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Fahrtenbuch 2009 A<br />
gier trieb die Gruppe jedoch gegen Abend trotz starkem Wind zur Halligkante,<br />
wo sich ein wirklich beeindrucken<strong>des</strong> Wellenschauspiel bot, bei Sturmböen<br />
mit Windstärke 12 ein echtes Erlebnis.<br />
Der nächste Tag stellte dann den eindeutigen Höhepunkt der Exkursion<br />
dar. Aufgrund <strong>des</strong> starken Sturms und der Springtide konnte das Nordseewasser<br />
auch bei Ebbe nicht aus dem Wattenmeer abfließen und so wurde “Landunter”<br />
für die Zeit nach 14 Uhr angekündigt. Unsere Zivis hatten mittlerweile<br />
wie die anderen Halligbewohner die Rinder der zum Wattenmeerhaus gehörenden<br />
Fenne zusammengetrieben und in einem vorbereiteten, reichlich<br />
engen Pferch direkt am Haus auf der Warft untergebracht. Eilig wurde noch<br />
am Warfthang Gras gemäht, damit die Rinder Frisches zu fressen hatten, wobei<br />
einige Schüler erste Erfahrungen mit einer richtigen Sense machen konnten,<br />
was sich <strong>als</strong> gar nicht so einfach herausstellte.<br />
Die Flut stieg dann immer weiter, überspülte die “Steinkante”, die rund<br />
um die ganze Hallig verläuft, und pünktlich um 14.00 Uhr schwappten die<br />
ersten Wellen über den sogenannten Sommerdeich. Dieses Naturschauspiel,<br />
bei dem schließlich alles Land bis auf die Warften, auf denen die Häuser gebaut<br />
sind, überflutet wird, ist typisch für die Halligen und bildet den Unterschied<br />
zwischen einer Hallig und einer Insel. Nach einer guten halben Stunde<br />
hatte der Wasserpegel schließlich seinen Höchststand erreicht, die Hallig<br />
war wie eine Badewanne vollgelaufen und ringsherum war nichts <strong>als</strong> Wasser.<br />
Man sah nur noch die Warften wie winzig kleine Inseln aus den endlos<br />
erscheinenden Weiten der Nordsee herausschauen.<br />
Wie viel Glück sie hatten, so ein Schauspiel erleben zu dürfen, wurde den<br />
Schülern erst klar, <strong>als</strong> die auf der Peterswarft arbeitenden Zivildienstleistenden<br />
und Praktikanten erzählten, dass es „Landunter“ auf den Halligen eigentlich<br />
erst ab Oktober gibt und von ihnen auch noch keiner ein „Landunter“ erlebt<br />
habe. Auch für Dr. Klemens Müller, unseren Lk-Lehrer, bildete die Sturmflut<br />
ein wunderbares Erlebnis, denn es war nach etlichen Biologie-Fachexkursionen<br />
auf Langeness auch sein erstes „Landunter“. Einige Schüler machten es<br />
den Zivis nach und nahmen ein Bad in den überfluteten Wiesen rings um die<br />
Warft. Baden im Meer, aber mit Gras unter den Füßen war schon ein besonderes<br />
Erlebnis. Bis diese Massen an Nordseewasser wieder durch die Sieltore<br />
abgelaufen waren, dauerte dann bis weit in den nächsten Tag hinein, so dass<br />
das vorgesehene Programm mächtig durcheinandergewirbelt wurde.<br />
Zunächst aber ging es nach einem selbstgekochten Mittagessen wieder<br />
an die Gruppenarbeit zum Thema Salzwiesen, da nach all dem Spaß auch das<br />
Wissen nicht zu kurz kommen durfte. Um 19 Uhr begann ein von den Zivis<br />
und Praktikanten zusammengestellter Diavortrag, der die Geschichte der Halligen<br />
von der Entstehung und ersten Besiedlung bis heute anschaulich vermittelte.<br />
Am vorletzten Tag hatte das Programm es noch einmal in sich. Nach dem<br />
Frühstück ging es mit dem Fahrrad über die Hallig. Die erste Zwischenstation<br />
bildeten die Kirche und der Friedhof von Langeness. Nach einem kurzen<br />
Vortrag näherten sich die Kursteilnehmer der kleinen Hallig-Schule, in der<br />
in diesem Schuljahr nur fünf Kinder unterrichtet werden. Den nächsten Programmpunkt<br />
bildete das Kapitän Tadsen-Museum, das in einem ganzen Haus<br />
zeigt, wie früher auf der Hallig gelebt und gearbeitet wurde. Nach der Besichtigung<br />
steuerte die Gruppe die gemieteten Fahrräder zum Fähranleger, wo<br />
sie zurückgegeben wurden, bevor der „Hallig-Express“ anschließend alle zurück<br />
zur Warft transportierte.<br />
Die anstrengende 7 km-Radfahrt bei Gegenwind hatte alle geschafft, so<br />
dass es nach dieser Erkundungstour erst einmal eine kurze Pause gab. Nach<br />
dem Mittagessen bestand der nächste Punkt endlich in der lang ersehnten<br />
großen Wattenmeer-Exkursion, die allerdings aus zeitlichen Gründen verkürzt<br />
im Schlickwatt stattfinden musste. Drei der Zivis begleiteten die Schüler und<br />
erklärten ihnen unter anderem verschiedene Muschelarten. Diese Wattwanderung<br />
war ein weiteres besonderes Erlebnis, da die Schüler einen Sonnenuntergang<br />
im Watt miterleben konnten, wobei gleichzeitig ein riesig erscheinender<br />
Vollmond am Horizont aufstieg.<br />
Beim gemeinsamen Aben<strong>des</strong>sen waren die meisten schon recht müde,<br />
doch das Programm ging noch weiter. Zum Abschluss und zur Abrundung der<br />
Zeit auf Langeness zeigten die Zivis in einer stimmungsvollen Diashow wunderschöne<br />
Naturbilder der Hallig aus allen vier Jahreszeiten.<br />
Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, denn es musste noch aufgeräumt,<br />
geputzt und gepackt<br />
werden. Schließlich ging es<br />
mit dem “Inseltaxi” zur Fähre<br />
und mit dieser zurück<br />
aufs Festland. Dort wartete<br />
schon der Bus, der die<br />
Gruppe erst noch zum<br />
Emil Nolde-Museum<br />
in der Nähe der dänischen<br />
Grenze brachte<br />
und schließlich<br />
heimwärts, zurück<br />
nach Lüdinghausen.<br />
Si n a Sc h ac k u n d<br />
Va n e s s a Me e r-<br />
k a m p<br />
A Fahrtenbuch 2009