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Widerstand gegen das NS-Regime in den Regionen Mecklenburg ...

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normalen Leben zu retten. Würde e<strong>in</strong>e solche Haltung nicht <strong>in</strong> Wirklichkeitbedeuten, auf die Notwendigkeit zu verzichten, zugunsten aller ewigen Werte<strong>gegen</strong> <strong>das</strong> Übel, <strong>das</strong> geschah, Zeugnis abzulegen?« 224 Nur aktiver <strong>Widerstand</strong>konnte »Zeugnis« se<strong>in</strong>. <strong>Widerstand</strong> aber war nicht Sache e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>maligenEntschlusses, sondern verlangte immer neue Entscheidungen, e<strong>in</strong>e immererneuerte Bereitschaft zum Wagnis im Alltag des Hitlerreiches.Diesen Alltag hatten die Lachmunds <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> schnell kennen gelernt.Hans Lachmund wurde im April 1933 aus dem Justizdienst entlassen undzudem der Unterschlagung von Geldern der Frie<strong>den</strong>sgesellschaft beschuldigt.Das Ehepaar Lachmund nahm die rechtswidrige Entlassung nicht h<strong>in</strong>, und ihrE<strong>in</strong>spruch hatte zur Folge, <strong>das</strong>s sie aufgehoben, Hans Lachmund aber an <strong>das</strong>Amtsgericht War<strong>in</strong> strafversetzt wurde. Se<strong>in</strong>e Frau sah sich <strong>in</strong> der Schwer<strong>in</strong>erNazizeitung (»Niederdeutscher Beobachter«) an <strong>den</strong> Pranger gestellt, weil siee<strong>in</strong>em jungen Mann auf der Straße e<strong>in</strong>e noch nicht verbotene sozialistischeZeitung abgekauft hatte. Bespitzelung, Vernehmung, Hausdurchsuchunggehörten <strong>in</strong> <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren zu ihren Alltagserfahrungen.Schon 1934 schlossen sich Hans und Margarethe Lachmund der im selbenJahr von dem Hamburger Kaufmann Hans Rob<strong>in</strong>sohn (1897-1981) und demBerl<strong>in</strong>er Juristen Ernst Strassmann (1897-1958) gegründeten liberalen <strong>Widerstand</strong>sgruppean. Deren Keimzelle war der 1924 von Hans Rob<strong>in</strong>sohn unde<strong>in</strong>igen jungliberalen Ges<strong>in</strong>nungsfreun<strong>den</strong> <strong>in</strong> Hamburg <strong>in</strong>s Leben gerufene»Klub vom 3. Oktober«, e<strong>in</strong> Zusammenschluss junger, parteikritischer liberalerDemokraten, zu <strong>den</strong>en sich e<strong>in</strong>e Reihe gleichges<strong>in</strong>nter Sozialdemokraten gesellthatte. Hans Lachmund gehörte diesem Kreis bereits seit 1927 an.Die Rob<strong>in</strong>sohn-Strassmann-Gruppe bemühte sich seit 1934 um <strong>den</strong> Aufbaue<strong>in</strong>es Netzwerks von vertrauenswürdigen demokratischen Gegnern des <strong>NS</strong>-<strong>Regime</strong>s, die nach dem erhofften Sturz des <strong>Regime</strong>s (durch die Wehrmacht)bereitstehen sollten, politische Verantwortung zu übernehmen. Es g<strong>in</strong>g um e<strong>in</strong>e»Kaderbildung« für <strong>den</strong> »Tag danach«. 225 Die Gruppe arbeitete strikt konspira-224Ansprache aus Anlass der Verleihung der Ehrendoktorwürde des Haverford College,Haverford/Pennsylvania, 15. 05. 1973. In: Margarethe Lachmund zum 80. Geburtstag. Wien1976, S. 38.225»Bis 1937 umfasste <strong>das</strong> illegale Verb<strong>in</strong>dungsnetz weite Teile Deutschlands. Stark ausgebauteGruppen entstan<strong>den</strong> bald <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und Hamburg; weitere Zentren gab es <strong>in</strong> <strong>Mecklenburg</strong>(Lachmund), Mitteldeutschland (Hoernigk) und Nordbayern (Dehler) … Die Tätigkeit derGruppe bestand im Sammeln von Nachrichten, um <strong>das</strong> Informationsmonopol der Regierungzu brechen, im organisatorischen Ausbau, <strong>in</strong> der Hilfe für Verfolgte und <strong>in</strong> der Herstellung undPflege von Verb<strong>in</strong>dungen mit anderen <strong>Widerstand</strong>sgruppen, mit Personen im Regierungsapparatund mit Emigranten im Ausland.« Sass<strong>in</strong>, a.a.O., Anm. 223.84

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