Verordnungsblatt - Erzdiözese Salzburg
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Und wenn es in der dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen<br />
gentium“ in Art. 8 heißt, dass die Kirche seit apostolischer Zeit bis<br />
heute eine „complexa realitas“ sei, dann feiern wir am heutigen Tag<br />
diese „vielschichtige Wirklichkeit“ – diese „komplexe Realität“ von<br />
göttlichem und menschlichem, von zeitbedingtem und auf Bleibendes<br />
ausgerichtetem, von zeitgeistig beeinflusstem und vom Heiligen Geist<br />
über Höhen und Tiefen geführtem Substrat.<br />
Als Katholiken gehen wir im Einklang mit den päpstlichen Dokumenten<br />
(Pauls VI. und Johannes Pauls II. wie auch bereits Benedikts XVI.)<br />
von einem dynamischen Traditionsbegriff aus, der darauf abzielt, dass<br />
unsere Kultur niemals etwas in historischen Bedingtheiten Versteinertes<br />
und somit zum Traditionalismus Gewordenes ist, sondern vielmehr<br />
immer etwas von einem innovativen Geist Geprägtes bleibt, eben<br />
„Erbe und Auftrag“.<br />
Wir sind nicht allein „Verwalter der Vergangenheit“ und somit nur<br />
„Custodes“ eines Weltkulturerbes, sondern treuhänderisch berufene<br />
„Administratores“ und „Dispensatores“ unverzichtbarer Werte und<br />
bleibender Güter, die über den materiellen Gehalt hinaus eine Kostbarkeit<br />
geistiger und geistlicher Werte darstellen, die es „mit der Sorgfalt<br />
eines guten Hausvaters“ zu verwalten gilt.<br />
Das über Jahrhunderte hinweg bestehende ungebrochene Bemühen<br />
der Kirche von <strong>Salzburg</strong> um Bewahrung und sorgfältige Tradierung<br />
kostbarer Urkunden ist immer mit konkreten Persönlichkeiten verbunden:<br />
im zwanzigsten Jahrhundert stehen dafür hoch angesehene<br />
und um das archivalische Erbe höchst verdiente Männer wie Christian<br />
Greinz, Franz Xaver Traber, Ernst Wenisch, Hans Spatzenegger, und<br />
unser derzeitiger umtriebiger Ernst Hintermaier.<br />
Nicht minder sind an seiner Seite die mit größter Empathie für das erzbischöfliche<br />
Archivwesen beseelten Frauen zu würdigen; unserer „Archivfamilie“<br />
– ich erlaube mir dies so zu sagen, weil ich seit mehr als<br />
drei Jahrzehnten ihr herzlich und dankbar verbunden bin – unserer<br />
„Archivfamilie ist an diesem Festtag aufrichtige Dankbarkeit und Bewunderung<br />
entgegenzubringen. Diese Dankbarkeit und Bewunderung<br />
darf durchaus auch hörbar gemacht werden.<br />
„Erbe und Auftrag im Spannungsfeld von Kirche und Staat“ – so<br />
wurde der Titel für meine Festrede gewählt:<br />
Die „Päpstliche Kommission für die Kulturgüter der Kirche“ hat in<br />
ihrem Dokument vom 2. Februar 1997 eine Anzahl von Gesichtspunkten<br />
benannt, die für unser Archiv von wegweisender Bedeutung sind: