Vereinbarungskultur an Schulen - Bundesministerium für Unterricht ...
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aus dem schulalltag<br />
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Aus dem Schulalltag<br />
Eine Lehrerin, die kürzlich als Vertretung <strong>an</strong> die Schule gekommen ist, fragt: „Was muss ich besonders<br />
beachten?“ Der Klassenvorst<strong>an</strong>d überreicht ein Kuvert mit bunter Schleife, ein „Einst<strong>an</strong>dsgeschenk“ mit<br />
den folgenden Worten: „Das sind Vereinbarungen für ein gutes Mitein<strong>an</strong>der, die während der Kennenlerntage<br />
mit den Schüler/inne/n erarbeitet wurden. Letzte Woche haben wir nach einer Reflexionsrunde<br />
diese Vereinbarungen dem Alltag der Klasse <strong>an</strong>gepasst. Bitte sorge für die Einhaltung und lass mich<br />
wissen, wenn dir etwas unpraktikabel erscheint.“<br />
„Ich komme zum Kopierer und will noch schnell etwas für den <strong>Unterricht</strong> kopieren. Der Kopierer geht<br />
nicht. Papierstau! Ich ärgere mich! Eigentlich gibt es die Vereinbarung, dass sich derjenige, bei dem eine<br />
Störung auftritt, um die Behebung zu kümmern hat. Wozu werden solche Vereinbarungen in Konferenzen<br />
mit viel Zeitaufw<strong>an</strong>d getroffen, wenn sich m<strong>an</strong>che Kolleg/inn/en – eh immer die gleichen – nicht dar<strong>an</strong><br />
halten?“<br />
– Zitat einer Lehrerin<br />
„In der Schule wollte noch nie jem<strong>an</strong>d etwas mit mir vereinbaren. Ich bin froh, wenn alles läuft. Einziger<br />
Berührungspunkt ist der Elternsprechtag, und da werden meistens nur die Leistungen und das Verhalten<br />
meines Sohnes zerpflückt. Es hat mich noch nie jem<strong>an</strong>d gefragt, was wir als Eltern von der Schule oder<br />
von Projekten und Aktivitäten halten. Wozu soll ich mich da mehr beteiligen?“<br />
– Zitat einer Mutter<br />
Peter, ein 14-jähriger Schüler, kommt morgens regelmäßig zu spät in den <strong>Unterricht</strong>. Sein Klassenvorst<strong>an</strong>d<br />
wurde bereits von mehreren Lehrer/inne/n auf seine Unpünktlichkeit <strong>an</strong>gesprochen. Er bittet<br />
Peter um ein Gespräch. Es stellt sich heraus, dass Peters Eltern und Geschwister bereits in der Arbeit<br />
sind, wenn er aufstehen sollte. Es ist ihm peinlich, jeden Tag zu spät in den <strong>Unterricht</strong> zu platzen.<br />
Zeitgleich zur Weckzeit des Schülers verlässt der Klassenvorst<strong>an</strong>d seine Wohnung. Er bietet <strong>an</strong>, Peter<br />
am H<strong>an</strong>dy <strong>an</strong>zurufen. Auch der Schüler leistet einen Beitrag: Er legt sein H<strong>an</strong>dy auf einen Platz, den er<br />
vom Bett aus nicht erreicht. Alles, was er braucht, bereitet er am Abend vor. Er verspricht, sich ohne<br />
zu trödeln auf den Weg in die Schule zu machen. Mit dieser Vereinbarung wird das Ziel erreicht: Peter<br />
kommt pünktlich. In der nächsten Woche bittet er seinen Lehrer, nicht mehr <strong>an</strong>zurufen: Er hat eine<br />
<strong>an</strong>dere, sichere Lösung gefunden.<br />
„Nur weil wir <strong>an</strong> den Computer im EDV-Raum einen USB-Stick <strong>an</strong>gesteckt haben und in der Pause<br />
ein bisschen auf Party gemacht haben, ist ein Professor heute komplett ausgezuckt und hat uns Konsequenzen<br />
<strong>an</strong>gedroht. ‚Ihr und eure Eltern habt die Vereinbarung unterschrieben, dass die Geräte im EDV-<br />
Saal außerhalb des <strong>Unterricht</strong>s nicht verändert oder benützt werden dürfen!‘, hat er geschrien. Was weiß<br />
ich, was auf den Zetteln alles drauf gest<strong>an</strong>den ist. Das waren ja unzählige!“<br />
– Zitat einer 16-jährigen Schülerin<br />
„Seit die Pausen-Peers, wie im Vorbereitungsworkshop vereinbart, darauf schauen, wie ihre Mitschüler/innen<br />
mitein<strong>an</strong>der umgehen, gibt es keine Provokationen und H<strong>an</strong>dgreiflichkeiten in der<br />
Hofpause. Das ist wirklich sehr entlastend.“<br />
– Zitat einer Lehrerin