
langwierigen und mühsamen Aktion entwickeln. [1] Einen weiteren Kritikpunkt der ernst genommen<br />
werden sollte, fasst BOLL unter der Überschrift „<strong>Shelf</strong> Browsing: Insufficient Retrieval for<br />
Serious Research“ zusammen. Er analysiert mehrere Studien, die belegen, dass in amerikanischen<br />
Bibliotheken die Ressourcen oft in falschen, zu weit oder zu eng gefassten Kategorien klassifiziert<br />
werden und so beim Browsen für den Nutzer nicht auffindbar sind, da sie nicht an der Stelle auftauchen,<br />
wo er sie erwartet. [13] Inwiefern diese Studienergebnisse heute noch gelten und ob sie<br />
sich auf die deutschen Klassifikationsverfahren übertragen lassen, ist unklar. Es leuchtet aber ein,<br />
dass eine systematische Aufstellung mit einer klaren Einfachzuordnung der Medien [24] komplexe<br />
inhaltliche Zusammenhänge nicht vollständig abbilden kann.<br />
Wesentlich ist also, dass man dem Nutzer nicht suggeriert, er könne mit dem Regal-Browsing oder<br />
einer Adaption davon, eine vollständige Literaturrecherche ersetzen. Der Entwurf des BS muss also<br />
berücksichtigen, dass das Regal-Browsing als Ergänzung zu einem klassischen OPAC oder RDS<br />
dient, oder er sollte eine fundierte Katalogrecherche nach inhaltlichen und formalen Kriterien<br />
enthalten. Des Weiteren können Nachteile, wie die Absenz entliehener Medien oder die unübersichtliche<br />
Menge der angebotenen Informationen, durch digitale Möglichkeiten aufgefangen oder<br />
wenigstens abgeschwächt werden.<br />
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