Willkommen, Kroatien! - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 121 / 02. 08. 2013<br />
Wissenschaft & Technik<br />
Kleine Objekte strahlen anders<br />
Objekte, die kleiner sind als die Wellenlänge der Wärmestrahlung, können Wärme<br />
nicht effizient abstrahlen. Eine verallgemeinerte Strahlungstheorie wurde an der<br />
TU Wien experimentell bestätigt.<br />
Foto: TU WIen<br />
Eine ultradünne Glasfaser sendet Licht unterschiedlicher Wellenlängen aus. Mit<br />
Theorien, die über Plancks Strahlungsgesetz hinausgehen, läßt sich das präzise<br />
beschreiben.<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
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Jedes Objekt um uns herum sendet Wärmestrahlung<br />
aus. Normalerweise läßt sich<br />
diese Strahlung sehr präzise mit dem<br />
Planck’schen Strahlungsgesetz beschreiben.<br />
Wenn allerdings das strahlende Objekt kleiner<br />
ist als die Wellenlänge der Wärmestrahlung,<br />
dann verhält es sich nach anderen Regeln<br />
und strahlt Energie nicht mehr effizient<br />
ab, wie ein Forschungsteam der TU Wien<br />
nun nachweisen konnte. Wichtig sind diese<br />
Erkenntnisse für das Wärmemanagement<br />
winziger Bauteile in der Nanotechnologie,<br />
aber auch für die Beschreibung von Mikropartikeln<br />
in der Luft, die unser Klima beeinflussen.<br />
Im Jahr 1900 gelang es dem Physiker Max<br />
Planck, eine Formel für die Wärmeabstrahlung<br />
von Körpern anzugeben. Er legte damit<br />
den Grundstein für die Quantenphysik. Seine<br />
Theorie beschreibt die Wärmestrahlung<br />
ganz unterschiedlicher Objekte – das Licht<br />
von Sternen, die Farbe glühender Schürhaken<br />
oder auch die unsichtbare Infrarotstrahlung,<br />
die man mit Wärmebildkameras aufnehmen<br />
kann. Doch schon Planck wußte: So<br />
vielseitig sein Gesetz auch ist, bei sehr kleinen<br />
Objekten scheitert es und eine allgemeinere<br />
Theorie muß verwendet werden. An der<br />
TU Wien wurde dieser Fall nun von Christian<br />
Wuttke und Prof. Arno Rauschenbeutel<br />
(Vienna Center for Quantum Science and<br />
Technology / Atominstitut) anhand von ultradünnen<br />
Glasfasern untersucht.<br />
Max Planck ging von Körpern aus, die jede<br />
Strahlung absorbieren. Wegen der Energieerhaltung<br />
sendet die Oberfläche des Körpers<br />
dann auch Strahlung aus – und zwar je<br />
nach Temperatur mit einer ganz bestimmten<br />
Wellenlängenverteilung, die sich nach Planck<br />
genau vorhersagen läßt.<br />
„Wenn das Objekt aber kleiner ist, als die<br />
typische Weglänge, auf der es zur Absorption<br />
der Strahlung kommt, dann sieht die Sache<br />
anders aus“, sagt Arno Rauschenbeutel. „Der<br />
Körper absorbiert dann die einfallende Strahlung<br />
nicht mehr vollständig, ein Teil kann<br />
durch ihn hindurchgehen.“ Dementsprechend<br />
gehorcht dann auch das Abstrahlungsverhalten<br />
nicht mehr Plancks Gesetz.<br />
Christian Wuttke und Arno Rauschenbeutel<br />
schickten Licht durch ultradünne Glasfasern<br />
mit einer Dicke von nur 500 Nanometern.<br />
Dabei wurde gemessen, wie viel Lichtenergie<br />
in Wärme umgewandelt und dann an die<br />
Umgebung abgestrahlt wurde.<br />
„Wir konnten zeigen, daß die Fasern viel<br />
länger brauchen, um ihre Gleichgewichtstemperatur<br />
zu erreichen, als man aufgrund<br />
einer unbedarften Anwendung der<br />
Planck’schen Strahlungsformel erwarten<br />
würde“, sagt Arno Rauschenbeutel. „Allerdings<br />
zeigt sich eine ausgezeichnete Übereinstimmung<br />
mit der allgemeineren Theorie<br />
der Fluktuations-Elektrodynamik, in der<br />
man Geometrie und Größe des Körpers genau<br />
berücksichtigen kann.“<br />
Die Forschungsgruppe von Arno Rauschenbeutel<br />
verwendet ultradünne Glasfasern<br />
auch zur Übertragung von Quanteninformation.<br />
In diesem Zusammenhang ist es sehr<br />
wichtig, genau über das Wärmeverhalten der<br />
Glasfasern Bescheid zu wissen: Ein langsameres<br />
Abkühlen bzw. ein geringerer Wärmetransport<br />
bedeutet auch eine größere Gefahr<br />
des Durchbrennens, wenn man Daten durch<br />
die Faser senden will.<br />
Verallgemeinerungen des Abstrahlverhaltens<br />
jenseits von Max Plancks Formeln spielen<br />
aber auch in der Aerosolphysik eine wichtige<br />
Rolle, die sich mit winzigen Partikeln in<br />
der Luft beschäftigt: „Die Abstrahlung eines<br />
Stücks Kohle kann man perfekt mit Plancks<br />
Gesetz beschreiben, doch für feine Rußpartikel<br />
in der Atmosphäre läßt sie sich nur durch<br />
allgemeinere Theorien erklären, die wir in<br />
unserem Experiment nun weiter bestätigen<br />
konnten“, erklärt Arno Rauschenbeutel. •