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Widerstand gegen das NS-Regime in den Regionen Mecklenburg ...

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Liedtke: Der 1894 <strong>in</strong> Ostpreußen geborene Liedtke leitete als Chefredakteurund Verlagsdirektor zwischen 1929 und 1937 die Greifswalder Zeitung. Ab1939 stand er <strong>in</strong> <strong>den</strong> besetzten Territorien verschie<strong>den</strong>en Ortskommandanturenvor. Im Sommer 1942 widersetzte er sich als Ortskommandant von Przemysl(Westgalizien) auf Initiative se<strong>in</strong>es Adjutanten Dr. Battel der Deportation ihmunterstehender jüdischer Arbeitskräfte. E<strong>in</strong>e Bestrafung folgte nicht. Allerd<strong>in</strong>gsfällt e<strong>in</strong>e Gesamtwürdigung der Person schwer, da er an verschie<strong>den</strong>en Ortenauch an der Umsetzung verbrecherischer Befehle beteiligt war. 1994 wurdese<strong>in</strong>e Rettungstat <strong>in</strong> Yad Vashem geehrt. 217E<strong>in</strong>zelne Offiziere verweigerten sich militärisch uns<strong>in</strong>nigen Durchhalteparolender <strong>NS</strong>-Führung. In e<strong>in</strong>er ausweglosen Situation <strong>den</strong> Befehl zum Rückzug zugeben, um s<strong>in</strong>nlose Menschenverluste zu verh<strong>in</strong>dern, konnte strafrechtlicheKonsequenzen haben. In Neustrelitz er<strong>in</strong>nert e<strong>in</strong>e Ge<strong>den</strong>ktafel an Hans Grafvon Sponeck, der hier zeitweilig stationiert war. Nach dem Überfall auf dieSowjetunion kommandierte er <strong>das</strong> XIII. Armee-Korps. Während der Kämpfeauf der Halb<strong>in</strong>sel Kertsch 1941 erteilte er se<strong>in</strong>en Truppen <strong>in</strong> aussichtsloserLage <strong>den</strong> Rückzugsbefehl. Se<strong>in</strong>er Abberufung folgte <strong>das</strong> Todesurteil durch e<strong>in</strong>Militärgericht. Hitler begnadigte ihn zu sechs Jahren Festungshaft. Ohne <strong>das</strong>se<strong>in</strong> Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat bestand, ließ Himmler Graf vonSponeck am 23. Juli 1944 <strong>in</strong> Germersheim erschießen. 218Dem jungen Leutnant Matthias Kaiser wurde e<strong>in</strong> Rückzugsbefehl zumtödlichen Verhängnis, zumal er nicht durch Prom<strong>in</strong>enz und Rang geschütztwar. Er diente seit 1941 <strong>in</strong> der Wehrmacht. 1943 zum Leutnant befördert,kam er nach mehreren Verwundungen im Sommer 1944 zur HeeresgruppeNord. Während der Kämpfe im Juli 1944 südlich von Ostrow musste LeutnantKaiser mitten im Gefecht e<strong>in</strong>e Kompanie übernehmen und befahl <strong>den</strong>Rückzug, verlor außerdem noch zeitweise <strong>den</strong> Kontakt zu se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit. ImAugust reichte se<strong>in</strong> Bataillonskommandeur <strong>den</strong> Rückzugsbefehl zur Strafverfolgunge<strong>in</strong>. Das Kriegsgericht der 21. Luftwaffenfelddivision verurteilteMatthias Kaiser am 21. September 1944 nach 10 M<strong>in</strong>uten Beratung wegen»Feigheit vor dem Fe<strong>in</strong>d« zum Tode. Im WG Anklam wartete er anderthalbMonate auf die endgültige Entscheidung und wurde 24-jährig am 29. November1944 h<strong>in</strong>gerichtet. 219217Haase, Norbert, Oberleutnant Dr. Kurt Battel und Major Max Liedtke, <strong>in</strong>: Wette, Wolfram(Hrsg.), Retter <strong>in</strong> Uniform, Frankfurt/M. 2002, S. 181-208.218E<strong>in</strong>beck, Eberhard, Das Exempel Graf Sponeck, Bremen 1970.219Haas, Johannes/ Löckmann, He<strong>in</strong>z-Josef, »Licht und Leben«. Matthias Kaiser (1921-1944),Ingolstadt 1994.80

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