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Willkommen, Kroatien! - Österreich Journal

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 121 / 02. 08. 2013<br />

Fotos: Alice Auersperg<br />

Wissenschaft & Technik<br />

Der Kakadu hebt ein Hütchen.<br />

Piagets unsichtbare Verschiebung<br />

Anspruchsvoller in bezug auf Aufmerksamkeit<br />

sind „Transposition“-Tests: Dabei<br />

wird die Belohnung unter einem von mehreren<br />

gleichen Hütchen versteckt, welche dann<br />

ein- oder mehrmals ausgetauscht werden.<br />

Die meisten Kinder lösen diese Aufgabe erst<br />

mit drei bis vier Jahren. Auch Menschenaffen<br />

lösen Transpositionen, haben aber<br />

mehr Schwierigkeiten mit doppelten wie mit<br />

einzelnen Vertauschungen der Hütchen.<br />

In „Rotationen“ wiederum sind mehrere<br />

gleiche Hütchen auf einem länglichen Brettchen<br />

aufgestellt, das in verschiedenen Winkeln<br />

drehbar ist; unter einem der Hütchen<br />

findet sich die Belohnung. „Translokationen“<br />

sind ähnlich wie Rotationen: In diesem<br />

Fall rotieren nicht die Hütchen, sondern das<br />

Tier wird um den Versuchsaufbau getragen<br />

und an in verschiedenen Winkeln dazu entlassen.<br />

Für Kinder sind Translokationsaufgaben<br />

leichter als Rotationen, sie können jedoch<br />

beide Aufgaben im Alter von zwei bis<br />

drei Jahren lösen.<br />

Ein internationales Team von WissenschaftlerInnen<br />

testete die Objekt-Permanenz<br />

von acht Goffini- Kakadus, einer besonders<br />

verspielten indonesische Spezies, in sowohl<br />

sichtbaren als auch unsichtbaren Verschiebungsaufgaben.<br />

Birgit Szabo, Kognitionsbiologin<br />

an der Universität Wien: „Die Mehrheit<br />

der Tiere lösten spontan und zuverlässig<br />

sowohl Rotations-, Translokations- als auch<br />

Transpositions-Aufgaben. Jedoch wählen<br />

nur zwei von acht Vögeln spontan die korrekte<br />

Lösung in der originalen unsichtbaren<br />

Verschiebungsaufgabe von Piaget, in der die<br />

Belohnung unter einem kleinen Hütchen<br />

mehrere größere Verdeckungen durchwandert.“<br />

Die Leiterin des Goffini-Labors, Alice<br />

Auersperg, ergänzt dazu: „Ganz anders als<br />

menschliche Kinder hatten unsere Tiere<br />

mehr Schwierigkeiten mit Piagets unsichtbarer<br />

Verschiebung als mit Transpositionen, die<br />

wiederum Kleinkindern bis zu ihrem vierten<br />

Lebensjahr Probleme bereiten. Transpositionen<br />

sind sehr anspruchsvoll in bezug auf Aufmerksamkeit,<br />

weil zwei Verdeckungen gleichzeitig<br />

bewegt werden. Trotzdem gibt es bei<br />

den Kakadus keinen signifikanten Unterschied<br />

zwischen den Konditionen.“<br />

Auch mit Rotationen und Translokationen<br />

hatten die Goffinis erstaunlich wenige<br />

Probleme: Wieder im Gegensatz zu Kleinkindern,<br />

die mit Translokationen leichter umgehen<br />

können als mit Rotationen, gab es bei<br />

den Kakadus keinen Unterschied zwischen<br />

den Konditionen. Auguste von Bayern von der<br />

Universität Oxford fügt hinzu: „Wir vermuten,<br />

daß die Fähigkeit zu fliegen und aus der<br />

Luft Beute zu fangen möglicherweise stark<br />

ausgeprägte räumliche Rotationsfähigkeit benötigt<br />

und die Leistung der Tiere in Translokations-<br />

und Rotationsaufgaben beeinflussen<br />

könnte.“<br />

„Es war überraschend zu beobachten, daß<br />

Goffinis die meisten unsichtbaren Verschiebungen<br />

lösen, welche vermutlich eine starke<br />

kognitive Last auf das arbeitende Gedächtnis<br />

90<br />

darstellen. Um die Relevanz dieser Fähigkeiten<br />

in einem sozio-ökologischen Kontext<br />

besser zu verstehen, benötigen wir mehr vergleichende<br />

Studien in diese Richtung“,<br />

meinte Thomas Bugnyar von der Universität<br />

Wien.<br />

•<br />

Publikation im „<strong>Journal</strong> of Comparative Psychology“:<br />

Alice Auersperg, Birgit Szabo, Auguste<br />

von Bayern, Thomas Bugnyar: Object Permanence<br />

in Goffin Cockatoos (Cacatua goffini).<br />

»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at

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