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An Frau Prof - Plansprachen.ch

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88<br />

So ergeht es Bu<strong>ch</strong>stabengelehrten und Talmudisten immer, die stets in eine ausweglose Lage<br />

geraten, weil sie in das Wesen der Sa<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t eindringen und formal zitieren, ohne Beziehung zu den<br />

historis<strong>ch</strong>en Bedingungen, von denen die Zitate handeln.<br />

Wenn man si<strong>ch</strong> indessen über das Wesen der Frage klar wird, besteht kein Grund für eine<br />

ausweglose Lage. Die Sa<strong>ch</strong>e ist die, dass die Bros<strong>ch</strong>üre Stalins ‚über den Marxismus in der Spra<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aft’<br />

und dessen Rede auf dem XVI. Parteitag auf zwei ganz vers<strong>ch</strong>iedene Epo<strong>ch</strong>en Bezug<br />

nehmen, dass si<strong>ch</strong> infolgedessen au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Formeln ergeben.<br />

Stalins Formel bezieht si<strong>ch</strong> in dem Teil der Bros<strong>ch</strong>üre, der die Kreuzung von Spra<strong>ch</strong>en betrifft,<br />

auf die Epo<strong>ch</strong>e vor dem Sieg des Sozialismus im Weltmassstab, wenn die Ausbeuterklassen die<br />

herrs<strong>ch</strong>ende Kraft in der Welt sind, wenn die nationale und koloniale Unterdrückung bestehen bleibt,<br />

wenn die nationale Absonderung und das gegenseitige Misstrauen der Nationen dur<strong>ch</strong> die staatli<strong>ch</strong>en<br />

Unters<strong>ch</strong>iede besiegelt sind, wenn es no<strong>ch</strong> keine nationale Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung gibt, wenn si<strong>ch</strong> die<br />

Kreuzung von Spra<strong>ch</strong>en auf dem Weg des Kampfes um die Herrs<strong>ch</strong>aft einer der Spra<strong>ch</strong>en vollzieht,<br />

wenn no<strong>ch</strong> keine Bedingungen für die friedli<strong>ch</strong>e und freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit der Nationen<br />

und Spra<strong>ch</strong>en vorhanden sind, wenn ni<strong>ch</strong>t die Zusammenarbeit und gegenseitige Berei<strong>ch</strong>erung der<br />

Spra<strong>ch</strong>en, sondern die Assimilierung der einen und der Sieg der anderen Spra<strong>ch</strong>en auf der Tagesordnung<br />

steht. Es ist verständli<strong>ch</strong>, dass es unter sol<strong>ch</strong>en Bedingungen nur siegrei<strong>ch</strong>e und besiegte Spra<strong>ch</strong>en<br />

geben kann. Gerade auf diese Bedingungen bezieht si<strong>ch</strong> die Formel Stalins, wenn sie besagt, dass<br />

die Kreuzung, sagen wir von zwei Spra<strong>ch</strong>en, ni<strong>ch</strong>t die Bildung einer neuen Spra<strong>ch</strong>e, sondern den Sieg<br />

der einen und die Niederlage der anderen Spra<strong>ch</strong>e zur Folge hat.<br />

Was nun die andere Formel Stalins betrifft, die der Rede auf dem XVI. Parteitag entnommen<br />

ist, dem Teil, der die Vers<strong>ch</strong>melzung der Spra<strong>ch</strong>en zu einer gemeinsamen Spra<strong>ch</strong>e betrifft, so ist hier<br />

eine andere Epo<strong>ch</strong>e gemeint, nämli<strong>ch</strong> die Epo<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem Sieg des Sozialismus im Weltmassstab,<br />

wenn es einen Weltimperialismus s<strong>ch</strong>on ni<strong>ch</strong>t mehr gibt, die Ausbeuterklassen gestürzt sind, die nationale<br />

und koloniale Unterdrückung beseitigt ist, die nationale Absonderung und das gegenseitige<br />

Misstrauen der Nationen dur<strong>ch</strong> gegenseitiges Vertrauen und dur<strong>ch</strong> die <strong>An</strong>näherung der Nationen ersetzt<br />

sind, die nationale Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung verwirkli<strong>ch</strong>t, die Politik der Unterdrückung und Assimilierung<br />

von Spra<strong>ch</strong>en liquidiert, die Zusammenarbeit der Nationen hergestellt ist und die Nationalspra<strong>ch</strong>en<br />

die Mögli<strong>ch</strong>keit haben, auf dem Weg der Zusammenarbeit einander frei zu berei<strong>ch</strong>ern. Es ist<br />

verständli<strong>ch</strong>, dass unter diesen Bedingungen keine Rede sein kann von der Unterdrückung und Niederlage<br />

der einen und dem Sieg der anderen Spra<strong>ch</strong>en. Hier werden wir es ni<strong>ch</strong>t mit zwei Spra<strong>ch</strong>en zu tun<br />

haben, von denen die eine eine Niederlage erleidet, die andere aber als Sieger aus dem Kampf hervorgeht,<br />

sondern mit Hunderten von Nationalspra<strong>ch</strong>en, aus denen im Ergebnis einer langen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en,<br />

politis<strong>ch</strong>en und kulturellen Zusammenarbeit der Nationen zunä<strong>ch</strong>st die am meisten berei<strong>ch</strong>erten<br />

einheitli<strong>ch</strong>en zonalen Spra<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> herausheben und dann die zonalen Spra<strong>ch</strong>en zu einer gemeinsamen<br />

internationalen Spra<strong>ch</strong>e vers<strong>ch</strong>melzen werden, die natürli<strong>ch</strong> weder die deuts<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> die russis<strong>ch</strong>e<br />

no<strong>ch</strong> die englis<strong>ch</strong>e, sondern eine neue Spra<strong>ch</strong>e sein wird, die die besten Elemente der nationalen<br />

und zonalen Spra<strong>ch</strong>en in si<strong>ch</strong> aufgenommen hat.<br />

Folgli<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>en die beiden vers<strong>ch</strong>iedenen Formeln zwei vers<strong>ch</strong>iedenen Entwicklungsepo<strong>ch</strong>en<br />

der Gesells<strong>ch</strong>aft, und gerade, weil sie ihnen entspre<strong>ch</strong>en, sind beide Formeln ri<strong>ch</strong>tig, jede für<br />

ihre Epo<strong>ch</strong>e.<br />

Zu fordern, dass diese Formeln ni<strong>ch</strong>t in Widerspru<strong>ch</strong> zueinander stehen, dass sie einander<br />

ni<strong>ch</strong>t auss<strong>ch</strong>liessen, ist ebenso absurd, wie es absurd wäre zu fordern, dass die Epo<strong>ch</strong>e der Herrs<strong>ch</strong>aft<br />

des Kapitalismus ni<strong>ch</strong>t in Widerspru<strong>ch</strong> stehe zu der Epo<strong>ch</strong>e der Herrs<strong>ch</strong>aft des Sozialismus, dass Sozialismus<br />

und Kapitalismus einander ni<strong>ch</strong>t auss<strong>ch</strong>liessen. (...).“ 253<br />

253<br />

Online s.: http://www.stalinwerke.de/band15/b15-053.html.

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