Willkommen, Kroatien! - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 121 / 02. 08. 2013<br />
nierungen mit Anzügen und Hüten als ein<br />
„walking work of art“ bezeichnet, erfindet<br />
die Alltagsmotive darstellende „soft sculpture“.<br />
1963 nutzt Kogelnik Alltagsgegenstände<br />
und leere transparente Verpackungen von<br />
Lebensmitteln oder anderen Waren, um daraus<br />
roboter- und raumschiffähnliche Skulpturen<br />
zu konstruieren, etwa den Kunstroboter<br />
Loverboy und das von der Decke hängende<br />
Spaceship, die beide leider nicht erhalten<br />
sind.<br />
Der öffentliche Raum wird als Ergänzung<br />
zu ersten Ausstellungen in der New Yorker<br />
Fischbach Gallery genützt; präsentiert werden<br />
Zwitterwesen zur Mode, Assemblagen<br />
aus Plastik mit Schläuchen, Metallfolien und<br />
Spielzeugteilen, aber auch die 1962 entdekkten<br />
Bombenhüllen aus Armeebeständen in<br />
bunter Verfremdung. 1964 zeichnet Kogelnik,<br />
angeregt von Mexikoreisen, mit schwarzer<br />
Tinte eine wilde Gruppe von Azteken,<br />
die den 20 Jahre später entstehenden Graffiti<br />
von Keith Haring ähnlich sind. 1965 kommt<br />
sie mit dem Denken der Nouveaux Réalistes<br />
in Berührung und überschreitet die Grenze<br />
zwischen Theater und bildender Kunst, als<br />
sie im Jewish Museum New York in dem<br />
Stück The Tinguely Machine Mystery mitspielt.<br />
1966 beteiligt sie sich an einem Theaterstück<br />
von Jean Dubuffet, das im Rahmen<br />
seiner Retrospektive im Guggenheim Museum<br />
aufgeführt wird.<br />
1966 heiratet Kogelnik den Strahlenonkologen<br />
George Schwarz und benutzt für ihre<br />
Gemälde von künstlichen Menschen seine wissenschaftlichen<br />
Stempel, auch das Strahlen<br />
und die Durchsicht des Röntgens finden Eingang<br />
in ihre Kunst. Nach einem Englandaufenthalt<br />
und der Arbeit an Fiberglas- und<br />
Schaumgummiskulpturen wird 1967 in London<br />
der gemeinsame Sohn Mono geboren. In<br />
diesem Jahr findet in Wien vor der Ausstellung<br />
in der Galerie nächst St. Stephan auch<br />
die Straßenaktion Kunst kommt von künstlich<br />
mit Hangings und Schaumgummiskulpturen<br />
an einer Wäscheleine statt, und selbst<br />
in New York trägt Kogelnik „body parts“ aus<br />
Schaumgummi durch Manhattan.<br />
Ihre Space-Art (1962-1969) zeigt die<br />
große Begeisterung für den schwerelosen<br />
Weltraum, Raketen und andere technische<br />
Errungenschaften, wobei die neuen Menschen,<br />
die als Robots durch ihre Malerei und<br />
Grafik schweben, teilweise von schwarzen<br />
Skeletten mit Sonnenbrillen begleitet werden.<br />
Der Tod wird in dieser heiteren Atmosphäre<br />
bunter außerirdischer Welten zum<br />
Leben animiert. Im Sinne der Peace- Bewegung<br />
(neben Yoko Ono, Nam June Paik oder<br />
Foto: Andrew Rinkhy / Kiki Kogelnik Foundation, Vienna/New York<br />
Kultur<br />
Kiki Kogelnik, Leda With Swan, 1978<br />
Charlotte Moorman) transformiert Kogelnik<br />
Bomben zu friedlichen Kunstwerken. Ab<br />
1962 entstehen aus Packpapier und Vinyl<br />
ausgeschnittene Umrisse von Freunden und<br />
Bekannten - die sogenannten Cut-outs. Über<br />
einen Kleiderhaken oder eine Wäscheleine<br />
gehängt, wandeln sie sich zu flachen Skulpturen,<br />
genannt Hangings (ab 1967). Die vermeintlich<br />
unpolitische Begeisterung für Großstadtleben<br />
und technologischen Fortschritt<br />
wird durch einen Vietnam Room (1970) mit<br />
Hangings in Tarnstoffmuster durchbrochen;<br />
kritisch hängt die Künstlerin auch Präsident<br />
Nixons Kopf verkehrt zu Körperteilen an<br />
eine Wäscheleine.<br />
1970 zieht sie in ein neues Atelier in<br />
SoHo und präsentiert eine Siebdruckmappe<br />
der Hangings. Ähnlich wie Kleider für Anziehpuppen<br />
schneidet sie Umrisse aus, auch<br />
darin wird ihr erst 1975 Cindy Sherman mit<br />
Doll Clothes folgen. Auf die Leinwand übertragen<br />
und von Farbe in Sprühtechnik in helle<br />
Schatten transferiert, bleiben die Klebestreifen<br />
dieser Hüllen sichtbar, während die<br />
Astronautinnen schweben. Die Vinylobjekte<br />
werden an fahrbare Kleiderständer gehängt<br />
und manche zeigen als typische Vertreter der<br />
damals gerade aktuellen Body-Art ein Innenleben<br />
mit Knochen, Organen, Nerven<br />
und Blutbahnen. 1969 schließt das Moonhappening<br />
mit einer spontanen Bearbeitung<br />
von Siebdrucken parallel zur Landung von<br />
Apollo 11 auf dem Mond die Phase der öffentlichen<br />
Happenings in der Galerie nächst<br />
St. Stephan ab.<br />
Zwischen New York und Europa<br />
(1970 -1997)<br />
109<br />
Ab 1970 entstehen im neuen Atelier zu<br />
den Cut-outs nach bestimmten Personen<br />
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