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Widerstand gegen das NS-Regime in den Regionen Mecklenburg ...

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In diesen Herbstwochen erfuhr Schwer<strong>in</strong> unmittelbar – vermutlich nicht alsAugenzeuge – von der e<strong>in</strong>setzen<strong>den</strong> Mordwelle <strong>in</strong> Polen. In e<strong>in</strong>er Kiesgrubese<strong>in</strong>es Sartowitzer Forstes wur<strong>den</strong> Ju<strong>den</strong> aus Grau<strong>den</strong>z und die Patientender Heil- und Pflegeanstalt Schwetz umgebracht. In e<strong>in</strong>em Testamentzusatzvon 1942 bestimmte Schwer<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s, »sobald die Zeitumstände« es erlauben,auf der Mordstätte e<strong>in</strong> hohes Eichenkreuz mit der Inschrift errichtet werde:»Hier ruhen 1 400-1 500 Christen und Ju<strong>den</strong>. Gott sei ihrer Seele und ihrenMördern gnädig.« Heute weiß man, <strong>das</strong>s dort bis April 1940 10 000-12 000Menschen umgebracht wur<strong>den</strong>. 277Die ungewohnte Mordorgie der ersten Wochen und Monate beunruhigte die<strong>in</strong> Polen verantwortlichen deutschen Militärs, die der deutschen Sicherheitspolizei,<strong>den</strong> E<strong>in</strong>satzgruppen, e<strong>in</strong>en »Blutrausch«, ja »Vertierung« vorwarfen.Der Oberbefehlshaber Ost, Johannes Blaskowitz, wurde wiederholt schriftlichbei Walther v. Brauchitsch, dem Oberbefehlshaber des Heeres, vorstellig,vergeblich. Schwer<strong>in</strong> erfuhr von <strong>den</strong> Denkschriften durch <strong>den</strong> Besuch desGeneralstabsoffiziers Helmuth Groscurth bei Witzleben. Groscurth hatte sicheigenmächtig nach Westen begeben, um die Kommandeure an der Westfrontzu <strong>in</strong>formieren und »aufzuputschen«, nach e<strong>in</strong>em Anfangserfolg allerd<strong>in</strong>gsvergeblich. Groscurth wurde strafversetzt.Schwer<strong>in</strong>s Ablehnung Hitlers und se<strong>in</strong>er Politik nach der Machtergreifunggründete sich vor allem auf zwei Aspekte, der Zerstörung des Rechtsstaats,z.B. <strong>in</strong> der Behandlung der <strong>in</strong>nenpolitischen Gegner (Potempa, Röhmputsch)wie der Ju<strong>den</strong> und se<strong>in</strong>er zum Krieg führen<strong>den</strong> Außenpolitik. Von RolandFreisler vor dem Volksgerichtshof zu se<strong>in</strong>er Motivation befragt und zu äußersterKürze genötigt, führte Schwer<strong>in</strong>, bevor er von Freisler niedergebrüllt wurde,als Kernbereich se<strong>in</strong>er Ablehnung »die vielen Morde im In- und Ausland«an. Es waren die Morde an <strong>den</strong> <strong>in</strong>nenpolitischen Gegnern, die Morde an <strong>den</strong>Ju<strong>den</strong> Europas und an <strong>den</strong> vielfältigen Opfergruppen im besetzten Europa,die Schwer<strong>in</strong>s Rechtsempf<strong>in</strong><strong>den</strong>, ja moralisches Empf<strong>in</strong><strong>den</strong> zutiefst empörten.Diese moralische Empörung trug ihn durch die jahrelangen Gefahren se<strong>in</strong>er<strong>Widerstand</strong>stätigkeit im Schatten der Gestapo. Schwer<strong>in</strong>, dessen B<strong>in</strong>dung an<strong>das</strong> Christentum wie bei vielen se<strong>in</strong>er Freunde <strong>in</strong> dieser Zeit der Prüfungenstetig wuchs, sagte oft, die Menschen sängen Luthers Zeilen: »Nehmen sie <strong>den</strong>Leib, Gut, Ehr, K<strong>in</strong>d und Weib lass fahren dah<strong>in</strong>, sie haben`s ke<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n,277Die polnische Regierung gestaltete nach dem Krieg die Mordstätte zu e<strong>in</strong>er großen Ge<strong>den</strong>kstätteum. In der Mitte ragt e<strong>in</strong> hohes ste<strong>in</strong>ernes Kreuz, s. a.: Jansen, Christian u. Weckbecker,Arno, Der Volksdeutsche Selbstschutz <strong>in</strong> Polen 1939/40, München 1992, S. 215 Nr. 51.110

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