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Widerstand gegen das NS-Regime in den Regionen Mecklenburg ...

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er wolle wieder e<strong>in</strong>mal nach Haus. Er hätte ke<strong>in</strong> Interesse mehr am Krieg unddie, welche ihn begonnen hätten, sollten ihn auch zu Ende führen«. Zu e<strong>in</strong>erGefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt, traf er am 19. Juni 1944 im WGAnklam e<strong>in</strong>. Die Strafe wurde am 28. August 1944 zur Frontbewährung beider SS-Sonderformation Dirlewanger ausgesetzt. Über se<strong>in</strong> weiteres Schicksalist nichts bekannt. 212Auch der 1922 <strong>in</strong> Kassel geborene Soldat Karl-He<strong>in</strong>z K. wurde wegen se<strong>in</strong>erÄußerungen <strong>den</strong>unziert. Im Arbeitermilieu aufgewachsen, lehnte er <strong>den</strong>Nationalsozialismus und <strong>das</strong> streng reglementierte militärische Leben ab. Se<strong>in</strong>widersetzliches Verhalten brachte ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong> 500er Bewährungs-Bataillon andie Ostfront. Nach dem Krieg er<strong>in</strong>nerte er sich: »So war ich fast zwei Jahre beidieser E<strong>in</strong>heit. Oft gesehen, wie unser Häufle<strong>in</strong> zusammengeschmolzen ist,meistens alle tot. Ich habe me<strong>in</strong>en Kamera<strong>den</strong> oft genug gesagt: ›Ihr seid jawahns<strong>in</strong>nig, noch zu kämpfen!‹ Dann musste ich immer hören: ›He<strong>in</strong>z, unsereStrafen müssen wir doch verbüßen.‹ Wenn ich dies immer hörte, dann schwollmir die Galle, ich f<strong>in</strong>g dann an zu re<strong>den</strong>, als ob ich auf e<strong>in</strong>em Rednerpultstünde.« Von der Gestapo verhaftet, kam er über verschie<strong>den</strong>e Stationen <strong>in</strong> <strong>das</strong>WG Anklam, wo ihn <strong>das</strong> Gericht der Division 402 im Dezember 1944 zumTode verurteilte. Gna<strong>den</strong>gesuche zögerten die Vollstreckung bis zur Befreiungdurch die Rote Armee h<strong>in</strong>aus. 213Die letzten bei<strong>den</strong> Fälle zeigen die unterschiedlichen Begleitumständeund Motive für Äußerungen <strong>gegen</strong> <strong>den</strong> Krieg. Während Otto H. unter demE<strong>in</strong>druck der katastrophalen militärischen Lage während e<strong>in</strong>es Umtrunksse<strong>in</strong>er Empörung freien Lauf ließ, war <strong>das</strong> Re<strong>den</strong> unter <strong>den</strong> Kamera<strong>den</strong> fürKarl-He<strong>in</strong>z K. eher Ausdruck e<strong>in</strong>er grundsätzlich kritischen Haltung <strong>gegen</strong>überNationalsozialismus und Krieg. Er wollte nicht nur Empörung und Wutausdrücken, sondern Kamera<strong>den</strong> überzeugen, die Waffen niederzulegen, sichzu ergeben.4. Fe<strong>in</strong>dbegünstigung und KriegsverratDie Entscheidung, <strong>in</strong>nerhalb der Wehrmacht <strong>gegen</strong> die Weiterführung desKrieges oder <strong>den</strong> deutschen Sieg zu kämpfen, ahndeten die Militärgerichteals Fe<strong>in</strong>dbegünstigung, Kriegsverrat oder gegebenenfalls als Vorbereitung212Bundesarchiv-Z<strong>NS</strong>, Fr. 3208.213Kammler, Jörg, »Ich habe die Metzelei satt und laufe über…« Kasseler Soldaten zwischenVerweigerung und <strong>Widerstand</strong> (1939-1945), Fuldabrück 1997, S. 119 ff.78

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