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82<br />
Peter B. Bouillon – ein<br />
Nachruf<br />
83<br />
Persönliche Nachrichten 2009 A<br />
Er war ein umtriebiger Mensch, vielleicht<br />
auch ein etwas kauziger Charakter:<br />
Peter B. Bouillon, der am 12. Mai 2009 in<br />
der Uni-Klinik Essen verstorben ist. Sein 75.<br />
Lebensjahr hat er nicht mehr vollenden können,<br />
dazu fehlten ihm genau acht Tage.<br />
Auf die Welt gekommen ist Peter Bouillon<br />
1934 in Hagen-Hohenlimburg. Im Alter<br />
von elf Jahren wurde er Schüler <strong>des</strong> erst im<br />
November 1945 von seinem Onkel gegründeten<br />
Gymnasium <strong>Canisianum</strong>, wo er 1952<br />
das Abitur ablegte. Anschließend studierte<br />
er an den Universitäten in Bonn, Innsbruck<br />
und Münster und schloss 1961 seine Lateinund<br />
Griechischausbildung mit dem Ersten<br />
Staatsexamen ab, dem er ein paar Jahre später<br />
das im Fach Englisch folgen ließ. Eine<br />
staatliche Musiklehrerprüfung für Cembalo<br />
sowie eine Erweiterungsprüfung in Pädagogik<br />
versetzten ihn ab 1967 in die Lage, fünf<br />
Fächer unterrichten zu können.<br />
Die ersten drei Berufsjahre verbrachte<br />
Peter Bouillon <strong>als</strong> Studienassessor am <strong>Canisianum</strong><br />
und wechselte dann 1966 für sieben<br />
Schuljahre an das Gymnasium in Haltern,<br />
mithin in den öffentlichen Schuldienst. Seit<br />
1974 gehörte er erneut dem Cani-Kollegium<br />
an. Am 1.12.1981 wurde er zum Studiendirektor<br />
befördert und dreizehn Jahre später,<br />
im Sommer 1994, erzwangen gesundheitliche<br />
Probleme einen vorzeitigen Beginn <strong>des</strong><br />
Ruhestands.<br />
Wie es seine Studienschwerpunkte ahnen<br />
lassen, war Peter Bouillon ein Liebhaber<br />
der klassischen Antike. Oftm<strong>als</strong> besuchte<br />
er Griechenland und Rom, aber der junge<br />
Student trampte auch durch England<br />
und Schottland und organisierte schließlich<br />
im Süden der britischen Insel sieben<br />
Jahre lang Feriensprachkurse für deutsche<br />
Schüler. Englische Kultur und Lebensart<br />
beeindruckten ihn erkennbar. Auch später<br />
konnte man den Eindruck gewinnen, dass<br />
die „Times“ unter seinem Arm gut zu ihm<br />
gepasst hätte.<br />
Peter Bouillon liebte die alten Musikinstrumente.<br />
So war er Dauergast bei den<br />
„Tage(n) Alter Musik“ in Herne und wie<br />
gern spielte er nicht selbst Cembalo! Ich erinnere<br />
mich daran, dass er mir vor ein paar<br />
Jahren von einer jungen Akkordeon-Solistin<br />
aus Prag erzählte, die er in Weimar kennengelernt<br />
hatte. Daher dauerte es auch nicht<br />
lange, bis ein gemeinsames Konzert mit der<br />
jungen Künstlerin im Lüdinghauser Kleinkunst-Lokal<br />
„Ricordo“ arrangiert war.<br />
Zwei- oder dreimal im Jahr lud das<br />
Ehepaar Bouillon, die ja beide Lehrer am<br />
<strong>Canisianum</strong> waren, auch gern zum Hauskonzert<br />
in ihr kleines Rokokohaus. Da<br />
griffen dann persönliche Freunde oder talentierte<br />
Jugendliche zu ihren Instrumenten,<br />
ein junger Geiger etwa oder eine Flötistin.<br />
Die Gastgeberin zeigte sich einige Male dabei<br />
<strong>als</strong> Gesangssolistin, ihr Mann saß am<br />
Klavier oder Cembalo.<br />
Peter Bouillon war trotz seines konservativen<br />
Habitus` doch oft auf beinahe<br />
kindliche Weise fasziniert von allem Neuen.<br />
So war er ein Computer-Freak und<br />
nutzte die neue Kommunikationstechnologie<br />
intensiv und gern. In den Jahren nach<br />
der Pensionierung widmete er sich darüber<br />
hinaus mit Hingabe dem Studium <strong>des</strong><br />
Mittellateinischen und der italienischen<br />
Sprache.<br />
Wer mit ihm zu tun hatte, bemerkte sehr<br />
bald einen sympathischen Hang zur Selbstironie.<br />
So musste er sich Kritik nicht allzu<br />
sehr zu Herzen nehmen. Diese Eigenschaft<br />
hinderte ihn allerdings nicht daran, vor allem<br />
in Leserbriefen an die örtliche Zeitung<br />
heftig Kritik auszuteilen: Da wurden etwa<br />
städtebauliche „Dummheiten“ benannt und<br />
Zeitgenossen, die seiner Meinung nach zu<br />
viel <strong>des</strong> liberalen Denkens in der Kirche<br />
duldeten oder gar beförderten, unter Einsatz<br />
ausgewählter rhetorischer Mittel zur<br />
Rechenschaft gezogen. Allerdings zeigte<br />
sich der Verfasser im persönlichen Gespräch<br />
später doch meistens wieder recht versöhnlich.<br />
Auf Peter Bouillon war Verlass. Das<br />
wussten seine Frau sowie seine Kinder Peter<br />
und Gertrud zu schätzen, aber auch<br />
diejenigen, die sich in der Kapelle <strong>des</strong> Marien-Krankenhauses<br />
zum Gottesdienst<br />
versammelten: 28 Jahre lang begleitete er<br />
auf der kleinen Orgel ihre Gesänge. Auch<br />
in Olfen oder Selm half er gern einmal mit<br />
seinem Orgelspiel aus.<br />
Das Gymnasium <strong>Canisianum</strong> wird dem<br />
verstorbenen Kollegen ein ehren<strong>des</strong> Andenken<br />
bewahren.<br />
Karl-Heinz Ko<strong>ca</strong>r<br />
A Persönliche Nachrichten 2009