25.05.2014 Aufrufe

An Frau Prof - Plansprachen.ch

An Frau Prof - Plansprachen.ch

An Frau Prof - Plansprachen.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

11<br />

Am III. SAT-Kongress in Kassel (Deuts<strong>ch</strong>land) des Jahres 1923 nahm erstmals eine SĖSS-<br />

Delegation mit Drezen, Nekrasov, Demidjuk und Futerfas teil. Dabei wurde der Versu<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t, die<br />

SAT an die Komintern heranzuführen. Lanti zog jedo<strong>ch</strong> die Unabhängigkeit seiner Organisation vor.<br />

In seiner Abs<strong>ch</strong>lussrede lenkte Drezen ein und gestattete den Mitgliedern seiner Organisation do<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong>, mit den Kommunisten, <strong>An</strong>ar<strong>ch</strong>isten und Mitgliedern anderer Parteien die gemeinsame Esperanto-Tätigkeit<br />

fortzusetzen. 33 Denno<strong>ch</strong> fand Ende 1923 bei Demidjuk und Nekrasov aufgrund einer <strong>An</strong>frage<br />

der Hauptverwaltung für Literatur eine Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung statt, um den Verda<strong>ch</strong>t auf anar<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e<br />

Tendenzen der Zeits<strong>ch</strong>rift La nova epoko zu überprüfen. <strong>An</strong>fang 1924 wurde Drezen selbst aus<br />

der RKP(b) auges<strong>ch</strong>lossen, na<strong>ch</strong> offizieller Lesart aufgrund seiner früheren <strong>An</strong>gehörigkeit (bis August<br />

1918) zur Partei der linken Sozialrevolutionäre (esery), wegen seines „bürgerli<strong>ch</strong>en“ Lebensstils und<br />

wegen der angebli<strong>ch</strong>en Verna<strong>ch</strong>lässigung der Parteiaktivität dur<strong>ch</strong> ihn. Drezen s<strong>ch</strong>rieb diese Intrigen<br />

den Idisten zu, von denen es in der Komintern einige gab (Stepanov vermutete, dass aber au<strong>ch</strong> Demidjuk<br />

dahintergestanden haben könnte). Na<strong>ch</strong>dem Drezen si<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>wert hatte, wurde er s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

wieder in die Partei aufgenommen.<br />

A. Lunačarskij über Esperanto<br />

Am 26. Juli 1925 wurde von Adam Iodko der II. Kongress der SĖSS im Namen des ZK der<br />

SĖSS eröffnet. <strong>An</strong> ihm nahmen 83 Delegierte teil, die 64 lokale Organisationen vertraten. <strong>An</strong>gereist<br />

kamen 50 Delegierte aus vers<strong>ch</strong>iedenen Regionen der RSFSR, der Ukraine sowie aus Weissrussland,<br />

Sibirien und Zentralasien. Unter den Delegierten befanden si<strong>ch</strong> 6 Arbeiter, 48 Werktätige, 23 Studenten,<br />

3 Armeeangehörige, 21 Mitglieder der Kommunistis<strong>ch</strong>en Partei (Bols<strong>ch</strong>ewiki), 4 <strong>An</strong>gehörige des<br />

Komsomol und 58 Parteilose. Als Vertreter der Nationalitäten waren 64 Russen, 7 Juden, 4 Weissrussen,<br />

3 Polen, 2 Letten, und je 1 Ukrainer und Armenier zugegen. Bei der Eröffnung des Kongresses<br />

zählte die SĖSS 3500 Mitglieder aus 254 Orts<strong>ch</strong>aften des Landes, von denen 1852 den Beitrag eingezahlt<br />

hatten. 34 Zum Gedenken an den inzwis<strong>ch</strong>en verstorbenen V.I. Lenin (am 21. Januar 1924) erhoben<br />

si<strong>ch</strong> die Delegierten und stimmten ein Trauerlied an. Später unterbra<strong>ch</strong>en sie eine Arbeitssitzung<br />

und begaben si<strong>ch</strong> zum Leninmausoleum auf dem Roten Platz. 35 Als Ehrenvorsitzende des Kongresses<br />

wurden <strong>An</strong>atolij Lunačarskij, Henri Barbusse und der japanis<strong>ch</strong>e Vertreter im Exekutivkomitee der<br />

Komintern, Sen-Katajama, alles Befürworter des Esperanto, gewählt. 36 Während seines Besu<strong>ch</strong>s der<br />

Stadt Kazan’ <strong>An</strong>fang Oktober 1925 hatte Lunačarskij über Esperanto gesagt, dass die Haltung des<br />

Narkompros gegenüber der internationalen Spra<strong>ch</strong>e Esperanto freundli<strong>ch</strong> (russ. družestvennoe) sei,<br />

dass die Spra<strong>ch</strong>e Esperanto an den Arbeiters<strong>ch</strong>ulen als fakultatives Fa<strong>ch</strong> zugelassen worden sei und<br />

dass die Esperanto-Kurse ni<strong>ch</strong>t behindert würden. Ferner sagte der Volkskommissar, dem eine gute<br />

gegenseitige Verständigung zwis<strong>ch</strong>en den Völkern offenbar am Herzen lag: „I<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>e von Herzen,<br />

dass die Arbeit der Esperantisten diesen Prozess erlei<strong>ch</strong>tern.“ 37<br />

In seiner kurzen Kongressanspra<strong>ch</strong>e erinnerte Drezen daran, dass „Russland“ die Heimat des<br />

Esperanto sei, denn als 1887 das allererste Esperanto-Bü<strong>ch</strong>lein Zamenhofs ers<strong>ch</strong>ien, seien es vor allem<br />

33<br />

Drezen verdä<strong>ch</strong>tigte Lanti, dass er Nekrasovs und Demidjuks Integration in die SĖSS nur deshalb unterstützte, weil er<br />

damit geplant habe, die Führung der SĖSS zu übernehmen. (s. Drezen 1932).<br />

34<br />

Krasnikov, S. 29. Im September 1923 zählte die SĖSS 2436 Mitglieder, von denen fast niemand den Mitgliedsbeitrag<br />

bezahlt hatte. Im September wurden bereits 1453 und per 25. Juli 1925 1852 Beitragszahlende registriert.<br />

35<br />

Sovetskij Ėsperantist, Nr. 9-10/1925, S. 25. Das Bjulleten’ CK SĖSS wurde Ende 1924 in Sovetskij Ėsperantist umbenannt.<br />

Davon ers<strong>ch</strong>ienen 1925 neun Ausgaben. Seit Oktober 1925 wurde die Zeits<strong>ch</strong>rift Meždunarodnyj jazyk / Internacia Lingvo<br />

das Organ der SĖSR. Im Oktober 1926 begann das Organ Izvestija CK SĖSR zu ers<strong>ch</strong>einen. In den Jahren 1926-37 hatten die<br />

Periodika der SĖSR bereits Ers<strong>ch</strong>einungsengpässe zu verkraften und wurden mit grosser Verspätung ausgeliefert.<br />

36<br />

Sovetskij Ėsperantist, Nr. 9-10/1925, S. 6.<br />

37<br />

Sovetskij Ėsperantist, Nr. 9-10/1925, S. 11. Lunačarskij begrüsste die Einführung des Lateinalphabets bei den Spra<strong>ch</strong>en<br />

des Ostens und diskutierte die Frage der Reform au<strong>ch</strong> bezogen auf die russis<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e, denn er hielt die Einführung der<br />

Lateins<strong>ch</strong>rift für das Russis<strong>ch</strong>e für unumgängli<strong>ch</strong> (s. http://miresperanto.com/o_russkom_jazyke/ luna<strong>ch</strong>arskij.htm. Das<br />

Thema wurde au<strong>ch</strong> in Meždunarodnyj jazyk abgehandelt (s. http://an no.onb.ac.at/cgicontent/anno?aid=e2b&datum=19300101&seite=33&zoom=33.).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!