Willkommen, Kroatien! - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 121 / 02. 08. 2013<br />
Wissenschaft & Technik<br />
Kakadus wissen, was im<br />
Verborgenen geschieht<br />
Wie wissen Menschen, daß Kekse immer noch existieren,<br />
obwohl sie im Küchenkasten vorübergehend nicht sichtbar sind?<br />
Und warum wissen wir, wann und wo ein<br />
Auto, das in einem Tunnel verschwunden<br />
ist, wieder erscheinen wird? Die Fähigkeit,<br />
die Bewegung von Objekten zu verfolgen,<br />
die vorübergehend außer Sicht sind, ist<br />
geistig anspruchsvoll. Ein internationales<br />
Team um Alice Auersperg vom Department<br />
für Kognitionsbiologie der Universität Wien<br />
zeigt, daß die „Objekt-Permanenz“ von Goffini-Kakadus<br />
ähnliche Ausmaße erreicht wie<br />
die von Menschenaffen oder vierjährigen Kindern.<br />
Diese Ergebnisse sind aktuell im renommierten<br />
wissenschaftlichen Fachjournal<br />
„<strong>Journal</strong> of Comparative Psychology“ erschienen.<br />
Der französische Psychologe Jean Piaget<br />
entwickelte in den 50er Jahren verschiedene<br />
Tests, um das räumliche Gedächtnis und die<br />
Verfolgungsfähigkeiten von Kindern und<br />
Tieren zu messen: In ursprünglich unsichtbaren<br />
Verschiebungsaufgaben wird die Belohnung<br />
unter einem kleinen Hütchen hinter<br />
einer oder mehreren größeren Verdeckungen<br />
vorbeibewegt. Zwischen den Besuchen der<br />
Verdeckungen wird das Hütchen kurz hochgehoben:<br />
Wenn es leer ist bedeutet das, daß<br />
die Belohnung hinter der letzten Verdeckung<br />
versteckt sein muß. Kinder lösen diese Aufgabe<br />
mit etwa zwei Jahren, während bei Primaten<br />
bisher nur die großen Menschenaffen<br />
überzeugende Ergebnisse lieferten.<br />
oben: Woher wissen wir, daß etwas<br />
noch da ist, obwohl wir es gerade nicht<br />
sehen können? Volle Objekt-Permanenz,<br />
eingeschlossen unsichtbarer<br />
Verschiebungen durch Raum und Zeit,<br />
braucht bei Kindern Jahre um sich zu<br />
entwickeln.<br />
rechts: Schematische Präsentation der<br />
unsichtbaren Verschiebungsaufgaben:<br />
In regulären, unsichtbaren Verschiebungen<br />
nach Piaget wird die Belohnung<br />
unter einem Hütchen hinter größere<br />
Verdeckungen bewegt. In Transpositionen<br />
werden mehrere Hütchen miteinander<br />
ausgetauscht, unter einem der<br />
Hütchen findet sich die Belohnung.<br />
In Rotationen werden die Hütchen auf<br />
einer Plattform in verschiedenen Winkeln<br />
(90°, 180°, 270° und 360°)<br />
rotiert und in Translokationen wird<br />
das Versuchstier um die Hütchen herumgetragen<br />
und in verschiedenen<br />
Winkeln dazu entlassen.<br />
Grafik: Alice Auersperg Foto: Alice Auersperg<br />
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