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An Frau Prof - Plansprachen.ch

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nur dem Esperanto sei es bisher gelungen, eine gewisse <strong>An</strong>zahl von Spre<strong>ch</strong>ern um si<strong>ch</strong> zu s<strong>ch</strong>aren. Ein<br />

weiterer spezieller Punkt liege für Esperanto darin begründet, dass die meisten Kunstspra<strong>ch</strong>e-<br />

<strong>An</strong>hänger ausgere<strong>ch</strong>net der Spra<strong>ch</strong>e Zamenhofs instinktiv die Treue hielten, als einige Reformer mit<br />

der Absi<strong>ch</strong>t auftraten, Esperanto zu verbessern oder neue Projekte zu begründen.<br />

Bei einer objektiven Beurteilung aller existierenden Projekte der internationalen Spra<strong>ch</strong>e müsse<br />

man jedo<strong>ch</strong> feststellen, dass es niemanden gibt und es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> sei, jemanden zu finden, der<br />

die theoretis<strong>ch</strong>e Frage lösen könnte, das ri<strong>ch</strong>tige System und die geeigneten Formen für die internationale<br />

Spra<strong>ch</strong>e zu bestimmen. Jede Ents<strong>ch</strong>eidung, die von einer sol<strong>ch</strong>en einzelnen Person getroffen<br />

würde, wäre grösstenteils abstrakt und rational und würde als Argument ni<strong>ch</strong>t die Unterstützung aller<br />

Beteiligten finden, mit dem diese aufgrund der Erfahrung mit der historis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>planung zu überzeugen<br />

wären.<br />

Während die Wissens<strong>ch</strong>aftler, Theoretiker und Spezialisten keine Übereinstimmung finden<br />

könnten, was die definitiven und theoretis<strong>ch</strong> vorzuziehenden Formen der internationalen Spra<strong>ch</strong>e betrifft,<br />

s<strong>ch</strong>reite die praktis<strong>ch</strong>e Planung der neuen Spra<strong>ch</strong>e auf ihre Art und Weise voran. Beim Prozess<br />

der kollektiven Spra<strong>ch</strong>planung, der von allen Benutzern, die diese internationale Spra<strong>ch</strong>e benötigen,<br />

beeinflusst werde, würden die offendkundigsten, überzeugendsten und geeignetsten Formen eruiert<br />

und gestaltet und in den entspre<strong>ch</strong>enden Wörterbü<strong>ch</strong>ern festgehalten werden.<br />

Bisher seien alle existierenden Spra<strong>ch</strong>en nur als Produkt einer kollektiven Planung dur<strong>ch</strong> diejenigen<br />

Personen entstanden, die sie benötigt hätten. Im Prinzip gäbe es in dieser Hinsi<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> bei der<br />

internationalen Hilfsspra<strong>ch</strong>e keine Ausnahme. Drezen bezweifelte, dass eine internationale Spra<strong>ch</strong>e als<br />

Produkt einer Büroarbeit von einer oder von einzelnen Personen ers<strong>ch</strong>affen werden kann, selbst wenn<br />

es si<strong>ch</strong> um hervorragende Wissens<strong>ch</strong>aftler und Spezialisten handle. Eine sol<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e könne nur als<br />

Resultat einer kollektiven Übung und kraft des Experiments, ausgeführt von denjenigen Personen, die<br />

diese Spra<strong>ch</strong>e verwenden, entstehen. Esperanto habe im Prinzip ni<strong>ch</strong>t nur diese Phase bereits dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ritten,<br />

sondern seine Entwicklung sei im Grunde au<strong>ch</strong> völlig identis<strong>ch</strong> mit der Erfahrung sämtli<strong>ch</strong>er<br />

natürli<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>en verlaufen. Der Hauptunters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en Esperanto und den natürli<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>en<br />

bestehe eigentli<strong>ch</strong> nur darin, dass Esperanto als ni<strong>ch</strong>t-natürli<strong>ch</strong>e Hilfsspra<strong>ch</strong>e, als zweite Spra<strong>ch</strong>e<br />

für alle, die sie verwenden, vor allem als s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> genutzte Bü<strong>ch</strong>erspra<strong>ch</strong>e existiere und keine Volksspra<strong>ch</strong>e<br />

sei. Die fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>e Verbindung mit der Literatur habe aber au<strong>ch</strong> die positive Konsequenz<br />

gezeitigt, dass Esperanto ni<strong>ch</strong>t in Dialekte zerfallen sei (wegen der sozialen und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Differenzierung der Mens<strong>ch</strong>heit sei ein Zerfall der internationalen Spra<strong>ch</strong>e in Dialekte aber ni<strong>ch</strong>t<br />

ausges<strong>ch</strong>lossen). Die immer grösser werdende Zahl von Esperantisten und die zunehmende Praxis mit<br />

dem Esperanto ziehe immer mehr Personenkreise an, die si<strong>ch</strong> für die internationale Spra<strong>ch</strong>e interessiert<br />

zeigten. Dies sei für die kollektive Planung der neuen internationalen Spra<strong>ch</strong>e förderli<strong>ch</strong>. So dringe<br />

Esperanto immer häufiger in die breiten Massen, d.h. in diejenigen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten ein, die die Notwendigkeit<br />

eines gemeinsamen Kommunikationsmittels am stärksten verspürten und ein sol<strong>ch</strong>es für ihre<br />

Bedürfnisse und Ziele au<strong>ch</strong> verwendeten. Auf diese Weise entwickle si<strong>ch</strong> Esperanto als eine von<br />

Zamenhof ges<strong>ch</strong>affene Spra<strong>ch</strong>e zu einer lebendigen, vielfältigen und rei<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e, die die Erfordernisse<br />

der modernen Te<strong>ch</strong>nik und Kultur immer mehr erfülle.<br />

Was die Rolle und Funktion konkurrierender <strong>Planspra<strong>ch</strong>en</strong> betreffe, sah Drezen dur<strong>ch</strong>aus au<strong>ch</strong><br />

Vorteile. So würden diese mit ihrem Spra<strong>ch</strong>material dazu beitragen, die Auswahl der Elemente der<br />

internationalen Spra<strong>ch</strong>e zu erlei<strong>ch</strong>tern und neue Wege der Spra<strong>ch</strong>planung aufzeigen. Auf diese Weise<br />

liessen si<strong>ch</strong> die besten Elemente von einem System ins andere übertragen und die internationale Spra<strong>ch</strong>e<br />

würde so berei<strong>ch</strong>ert. Die anderen Systeme hätten bisher aber keine Bedrohung für die Weiterentwicklung<br />

des Esperanto dargestellt, no<strong>ch</strong> würden sie Esperanto verdrängen. Nur Interlingua (eigtl.<br />

Latino sine flexione, 1903), Ido (1908) und Occidental (1922) hätten als Reformplanspra<strong>ch</strong>en eine<br />

gewisse Bedeutung erlangt und etwa 10 Prozent der Esperantisten absorbiert. Während diese Spra<strong>ch</strong>en<br />

für die kollektive Arbeit am Esperanto einen gewissen Nutzen bringen könnten, spielten sie für die<br />

massenhafte Verwendung aber kaum eine Rolle, weil die Einführung von Reformen per Dekret ihnen

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