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An Frau Prof - Plansprachen.ch

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1.1.1. Zur Spra<strong>ch</strong>philosophie und Spra<strong>ch</strong>politik Ė.K. Drezens<br />

Die folgende Charakterisierung von Ė.K. Drezens spra<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en, spra<strong>ch</strong>politis<strong>ch</strong>en und<br />

spra<strong>ch</strong>philosophis<strong>ch</strong>en <strong>An</strong>si<strong>ch</strong>ten und Auffassungen basiert auf seinen Artikeln ‚Opyt materialističeskogo<br />

obosnovanija voprosa’ (abgedruckt im Bu<strong>ch</strong> ‚Za vseobščim jazykom. Tri veka iskanij‘ von<br />

1928) und ,Puti oformlenija i rasprostranenija meždunarodnogo jazyka (veröffentli<strong>ch</strong>t in Izvestija CK<br />

SĖSR 1-2/1928). 180 Die Esperanto-Version liegt in der Bros<strong>ch</strong>üre ‚La vojoj de formiĝo kaj disvastiĝo<br />

de la Lingvo Internacia’ (Leipzig 1929) vor.<br />

Die Spra<strong>ch</strong>philosophie Ė.K. Drezens geht von der Grundannahme aus, dass das künftige<br />

Weltwirts<strong>ch</strong>aftssystem vom Plan bestimmt wird. Damit hänge die logis<strong>ch</strong>e Notwendigkeit zusammen,<br />

dass die Mens<strong>ch</strong>heit zur kollektiven Zusammenarbeit findet und dass die Internationalisierung der<br />

We<strong>ch</strong>selbeziehungen zwis<strong>ch</strong>en den Mens<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong>setzen wird. Zweitens bedeutet (für ihn) die<br />

Staatsspra<strong>ch</strong>e eines Landes ein grundlegendes Element des staatli<strong>ch</strong>en kapitalistis<strong>ch</strong>en Systems, das<br />

innerhalb eines Staates für die staatli<strong>ch</strong>en Strukturen und die Bürger als obligatoris<strong>ch</strong> gilt und zwar<br />

unabhängig davon, ob es um eine Mutterspra<strong>ch</strong>e für diese Bürger geht oder ni<strong>ch</strong>t. Diese Spra<strong>ch</strong>e diene<br />

au<strong>ch</strong> als Waffe auf dem Markt im Konkurrenzkampf mit dem Ausland. Entspre<strong>ch</strong>end der Entfaltung<br />

des künftigen internationalen Systems werde für die Weltwirts<strong>ch</strong>aft, die Te<strong>ch</strong>nik und die Ideologie<br />

eine allgemeine Weltspra<strong>ch</strong>e (vseobščij mirovoj jazyk) von Bedarf sein. Die Frage einer sol<strong>ch</strong>en allgemeinen<br />

Weltspra<strong>ch</strong>e (obščij mirovoj jazyk) sei unauswei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> und müsse kraft der herrs<strong>ch</strong>enden<br />

Umstände gestellt werden.<br />

Die Spra<strong>ch</strong>e verstand Drezen einerseits als eine physiologis<strong>ch</strong>e Kombination von Tönen und<br />

Tonzusammenstellungen (vgl. Loja oben), die den Mens<strong>ch</strong>en bei ihren gegenseitigen Beziehungen<br />

dient. <strong>An</strong>dererseits begriff er die Spra<strong>ch</strong>e als ein Element, das die Arbeitsprozesse, die Arbeiter und<br />

Arbeitervereinigungen und -kollektive unterstützt. Die Spra<strong>ch</strong>e sei ein Instrument, das zu den einen<br />

oder anderen Produktionserfolgen beitrage.<br />

Na<strong>ch</strong>dem si<strong>ch</strong> während eines sehr langen Arbeitsprozesses die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>en herausgebildet<br />

hätten (Drezen bes<strong>ch</strong>reibt diesen Prozess ausführli<strong>ch</strong>, bei dem nur das Kriterium der Arbeit<br />

von Relevanz war), sei es es zu einer Assimilation bzw. Vers<strong>ch</strong>melzung der Spra<strong>ch</strong>en gekommen,<br />

bei der neue Spra<strong>ch</strong>en entstanden seien, die den Arbeitsbedingungen der Völker besser entspro<strong>ch</strong>en<br />

hätten. Dabei habe die Spra<strong>ch</strong>e desjenigen Volkes gesiegt, dessen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Kultur auf höherem Niveau<br />

stand und dessen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Verfassung und Arbeitsmethodik am beständigsten, widerstandsfähigsten<br />

und rationellsten waren.<br />

Sämtli<strong>ch</strong>e heute no<strong>ch</strong> bestehenden Spra<strong>ch</strong>en seien das Resultat einer ungemein komplizierten<br />

Beeinflussung der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aften, die miteinander in Kontakt traten, dur<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Arbeitssituatonen und Arbeitserfahrungen<br />

Die Erri<strong>ch</strong>tung eines einheitli<strong>ch</strong>en kollektivistis<strong>ch</strong>en Weltsystems werde jedo<strong>ch</strong> die etwa 800<br />

bestehenden Formen und 800 Spra<strong>ch</strong>en zerstören und zu einer einheitli<strong>ch</strong>en äusserli<strong>ch</strong>en Gestalt der<br />

Spra<strong>ch</strong>e führen.<br />

Heutzutage beoba<strong>ch</strong>te man eine Internationalisierung der Spra<strong>ch</strong>e, die glei<strong>ch</strong>zeitig mit der Internationalisierung<br />

der Produktionsmethoden einhergehe, Glei<strong>ch</strong>e Formen gäbe es in mehreren Spra<strong>ch</strong>en<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig. Mit der forts<strong>ch</strong>reitenden Assimilation der Spra<strong>ch</strong>en und dem Vordringen einer immer<br />

grösseren Menge von internationalen Elementen, sei es naheliegend, die bevorstehende Vers<strong>ch</strong>melzung<br />

aller Spra<strong>ch</strong>en und die S<strong>ch</strong>affung einer allgemeinen Einheitsspra<strong>ch</strong>e vorauszusehen, die<br />

180<br />

S. http://www2.unil.<strong>ch</strong>/slav/ling/textes/Drezen28.html

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