archisten und Gegners der WeimarerDemokratie zeugt. Die Nationalsozialistenhatten ihn natürlich längstim Blick. In der Nacht vom 9. zum10. April 1933 erfolgte die erste vonmehreren Hausdurchsuchungen aufse<strong>in</strong>em Gut; e<strong>in</strong>e Schutzhaft schlosssich an. Mit knapper Not konnte erder Verhaftung am 30. Juni 1934im Zuge des »Röhm-Putsches«entkommen.In der Folgezeit knüpfte Kleist-Schmenz<strong>in</strong> wichtige Kontakte zuverschie<strong>den</strong>en <strong>Regime</strong>gegnern.Er war auch weiterh<strong>in</strong> bereit, sichpersönlich und aktiv am <strong>Widerstand</strong>zu beteiligen. So reiste er im August1938 als Emissär im Auftrage Becksnach England und e<strong>in</strong> Jahr späterEwald von Kleist-Schmenz<strong>in</strong>(1890-1945).nach Stockholm. Se<strong>in</strong>e Bemühungen, <strong>den</strong> Ausbruch des Krieges zu verh<strong>in</strong>dern,schlugen jedoch fehl. Kleist-Schmenz<strong>in</strong> knüpfte Kontakte zum engerenKreis der Verschwörer, so zu Carl Goerdeler und General Friedrich Olbricht.Goerdeler selbst wollte Kleist nach dem Umsturz als Politischen Beauftragtenfür Pommern e<strong>in</strong>setzen.Am Tage nach dem Attentat wurde Kleist-Schmenz<strong>in</strong>, der nicht <strong>in</strong> die unmittelbarenVorbereitungen des Staatsstreichs e<strong>in</strong>geweiht war, verhaftet undverhört. Am 3. Februar 1945 fand se<strong>in</strong>e Verhandlung vor dem Volksgerichtshofunter der Anklage des Hoch- und Landesverrats statt. Er brachte <strong>den</strong> Mutauf, dem Präsi<strong>den</strong>ten des Volksgerichthofes Roland Freisler ent<strong>gegen</strong>zusetzen:»Jawohl, ich habe Hochverrat getrieben seit dem 30. Januar 1933, immerund mit allen Mitteln. Ich habe aus me<strong>in</strong>em Kampf <strong>gegen</strong> Hitler und <strong>den</strong>Nationalsozialismus nie e<strong>in</strong> Hehl gemacht. Ich halte diesen Kampf für e<strong>in</strong>von Gott verordnetes Gebot. Gott alle<strong>in</strong> wird me<strong>in</strong> Richter se<strong>in</strong>.« 256 Am 15.März 1945 zum Tode verurteilt, wurde er noch am 9. April 1945 <strong>in</strong> Plötzenseeh<strong>in</strong>gerichtet.256Ebd., S. 192.96
Se<strong>in</strong> Sohn, der Oberleutnant Ewald-He<strong>in</strong>rich von Kleist-Schmenz<strong>in</strong>, wurdevon Schulenburg persönlich <strong>in</strong> die Attentatspläne e<strong>in</strong>geweiht und mit Stauffenbergzusammengebracht. 257 Schulenburg und Schwer<strong>in</strong> kannten ihn seitlängerem aus dem Potsdamer Infanterie-<strong>Regime</strong>nt Nr. 9, er galt als Protegévon Schulenburg. Ewald-He<strong>in</strong>rich von Kleist-Schmenz<strong>in</strong> war zeitweise alspotenzieller Attentäter vorgesehen und fand se<strong>in</strong>en Platz im militärischen<strong>Widerstand</strong> im Umfeld Schulenburgs. Anfang Februar 1944 war e<strong>in</strong>e Uniformvorführunggeplant, auf der Kleist-Schmenz<strong>in</strong> sich mit Hitler zusammen<strong>in</strong> die Luft sprengen sollte. Stauffenberg trat an Kleist mit der Frage heran,ob er dazu bereit wäre. Dieser beriet sich mit se<strong>in</strong>em Vater, der ihm sagte, erdürfe sich ke<strong>in</strong>esfalls die Gelegenheit zur Erfüllung e<strong>in</strong>er solchen entschei<strong>den</strong><strong>den</strong>Aufgabe entgehen lassen. Kleist sagte daraufh<strong>in</strong> zu, jedoch kam es zudieser Vorführung nicht. Am 20. Juli 1944 hielt sich Kleist-Schmenz<strong>in</strong> alsOrdonnanzoffizier im Bendlerblock bei <strong>den</strong> Verschwörern auf. Hier stander Schulenburg bei und half, <strong>den</strong> widerspenstigen Generalobersten Frommfestzusetzen und e<strong>in</strong>en SS-Oberführer, der Stauffenberg verhaften sollte, zuentwaffnen. Er besetzte auch <strong>den</strong> Ausgang des Bendlerblockes und konnte soe<strong>in</strong>en General festhalten, der sich e<strong>in</strong>er Teilnahme am Staatsstreich verweigerteund die Bendlerstraße eilig verlassen wollte. Nach dem endgültigen Scheiterndes Attentates unternahm Kleist-Schmenz<strong>in</strong> zwei Fluchtversuche, wurde abernoch im Bendlerblock verhaftet. Er konnte <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Wochen se<strong>in</strong>eAktivität im <strong>Widerstand</strong> vertuschen. Das Ermittlungsverfahren <strong>gegen</strong> ihnwurde am 12. Dezember 1944 e<strong>in</strong>gestellt. Bis zum Kriegsende an der Fronte<strong>in</strong>gesetzt, hat er im Gegensatz zu se<strong>in</strong>em Vater <strong>das</strong> Dritte Reich überlebt.Nicht nur Militärs, sondern auch Zivilisten waren <strong>in</strong> die Attentatsplänee<strong>in</strong>geweiht. Hier ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Willy Jesse, seit 1932 Bezirkssekretär undBezirksvorsitzender der SPD <strong>Mecklenburg</strong>-Lübeck, zu nennen. 258 Jesse wurdeum die Jahreswende 1942/43 von Julius Leber und Gustav Dahrendorf, beideTeilnehmer des Kreisauer Kreises, <strong>in</strong> die Pläne des Staatsstreiches e<strong>in</strong>geweiht.Wie weit er jedoch von <strong>den</strong> konkreten Planungen und Vorbereitungen wusste,ist nicht genau bekannt. Jesse zog im Frühsommer 1944 se<strong>in</strong>e ParteifreundeAlbert Schulz, Karl Schröder und He<strong>in</strong>rich Beese <strong>in</strong>s Vertrauen und unterrichtetesie darüber, <strong>das</strong>s bald e<strong>in</strong>e Aktion <strong>gegen</strong> Hitler unternommen würde.257Das Folgende nach: Hoffmann, (wie Anm. 241), passim.258Das Folgende nach: Müller, Werner, Opposition und Verfolgung, <strong>in</strong>: Müller, Werner/Mrotzek, Fred/Köllner, Johannes (Hrsg.), Die Geschichte der SPD <strong>in</strong> <strong>Mecklenburg</strong> und Vorpommern,Bonn 2002, S. 153-174, hier S. 169-173.97
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