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Widerstand gegen das NS-Regime in den Regionen Mecklenburg ...

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1. KriegsdienstverweigerungUnter der sehr ger<strong>in</strong>gen Zahl von Kriegsdienstverweigerern während desZweiten Weltkrieges lassen sich bisher drei Fälle für <strong>Mecklenburg</strong> undPommern nachweisen. E<strong>in</strong>er der ersten nach Kriegsbeg<strong>in</strong>n h<strong>in</strong>gerichtetenKriegsdienstverweigerer überhaupt war Kurt Kle<strong>in</strong> aus Boizenburg. Kurt Kle<strong>in</strong>arbeitete als Glaser <strong>in</strong> Boizenburg und hatte nach dem Ersten Weltkrieg zurGlaubensgeme<strong>in</strong>schaft der Bibelforscher (Zeugen Jehovas) gefun<strong>den</strong>. Als er <strong>in</strong><strong>den</strong> ersten Kriegstagen die E<strong>in</strong>berufung zur Wehrmacht erhielt, verweigerteer nach se<strong>in</strong>en religiösen Grundsätzen <strong>den</strong> Kriegsdienst. Wenige Tage nachse<strong>in</strong>er Verhaftung <strong>in</strong> Boizenburg verurteilte ihn <strong>das</strong> Reichskriegsgericht aufse<strong>in</strong>er Verhandlung <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> zum Tode. Das Urteil wurde am 13. Oktober1939 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Plötzensee vollstreckt. 201 Kurt Kle<strong>in</strong> gehört zu <strong>den</strong> ungefähr300 Zeugen Jehovas, die – überwiegend wegen Kriegsdienstverweigerung– während des Zweiten Weltkrieges h<strong>in</strong>gerichtet wur<strong>den</strong>.Der Staatswissenschaftler und Pazifist Dr. Hermann Stöhr aus Stett<strong>in</strong> warder e<strong>in</strong>zige evangelische Christ, <strong>den</strong> <strong>das</strong> Reichskriegsgericht wegen se<strong>in</strong>er religiösmotivierten Kriegsdienstverweigerung zum Tode verurteilte. 202 Er wurde1898 <strong>in</strong> Stett<strong>in</strong> geboren und engagierte sich <strong>in</strong> der Weimarer Republik für diechristliche Ökumene und die Frie<strong>den</strong>sbewegung. Im Frühjahr 1939 verweigerteer <strong>den</strong> Waffendienst <strong>gegen</strong>über dem Wehrbezirkskommando Stett<strong>in</strong> I.Monate später verurteilte ihn <strong>das</strong> Gericht des 2. Admirals der Ostseestation<strong>in</strong> Kiel nach »frie<strong>den</strong>srechtlichen Bestimmungen« am 1. November 1939 zue<strong>in</strong>em Jahr Gefängnis. Da Stöhr im Torgauer Militärgefängnis <strong>den</strong> Fahneneidverweigerte, kam er wegen »Wehrkraftzersetzung« vor <strong>das</strong> Reichskriegsgericht,<strong>das</strong> die Todesstrafe verhängte. Hermann Stöhr starb am 21. Juni 1940 <strong>in</strong>Berl<strong>in</strong>-Plötzensee. 203E<strong>in</strong>zelne Kriegsdienstverweigerer f<strong>in</strong><strong>den</strong> sich zur Strafvollstreckung <strong>in</strong> <strong>den</strong>Zuchthäusern wieder. E<strong>in</strong>er von ihnen ist der <strong>in</strong> Breslau geborenen OfensetzerWerner S., der 1941 <strong>in</strong> die Strafanstalten Dreibergen-Bützow kam. Bereits200Bestandsaufnahme politischer Memoriale des Landes <strong>Mecklenburg</strong>-Vorpommern, Schwer<strong>in</strong>1998, S. 307.201Jahnke, Karl He<strong>in</strong>z, Gegen Hitler. Gegner und Verfolgte des <strong>NS</strong>-<strong>Regime</strong>s <strong>in</strong> <strong>Mecklenburg</strong>1933-1945, Rostock 2000, S. 37-45.202Röhm, Eberhard, Sterben für <strong>den</strong> Frie<strong>den</strong>. Spurensicherung: Hermann Stöhr (1898-1940)und die Ökumenische Frie<strong>den</strong>sbewegung, Stuttgart 1985, S. 167.203Garbe, Detlef, »Du sollst nicht töten« Kriegsdienstverweigerer 1939-1945, <strong>in</strong>: Haase, Norbert/Paul, Gerhard (Hrsg.), Die anderen Soldaten, Frankfurt/M. 1995, S. 95.74

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