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An Frau Prof - Plansprachen.ch

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31<br />

„(…) Man s<strong>ch</strong>rieb 1910. Die Reaktion war auf der ganzen Linie siegrei<strong>ch</strong>. Ni<strong>ch</strong>t nur die Massenbewegung,<br />

au<strong>ch</strong> die Expropriationen, die Terrorakte, die individuellen Verzweiflungstaten waren<br />

auf dem Tiefpunkt angelangt. Das Gefängnis war weniger lärmend und viel strenger geworden. Von<br />

gemeins<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Diskussionen war keine Rede mehr. Koba hatte Zeit genug, Esperanto zu lernen,<br />

sofern er ni<strong>ch</strong>t inzwis<strong>ch</strong>en seine Begeisterung für die Spra<strong>ch</strong>e der Zukunft verloren hatte. Am 27. August<br />

wurde auf <strong>An</strong>ordnung des kaukasis<strong>ch</strong>en Generalgouverneurs Ds<strong>ch</strong>ugas<strong>ch</strong>wili der Aufenthalt in<br />

Transkaukasien für fünf Jahre untersagt. (…) Koba wurde in die Provinz Vologda zurückges<strong>ch</strong>ickt,<br />

um dort die unterbro<strong>ch</strong>ene zweijährige Verbannung zu beenden. (…). 105<br />

Bei der Beantwortung der Frage „Was ist eine Nation ?“ sind in Ds<strong>ch</strong>ugas<strong>ch</strong>wili-Stalins Artikel<br />

„Marxismus und nationale Frage“ von 1913 einige Sätze über die Rolle der Spra<strong>ch</strong>e zu lesen. 106<br />

Wie Ds<strong>ch</strong>ugas<strong>ch</strong>wili-Stalin über ‚Die Zukunft der Nationen und Nationalspra<strong>ch</strong>en’ da<strong>ch</strong>te,<br />

gibt uns ein Traktat mit dem Titel ‚Nationale Frage und der Leninismus’ Auskunft. 107 Dort werden<br />

au<strong>ch</strong> die Probleme der <strong>An</strong>näherung und weiteren Vers<strong>ch</strong>melzung aller Nationen behandelt.<br />

Während einer Rede an einer Versammlung der Studenten der Kommunistis<strong>ch</strong>en Universität<br />

der Werktätigen des Ostens am 18. Mai 1925 sagte Stalin:<br />

„Man redet davon (wie das zum Beispiel Kautsky tut), dass in der Periode des Sozialismus eine<br />

allgemeinmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Einheitsspra<strong>ch</strong>e ges<strong>ch</strong>affen werden wird und alle anderen Spra<strong>ch</strong>en absterben<br />

werden. I<strong>ch</strong> glaube ni<strong>ch</strong>t so re<strong>ch</strong>t an diese Theorie einer allumfassenden Einheitsspra<strong>ch</strong>e. Die<br />

Erfahrung jedenfalls spri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t für, sondern gegen diese Theorie. Bis jetzt ist es so gewesen, dass<br />

die sozialistis<strong>ch</strong>e Revolution die Zahl der Spra<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t vermindert, sondern vermehrt hat, denn<br />

dadur<strong>ch</strong>, dass sie die tiefsten Tiefen der Mens<strong>ch</strong>heit aufrüttelt und auf die politis<strong>ch</strong>e Arena bringt,<br />

erweckt sie eine ganze Reihe neuer, früher gar ni<strong>ch</strong>t oder wenig bekannter Nationalitäten zu neuem<br />

Leben. (...).“ 108 In diesem Text war au<strong>ch</strong> die Rede von der anzustrebenden „allgemeinmens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

proletaris<strong>ch</strong>en Kultur“. 109<br />

Auf dem 16. Kongress der VKP(B) des Jahres 1930 hielt Ds<strong>ch</strong>ugas<strong>ch</strong>wili-Stalin ein Referat<br />

zum Thema ‚Nationale und internationale Kultur’. Aufsehen erregend in diesem Referat war<br />

Ds<strong>ch</strong>ugas<strong>ch</strong>wili-Stalins Verurteilung des „grossrussis<strong>ch</strong>en Chauvinismus“ und des „lokalen Nationalismus“<br />

als „linke“ und „re<strong>ch</strong>te“ ideologis<strong>ch</strong>e „Abwei<strong>ch</strong>ungen“ (uklony). Der grossrussis<strong>ch</strong>e Chauvinismus<br />

ziele darauf hin, die nationalen Unters<strong>ch</strong>iede der Spra<strong>ch</strong>e und Kultur zu umgehen, die nationalen<br />

Republiken abzus<strong>ch</strong>affen und den Parteiapparat, die Presse, die S<strong>ch</strong>ulen und andere staatli<strong>ch</strong>e und<br />

gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Organisationen zu „nationalisieren“. Die Abwei<strong>ch</strong>ler dieses Typs würden davon ausgehen,<br />

dass beim Sieg des Sozialismus die Nationen in eine einzige Nation miteinander vers<strong>ch</strong>melzen<br />

würden, die nationalen Spra<strong>ch</strong>en würden in eine „einheitli<strong>ch</strong>e gemeinsame Spra<strong>ch</strong>e“ transformiert.<br />

Das Ziel dieser Politik sei, die nationalen Unters<strong>ch</strong>iede und die Unters<strong>ch</strong>iede der nationalen Kulturen<br />

abzus<strong>ch</strong>affen. Dabei würden sie si<strong>ch</strong> auf Lenin beziehen, obwohl Lenin etwas ganz anderes gemeint<br />

und gesagt habe. Lenin habe niemals gesagt, dass die nationalen Unters<strong>ch</strong>iede vers<strong>ch</strong>winden und dass<br />

die Nationalspra<strong>ch</strong>en in eine gemeinsame Spra<strong>ch</strong>e „innerhalb eines Staates bis zum Sieg des Sozialismus<br />

im Weltmassstab abges<strong>ch</strong>afft“ werden sollten. Im Gegenteil habe dieser gesagt, dass diese Unters<strong>ch</strong>iede<br />

si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> sehr lange halten werden, sogar na<strong>ch</strong> der Verwirkli<strong>ch</strong>ung der Diktatur des Proletari-<br />

105<br />

Ebd., S. 192.<br />

106<br />

Volltext s. http://www.marxists.org/deuts<strong>ch</strong>/referenz/stalin/1913/natfrage/kap1.htm.<br />

107<br />

Volltext s. http://www.marxists.org/deuts<strong>ch</strong>/referenz/stalin/1924/grundlagen/kap6.htm. Zur Vers<strong>ch</strong>melzung der Nationen<br />

s. etwa http://www.marxists.org/deuts<strong>ch</strong>/ar<strong>ch</strong>iv/lenin/1916/01/nationen.html.<br />

108<br />

Volltext s. http://www.stalinwerke.de/band07/b07-027.html.<br />

109<br />

Die entspre<strong>ch</strong>ende Stelle wurde au<strong>ch</strong> in Meždunarodnyj jazyk 14/1926, S. 8, abgedruckt (s. http://anno.onb.ac.at/cgicontent/anno?aid=e2b&datum=19260415&seite=8&zoom=33).<br />

Der Kommentator des Artikels hielt dazu die Bemerkung<br />

fest, dass Genosse Stalin, der zwar ni<strong>ch</strong>t für die Sa<strong>ch</strong>e der internationalen Spra<strong>ch</strong>e arbeite, aber genau diejenige Linie verfolgte,<br />

auf wel<strong>ch</strong>er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die proletaris<strong>ch</strong>e Esperanto-Bewegung entwickelt.

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