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An Frau Prof - Plansprachen.ch

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66<br />

<strong>ch</strong>alicska (Sevastopol’), Snežko (Minsk), Konovalov, Leontenkov, Arkatov, Belov, Piskunov<br />

(Gor’kij); Lebedev, Filippov, Belavin, Domožirov, Kondrackij, Štankovskij (Kalinin); Rublev (Odessa),<br />

Kolčinskij, Izgur (Char’kov), Nikol’skij (Smolensk). Über Varankin sagten bei Verhören aus:<br />

Batta, Demidjuk, Koruzin, Poljakov, Gurov, Gorozeev, Zak, Stelli<strong>ch</strong>, Lavrent’ev und Deškin. 195<br />

Am 11. Februar folgte die Verhaftung Nikolaj Vladimirovič Nekrasovs (*1900 Moskau). Russe,<br />

Übersetzer und Literaturexperte mit mittlerer Bildung, Mitglied der VKP(B), arbeitete er als Redaktor<br />

von Fragen auf die <strong>An</strong>tworten der Arbeiter und Kol<strong>ch</strong>osearbeiter im Verlag Moskovskij<br />

rabočij. Als Esperantist seit 1915 war er ein bekannter Esperanto-Poet und Hauptredaktor von Drezens<br />

wi<strong>ch</strong>tigstem Bu<strong>ch</strong> ‚Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Weltspra<strong>ch</strong>e’. 196 Sowohl Varankin als au<strong>ch</strong> Nekrasov wurden als<br />

„Organisatoren und Führer einer fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en, Spionage betreibenden und terroristis<strong>ch</strong>en Organisation<br />

der Esperantisten na<strong>ch</strong> Artikel 58-6, 58-8, 58-11 von Kriegstribunalen bes<strong>ch</strong>uldigt. Ihre Ri<strong>ch</strong>ter<br />

hiessen Nikitčenko (Präsident), Detistov und Žagrov für Varankin und Ul’ri<strong>ch</strong>, Detistov und Dmitriev<br />

für Nekrasov. Varankin wurde am 3. Oktober und Nekrasov am 4. Oktober 1938 in Moskau hingeri<strong>ch</strong>tet<br />

(und ebenfalls in Kommunarka vers<strong>ch</strong>arrt). Ihre persönli<strong>ch</strong>en Ar<strong>ch</strong>ive, Bibliotheken und ihr Besitz<br />

wurden wegen „ihres ideologis<strong>ch</strong> nutzlosen Inhalts und wegen operativer und historis<strong>ch</strong>er Wertlosigkeit“<br />

verni<strong>ch</strong>tet. 197<br />

Aus dem Dossier über Il’ja Efimovič Izgur, geboren 1881 in Berezino, Weissrussis<strong>ch</strong>e SSR,<br />

Jude, der bis zur Verhaftung am 23. Oktober 1936 dur<strong>ch</strong> das NKVD des Gebiets Cherson als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Mitarbeiter des Pädagogis<strong>ch</strong>en Instituts, wohnhaft in Cherson, Ukraine, gearbeitet hatte,<br />

ging hervor, dass der <strong>An</strong>geklagte si<strong>ch</strong> in diverse Widersprü<strong>ch</strong>e verstrickte. Na<strong>ch</strong>dem ihm am 23. November<br />

1938 entspre<strong>ch</strong>ende <strong>An</strong>s<strong>ch</strong>uldigungen präsentiert wurden, erklärte er si<strong>ch</strong> in einer Erklärung<br />

als uns<strong>ch</strong>uldig, dass er Mitglied einer trockistis<strong>ch</strong>en Organisation gewesen war. Bei den Verhören<br />

vom 23. November und 5. Dezember gab Izgur zu Protokoll, dass er 1935 von Viktor Kolčinskij, dem<br />

Sekretär des Allukrainis<strong>ch</strong>en Esperanto-Komitees, in diese Organisation hineingezogen worden sei, an<br />

der au<strong>ch</strong> Pogorelov und Kuz’mič beteiligt gewesen wären. Am 11. Januar 1937 distanzierte si<strong>ch</strong> Izgur<br />

von seinen am 23.11. und 5.12. gema<strong>ch</strong>ten Aussagen, weil er diese Aussagen unter Einwirkung des<br />

Verhörers gema<strong>ch</strong>t hätte. Izgur wurde dur<strong>ch</strong> die <strong>An</strong>gaben der Verhafteten Pogorelov, Ėggers,<br />

Kolčinskij, Suraženko, Viktorov-Če<strong>ch</strong>ovič, Mi<strong>ch</strong>al’skij, Borisov, Fedotov, Drezen, Jürgensen und<br />

Sutkovoj als aktiver Teilnehmer einer „k/r trockistis<strong>ch</strong>en terroristis<strong>ch</strong>en Organisation“ überführt, wobei<br />

die Aussagen Kolčinskijs und Borisovs bei einer direkten Gegenüberstellung gema<strong>ch</strong>t wurden.<br />

Na<strong>ch</strong> dieser Gegenüberstellung habe Izgur seine Haltung missbilligt und die <strong>An</strong>gaben vom 23.11. und<br />

5.12. bestätigt. Bei den folgenden Verhören gab Izgur an, dass er als Teilnehmer dieser Organisation<br />

mit trockistis<strong>ch</strong>er Literatur bekannt wurde, die ihm aus dem Ausland von einem auswärtigen (russ.<br />

zakordonnyj) trockistis<strong>ch</strong>en Zentrum, das in der internationalen Esperanto-Vereinigung SAT existiert<br />

habe, zugegangen sei und dass er sie an andere Mitgliedern der Organisation zum Kennenlernen weitergerei<strong>ch</strong>t<br />

habe. Beim Verhör vom 31. Juli 1937 nannte Izgur die SĖSR-Mitglieder Drezen, Incertov,<br />

Demidjuk und Nekrasov im Zusammenhang mit einer verbre<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>en Tätigkeit und sagte: „Als Generalsekretär<br />

des ZK der Vereinigung der sowjetis<strong>ch</strong>en Esperantisten tätigte i<strong>ch</strong> zusammen mit anderen<br />

Mitgliedern des ZK SĖSR Incertov, Demidjuk und Nekrasov eine trockistis<strong>ch</strong>e Aktivität unter<br />

dem Decknamen (od. Deckmantel, russ. prikryt’e) der legalen Sowjetis<strong>ch</strong>en Vereinigung der Esperantisten.<br />

Wie Izgur weiter ausführte, hätten Drezen, Demidjuk, Incertov und Nekrasov in der UdSSR die<br />

„k/r“ Organisation vom Beginn ihrer Entstehung bis zum Bru<strong>ch</strong> (1921-31) in besonderen Flugblättern,<br />

Bros<strong>ch</strong>üren und Wörterbü<strong>ch</strong>ern populär gema<strong>ch</strong>t, die vom ZK der SĖSR herausgegeben wurden und<br />

195<br />

S. http://historio.ru/varanki.php: N. Stepanov: Ĉu SAT estis sidejo de germana sekreta polico? In: Sennaciulo, 2/1990.<br />

Unter den vielen Varankins auf der Liste von http://lists.memo.ru/index3.htm fehlt er, hingegen tau<strong>ch</strong>t er wieder auf dieser<br />

Opfergruppenliste auf: http://stalin.memo.ru/spiski/pg11223.htm.<br />

196<br />

S. http://historio.ru/nekra.htm. Nekrasov war ein grosser <strong>An</strong>hänger der „inneren Idee“ des Esperanto, die er als „Brüderli<strong>ch</strong>keit<br />

aller Völker auf neutralem Fundament“ definierte. Der Name N.V. Nekrasovs tau<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> auf<br />

http://lists.memo.ru/index14.htm auf.<br />

197<br />

N. Stepanov: Ĉu SAT estis sidejo de germana sekreta polico? In: Sennaciulo, 2/1990. Einen Artikel Nekrasovs s. unter<br />

http://www2.unil.<strong>ch</strong>/slav/ling/textes/Nekrasov26.html. Nekrasov übersetzte den Versroman ‚Eugen Onegin’ von A.S. Puškin<br />

ins Esperanto (SAT Paris 1931, s. http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=e2b&datum=19310301&seite=24&zoom=33).

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