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An Frau Prof - Plansprachen.ch

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verfasste über 220 wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Beiträge, 39 Monographien, Bü<strong>ch</strong>er und Hefte, davon kamen<br />

se<strong>ch</strong>s in Fremdspra<strong>ch</strong>en heraus. Demidjuk war Mitarbeiter mehrerer Fa<strong>ch</strong>zeits<strong>ch</strong>riften (wie Nedra,<br />

Gornoe delo) und wirkte bei der Grossen Sowjetis<strong>ch</strong>en Enzyklopädie (3. Ausg.) und bei der Gornaja<br />

Ėnciklopedija als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Berater mit. Ferner nahm Demidjuk an wissens<strong>ch</strong>afrli<strong>ch</strong>en<br />

Konferenzen teil und hielt Vorträge in Bulgarien, Polen und der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei.<br />

Demidjuk lernte Esperanto im Jahr 1909. Als Student war er 1912-14 in der Moskauer Esperanto-<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft tätig. 1915 erhielt er na<strong>ch</strong> einem Examen die Bere<strong>ch</strong>tigung, Esperanto im Moskauer Esperanto-Institut<br />

zu lehren, dessen Mitarbeiter er 1918-19 war. 1922 gründete er mit N. Nekrasov, N.<br />

Futerfas, V. Poljakov, E. Mi<strong>ch</strong>al’skij und S. Hajdovskij die Verlagsgesells<strong>ch</strong>aft und die glei<strong>ch</strong>namige<br />

Esperanto-Zeits<strong>ch</strong>rift La nova epoko. Bei der Zusammenarbeit mit der SAT entwickelten si<strong>ch</strong> 1922-32<br />

freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Briefkontakte mit dem französis<strong>ch</strong>en SAT-Chef Lanti (E. Adam), der 1922<br />

Demidjuk in Moskau besu<strong>ch</strong>te. 1922 trat Demidjuk aus Protest gegen die <strong>An</strong>si<strong>ch</strong>ten Ė.K. Drezens aus<br />

dem Moskauer Esperanto-Klub aus und verhielt si<strong>ch</strong> mit N. Nekrasov kritis<strong>ch</strong> gegenüber der SĖSR<br />

und besonders ihrem Chef, dem „kommissäris<strong>ch</strong>en“ Ma<strong>ch</strong>tallüren und „Häresien“ vorgeworfen wurden,<br />

die zu bekämpfen seien, wie Demidjuk an Lanti s<strong>ch</strong>rieb. Aber Drezen s<strong>ch</strong>lug zurück, verbannte<br />

Demidjuk in die Reihen der „unverantwortli<strong>ch</strong>en Elemente“ und warf ihm vor, die Organisation in<br />

Misskredit bringen und mit der SAT gemeinsame Sa<strong>ch</strong>e ma<strong>ch</strong>en zu wollen. Als Gegenmassnahme<br />

gegen Demidjuks bars<strong>ch</strong>es Auftreten wurde auf Drezens Geheiss die Zeits<strong>ch</strong>rift La nova epoko von<br />

der Zensurbehörde S<strong>ch</strong>ikanen ausgesetzt. 1923 nahm Demidjuk am 3. SAT-Kongress in Kassel<br />

(Deuts<strong>ch</strong>land) teil. Im Rahmen der Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en SAT und SĖSR war Demidjuk für die<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Seite verantwortli<strong>ch</strong>. Dort sollte die Aussöhnung mit Drezen stattfinden.<br />

Demidjuk stellte si<strong>ch</strong> als Sekretär der SĖSR zur Verfügung. Mit seiner Zuständigkeit ers<strong>ch</strong>ien eine<br />

Reihe von Publikationen im Rahmen der ‚Komunista biblioteko’. Als Demidjuk <strong>An</strong>fang 1924 na<strong>ch</strong><br />

einer Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung verhaftet und 19 Tage festgehalten wurde, erhielt er Hilfe von Drezen. Am 6.<br />

SAT-Kongress von 1926 in Leningrad lernte Demidjuk die deuts<strong>ch</strong>en Kommunisten Walter Kampfrad<br />

(1901-80) 233 und Otto Bässler (+1981) 234 aus Leipzig kennen. So besu<strong>ch</strong>te Demidjuk 1929 den 9.<br />

SAT-Kongress in Leipzig. Zusammen mit Kampfrad leitete Demidjuk von Seiten der SĖSR die ‚Verlagskooperative<br />

für Revolutionäre Esperanto-Literatur’ (EKRELO), die 1930-33 ihren Sitz in Leipzig<br />

hatte. 1926 ers<strong>ch</strong>ien ausser eines Lehrbu<strong>ch</strong>s (‚Radio-Esperanto’) au<strong>ch</strong> Demidjuks Übersetzung von<br />

V.I. Lenins S<strong>ch</strong>riften ‚Staat und Revolution’ und ‚Über die Religion’ (1929). Mit der Zeit übernahm<br />

Demidjuk immer mehr Aufgaben, so die Redaktion der Zeits<strong>ch</strong>riften Meždunarodnyj jazyk und<br />

Bjulleten‘ CK SĖSR, die Herausgabe von Lehr- und Wörterbü<strong>ch</strong>ern (Rubljov 1927, Svistunov 1928,<br />

Sutkovoj 1928, Izgur/Kolčinskij 1933). Ferner s<strong>ch</strong>rieb Demidjuk Beiträge für La Ondo de Esperanto,<br />

Sovetskij Ėsperantist, Sennaciulo und Sennacieca Revuo. 1931 wurde Demidjuk eingeladen, an der<br />

Esperanto-Übersetzung der Werke Lenins (16 Bände) teilzunehmen (das Projekt blieb aber unverwirkli<strong>ch</strong>t).<br />

1931 ers<strong>ch</strong>ien die von Demidjuk angefertigte Esperanto-Übersetzung der S<strong>ch</strong>rift J.V.<br />

Ds<strong>ch</strong>ugas<strong>ch</strong>wili-Stalins ‚Nationale und internationale Kultur’. Den Vors<strong>ch</strong>lag, dass die SAT der Komintern<br />

beitreten soll, hielt Demidjuk für unseriös und ni<strong>ch</strong>t realisierbar und zog die Eigens<strong>ch</strong>aft der<br />

SAT als Einheitsfront vor. 1931 stellte Demidjuk seine Tätigkeit für die Esperanto-Bewegung na<strong>ch</strong><br />

eigenen <strong>An</strong>gaben (Interview 1982) aus Zeitgründen weitgehend ein, blieb aber Mitglied des ZK der<br />

SĖSR. Na<strong>ch</strong> dem Bru<strong>ch</strong> der SĖSR mit der SAT war au<strong>ch</strong> die Korrespondenz zwis<strong>ch</strong>en Demidjuk und<br />

Lanti beendet. 235 Na<strong>ch</strong> 1955 nahm Demidjuk ni<strong>ch</strong>t mehr an der Esperanto-Bewegung teil und ers<strong>ch</strong>ien<br />

nur no<strong>ch</strong> als sehr seltener Gast von Esperanto-<strong>An</strong>lässen. Am 11. März 1974 fand im Moskauer Espe-<br />

233<br />

Kampfrad half den sowjetis<strong>ch</strong>en Esperantisten der SĖSR, indem er S<strong>ch</strong>reibmas<strong>ch</strong>inen mit kyrillis<strong>ch</strong>en Bu<strong>ch</strong>staben ankaufte<br />

und diese mit der Hilfe der deuts<strong>ch</strong>en KP in die Sowjetunion bringen liess. Kamprad wurde 1933 verhaftet und ins KZ<br />

Colditz geworfen. In der DDR war Kampfrad Amtsri<strong>ch</strong>ter (1947), politis<strong>ch</strong>er Mitarbeiter im ZK der SED (1950), Oberstaatsanwalt<br />

in Leipzig (1952), Staatsanwalt des Bezirks Halle, Staatsanwalt des Bezirks Leipzig (1955). In der DDR war er ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr für die Esperanto-Bewegung tätig (s. Blanke, Esperanto kaj socialismo, S. 24).<br />

234<br />

Bässler war Drucker in Leipzig und leitete 1925-30 den SAT-Pressedienst. Dann trat er aus der SAT aus und s<strong>ch</strong>loss si<strong>ch</strong><br />

der IPE an und arbeitete für PEK. (S. Enciklopedop de Esperanto 1933/34, S. 40).<br />

235<br />

Einige Kostproben dieser Endzeitkorrespondenz zwis<strong>ch</strong>en Demidjuk und Lanti, die auf beiden Seiten Enttäus<strong>ch</strong>ung und<br />

Verbitterung über das Vorgefallene sowie Misstrauen und vergebli<strong>ch</strong>e Erwartungen aufgrund der ideologis<strong>ch</strong>en Fraktionskämpfe<br />

in der Vergangenheit offenbaren, hat Lins mit <strong>An</strong>alyse und Kommentar in La Ondo de Esperanto 3 und 4-5/1996<br />

veröffentli<strong>ch</strong>t.

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