Synchrones Modellieren - artecLab - Universität Bremen
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etrachtenden Standpunkt. Dem entsprechend existieren zwei unterschiedliche, miteinander<br />
verflochtene Grundhaltungen, die wiederum entscheidende Veränderungen des Umgangs mit<br />
Computer nach sich ziehen.<br />
Entgegen dem im Virtual Reality Konzept verfolgten Grundsatz der vollständigen Integration<br />
der Benutzenden wird hier eine eingeschränkte, indirekt vermittelte Wahrnehmung aufgrund<br />
der Nähe zur dinglichen Umgebung von vorn herein unterbunden. Die gesamten rezepto-<br />
rischen Fähigkeiten des Menschen kommen dem angestrebten Prozeß der Erkenntnisge-<br />
winnung zugute, während eine für die computergestützten Simulation erforderliche Ab-<br />
straktion von Welt erst im Zuge der Informationsaufnahme und -analyse am Rechner erfolgt.<br />
Da das daraus resultierende Ergebnis jedoch primär einer reflektierenden und analytischen<br />
Betrachtung dient, ist die so entstandene Kluft zwischen Realität und idealisierter<br />
Nachbildung beabsichtigt und unproblematisch.<br />
Bezüglich des den Akteuren zur Verfügung stehenden Interaktionsraumes realisiert der Real<br />
Reality Ansatz ein Prinzip der Offenheit. Eine gekapselte, von der Wirklichkeit abgewandte<br />
künstliche Umgebung, wie sie in vielen virtuellen Welten angestrebt wird, ist hier nicht ge-<br />
fordert. Sie würde dem Akt des kreativen Denkens sogar im Wege stehen, zumal die Be-<br />
nutzungsschnittstelle solcher Systeme primär auf das Erkunden vorgegebener Zusammen-<br />
hänge ausgerichtet ist und die derzeit verfügbaren Interaktionstechniken als eher primitiv zu<br />
bezeichnen sind ([Fol1987], S. 101). Statt dessen arbeitet die Schnittstelle quasi autark bzgl.<br />
des zu erzeugenden computerinternen Simulationsmodells:<br />
„Der Mensch bleibt in seiner gewohnten gegenständlichen Welt situiert, erfährt<br />
die Sperrigkeit des Materials und macht weiterhin durch Berührung seine<br />
Erfahrung mit den Gegenständen. Der synchrone Übergang vom Gegenständlichen<br />
zum virtuellen Modell ermöglicht ihm, das Computermodell unmittelbar<br />
mit dem gegenständlichen Modell zu vergleichen und die unvermeidlichen<br />
Differenzen zwischen beiden deutlich zu erkennen.“ ([Rob1997], S. 171)<br />
Auch hinsichtlich der Bildung und Verifikation eines mentalen Modells bietet Real Reality<br />
gegenüber Virtual Reality und Direct Manipulation Konzepten eine vorteilhafte Aus-<br />
gangslage. Die durch den direkten Umgang mit dem Material gewonnenen subjektiven<br />
Eindrücke eröffnen den unmittelbaren Zugang zu einem konkreten Sachverhalt und tragen<br />
gleichzeitig zum Gewinn einer durchgehend wirklichkeitsgetreuen Anschauung bei:<br />
„Der sinnlichen Wahrnehmung und Überprüfung realstofflicher Phänomene wird<br />
eine zentrale Bedeutung für das Begreifen und Beurteilen komplexer Zusammenhänge<br />
zuerkannt.“ ([EUG@], Motivation)<br />
Das manuelle Greifen steht demzufolge in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Vorgang<br />
des gedanklichen „Begreifens“. Die Erfahrung von Sinnlichkeit und die unscheinbare<br />
Existenz alltäglicher Gesetzmäßigkeiten ist dem menschlichen Denken und Handeln<br />
vorangestellt und prägt die Gestalt des individuellen, mentalen Weltbildes erheblich.<br />
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