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14<br />
oppositionelle Flugblätter bei. Als si<strong>ch</strong> diese Fälle häuften, zog die SĖSS die Notbremse und bezei<strong>ch</strong>nete<br />
dieses Material als „s<strong>ch</strong>amlose verleumderis<strong>ch</strong>e Lügen.“ Im Bjulleten’ CK SĖSR (28/1927) wurden<br />
die Sowjetkorrespondenten von der SĖSS angemahnt, Esperanto nur für revolutionäre, te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />
und Klasseninteressen einzusetzen. In der Folge s<strong>ch</strong>alteten die Sowjets von der individuellen auf die<br />
kollektive Korrespondenz um, die besser zu kontrollieren war. 48<br />
Den vorläufigen Höhepunkt dieser Zeitspanne bildete die Dur<strong>ch</strong>führung des 6. SAT-<br />
Kongresses im Tauris<strong>ch</strong>en Palais zu Leningrad, der etwa zeitglei<strong>ch</strong> zum III. SĖSS-Kongress im August<br />
1926 stattfand. <strong>An</strong> diesem Kongress nahmen ungefähr 400 Delegierte teil, davon stammten etwa<br />
150 aus dem Ausland. Das Motto dieses Kongresses lautete „Esperanto im Dienst des Proletariats“. In<br />
der s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Grussbots<strong>ch</strong>aft von <strong>An</strong>atolij V. Lunačarskij, dem Ehrenpräsidenten der Veranstaltung,<br />
hiess es, die Esperantisten leisteten einen Beitrag zu den forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>sten Formen der internationalen<br />
Verständigung und spürten die Nähe zur grossen kommunistis<strong>ch</strong>en Bewegung. In den Kongressresolutionen<br />
wurde auf die führende Rolle des Esperanto bei der Aufdeckung der Wahrheit der<br />
Lage der Arbeiter in den vers<strong>ch</strong>iedenen Ländern hingewiesen und erneut zur Verstärkung der internationalen<br />
Arbeiter-Korrespondenz aufgerufen. Zum Kongress wurde sogar eine Sonderbriefmarke herausgegeben.<br />
Norbert Barthelmess, der deuts<strong>ch</strong>e Redaktor des Sennacieca Revuo, lobte die Sowjetunion<br />
pathetis<strong>ch</strong> als „das Paradies für Esperantisten und Mens<strong>ch</strong>en mit freien Ideen“ und bezei<strong>ch</strong>nete die<br />
Freiheit des Sowjetbürgers als unverglei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> höher als in irgend einem demokratis<strong>ch</strong>en Land. 49 Na<strong>ch</strong><br />
dieser Veranstaltung errei<strong>ch</strong>te die Zahl der sowjetis<strong>ch</strong>en SAT-Mitglieder 2000 Personen.<br />
Aus SĖSS wird SĖSR<br />
Ende 1926 wurde die SĖSS in Union der Esperantisten der Sowjetrepubliken (russ. Sojuz Ėsperantistov<br />
Sovetski<strong>ch</strong> Respublik, SĖSR) umbenannt. Der 1. Allrussis<strong>ch</strong>e Kongress der SĖSR fand<br />
Ende Dezember in Ivanovo-Voznesensk statt. Die sowjetis<strong>ch</strong>e Esperanto-Bewegung s<strong>ch</strong>ien si<strong>ch</strong> dem<br />
Höhepunkt zuzubewegen. Immer öfter wurden die regionalen Gewerks<strong>ch</strong>aftsorgane auf die Aktivitäten<br />
der Esperantisten aufmerksam und bekundeten ihre Unterstützung, au<strong>ch</strong> in der Ukraine. Weil die<br />
SĖSR im Rahmen der Allsowjetis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft für Kulturbeziehungen mit dem Ausland (VOKS)<br />
tätig war, wurde in deren Informationsbulletin, das auf Russis<strong>ch</strong>, Englis<strong>ch</strong> und Deuts<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ien, im<br />
September 1927 eine Zusammenfassung einzelner Artikel und eine Chronik des wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
und kulturellen Lebens in der UdSSR auf Esperanto veröffentli<strong>ch</strong>t. <strong>An</strong>lässli<strong>ch</strong> des 10. Jahrestags der<br />
Oktoberrevolution erhielt die SĖSS sogar das Vorre<strong>ch</strong>t, eine Gruppe ausländis<strong>ch</strong>er Esperantisten einzuladen.<br />
So nahmen an dem Jubiläumsanlass 23 Esperantisten aus 12 Ländern teil, die aus S<strong>ch</strong>weden,<br />
Deuts<strong>ch</strong>land, Frankrei<strong>ch</strong>, Österrei<strong>ch</strong>, Norwegen, Finnland, Lettland, und Estland anreisten. Zugegen<br />
waren weitere 12 Esperantisten aus Japan, Belgien und Südamerika, die im Rahmen anderer Delegationen<br />
in der Sowjetunion weilten. 1927 s<strong>ch</strong>ickten 24 Organisationen der SĖSR 16’500 Briefe ins Ausland,<br />
und in etwa 80 sowjetis<strong>ch</strong>en Zeitungen ers<strong>ch</strong>ienen über 2000 Artikel, während etwa 100 ausländis<strong>ch</strong>e<br />
Zeitungen in 16 Ländern aus der Sowjetunion erhaltene Materialien abdruckten. 50<br />
Den kollektiven Briefwe<strong>ch</strong>sel zwis<strong>ch</strong>en den Proletariern aller Länder weiterzuführen und die<br />
internationalen Kontakte mit der Unterstützung der VOKS und mittels der Radiostationen zu vertiefen,<br />
s<strong>ch</strong>rieb si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der IV. SĖSR-Kongress auf die Fahne, der Ende Juli 1928 in Moskau mit 1156 Delegierten<br />
aus 42 Städten stattfand. 51 Das Bedürfnis, die Beziehungen mit dem Ausland zu verstärken,<br />
48<br />
Lins, LDL, S. 233f.<br />
49<br />
Lins, LDL, S. 223. Über N. Barthelmess s. http://esperanto.net/literaturo/autor/barthelmess.html.<br />
50<br />
Beri<strong>ch</strong>te s. http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=e2b&datum=19290301&seite=22&zoom=33,<br />
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=e2b&datum=19290301&seite=26&zoom=33 und<br />
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=e2b&datum=19291001&seite=61&zoom=33<br />
51<br />
Erstmals wies die Teilnehmerstatistik Zahlen na<strong>ch</strong> Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tern aus. Davon waren 31 Arbeiter, 71 Bedienstete, 5 Armeeangehörige<br />
und 6 Studenten. Das Alter betreffend waren 13 Delegierte ni<strong>ch</strong>t älter als 20 Jahre alt, 31 waren 20-25-jährig, 25<br />
25-30-jährig, 19 30-35-jährig, 13 35-40-jährig und 14 Delegierte waren zwis<strong>ch</strong>en 40 und 50. Das Übergewi<strong>ch</strong>t von 100