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Persönliche Nachrichten 2009 A<br />

Herr Vicktor, so wurde er von den Schülern<br />

genannt, durfte diese Zeremonie vom<br />

roten Samtsessel aus erleben, inmitten der<br />

Schülerschaft, dort, wo er sich immer am<br />

liebsten aufgehalten hatte. „ Sie werden in<br />

Zukunft immer einen festen Platz in der<br />

Schulgeschichte haben, denn durch Ihren<br />

bewundernswert liebevollen Umgang mit<br />

Schülern und Lehrern werden wir noch<br />

lange an Sie denken“, formulierten die<br />

Schülersprecher Janina Behlert, Isabel Kortenbusch,<br />

Pia Quante und Niko Gernitz<br />

DANKE, Herr Vicktor!<br />

wehmütige Worte stellvertretend für die tosend<br />

applaudierenden Schüler.<br />

Am 22. Dezember 2009, dem letzten<br />

Schultag vor den Weihnachtsferien, bot sich<br />

dann die Gelegenheit, Bernhard Vicktor ein<br />

drittes Mal zu verabschieden. Die letzten<br />

24 Jahre <strong>als</strong> Hausmeister wurden im Rahmen<br />

der traditionellen Weihnachtsfeier von<br />

Lehrern und Angestellten in mehreren Ansprachen<br />

rückblickend gewürdigt. „Man<br />

erkennt den Hausmeister daran, dass er <strong>als</strong><br />

Erster da ist und noch immer da ist, wenn<br />

wir schon gehen“, charakterisierte Schulleiter<br />

Hartmut Stutznäcker <strong>des</strong>sen Alltag. „Er<br />

war ein Mann für alle Fälle“: Ob ein Schüler<br />

seinen Anorak vermisste, Sanitäranlagen,<br />

Mensa, Bibliothek oder Fachräume umgebaut<br />

wurden, das Licht im Klassenzimmer<br />

defekt, der Schulhof voller Schnee, der Rasen<br />

zu lang, der Kopierer ohne Toner oder<br />

die Turnbank ohne Füße war, Bernhard<br />

Vicktor kümmerte sich sofort darum. Er<br />

verkaufte Milch und Milchschnitten, blieb<br />

beim Schulfest bis zum frühen Morgen,<br />

räumte am Montagmorgen die Reste <strong>des</strong><br />

nächtlichen Vandalismus’ fort, organisierte<br />

den Putzdienst, stellte die Müllcontainer<br />

heraus, reparierte Wasserkräne und erledigte<br />

die Botendienste zur Post, Sparkasse und<br />

Stadtverwaltung.<br />

Renate Haltern stellte <strong>als</strong> Vertreterin <strong>des</strong><br />

Schulträgers vor allem die Zuverlässigkeit<br />

Bernhard Vicktors bei all seinen zahlreichen<br />

Aufgaben heraus. Er sei fast nie krank<br />

gewesen und habe zusätzliche Aufgaben<br />

unabhängig von den gängigen Dienstzeiten<br />

bereitwillig erledigt. Für den Lehrerrat<br />

trug Karl-Heinz Ko<strong>ca</strong>r eine heitere Episode<br />

aus Ludwig Thomas „Lausbubengeschichten“<br />

vor. Der Pedell (Hausmeister und<br />

Dienstbote) der Schule <strong>des</strong> kleinen Ludwig<br />

Thoma war mit einem Einbruch konfrontiert<br />

worden und stand dem Rektor vor der<br />

aufgeregten Schülerschaft Rede und Antwort.<br />

„Er hat gesagt, dass er daheim war<br />

und nachgedacht habe, ob er vielleicht eine<br />

halbe Flasche Bier trinken soll. Auf einmal<br />

hat seine Frau gesagt, es habe gescheppert,<br />

<strong>als</strong> wenn eine Fensterscheibe hin ist. … Da<br />

ist ihm gewesen, <strong>als</strong> wenn er einen Schritt<br />

hört, und er ist in sein Zimmer und hat sein<br />

Gewehr geholt. Dann ist er heraus und hat<br />

dreimal „Wer da?“ gerufen“. Bernhard Vicktor<br />

pflegte in solchen Fällen zwar nicht das<br />

Gewehr, wohl aber seinen Hund zu holen.<br />

Auf jeden Fall ließ auch er sein wohlverdientes<br />

Feierabendbier stehen und sah sofort<br />

nach dem Rechten.<br />

Die langjährigen Verdienste Bernhard<br />

Vicktors ließ der ehemalige Lehrer Manfred<br />

Neuhaus 1 auf seine unnachahmlich<br />

humorvolle Weise, wie er es viele Jahre am<br />

gleichen Termin <strong>als</strong> Nikolaus getan hatte,<br />

in Gedichtform Revue passieren:<br />

Für jene Cani-Schülerhorden,<br />

ist „Vicktor“ sprichwörtlich geworden.<br />

So ist verbürgt hier die Geschichte,<br />

die ich von Stritzken euch berichte,<br />

dass ein Sextaner einst, <strong>als</strong> man<br />

mit Erstsprache Latein noch begann,<br />

zu Zeiten seinem Vater – unverstört -<br />

<strong>als</strong> der Vokabeln ihm abgehört,<br />

erklärt, dass „victor“ wohlbekannt,<br />

auf Deutsch „Hausmeister“ wird genannt.<br />

Für viele Lehrer aber war Bernhard Vicktor<br />

schlichtweg „Bernie“ und so schloss<br />

Manfred Neuhaus auch seinen Vortrag:<br />

Fakt ist, dass Bernie seine Pflichten<br />

in höchstem Maß tat gut verrichten.<br />

Drum sei dir, Bernie, unverzagt,<br />

hier Dank und größtes Lob gesagt.<br />

Glück wünschen dir auf weit`ren Wegen<br />

die Cani-Lehrer-Dienstkollegen.<br />

Bernhard Vicktor selbst nahm die Würdigung<br />

gerührt entgegen. Der 63-Jährige<br />

will künftig mit seiner Frau die gewonnene<br />

Freizeit auskosten. „ Wir sind sehr<br />

reiselustig und häufig unterwegs, genießen<br />

Radtouren oder unternehmen ausgedehnte<br />

Spaziergänge“, erklärte er. Aber vermissen<br />

werde er das Cani bestimmt sehr.<br />

Bernd Brüning<br />

A Persönliche Nachrichten 2009

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