Monaten Gefängnis verurteilt. Er verbüßte se<strong>in</strong>e Strafe von Mai bis November1944. 131 Auch der widerständige Pfarrer von Wittenburg, Albert Groß, wurdeim Oktober 1944 unter fa<strong>den</strong>sche<strong>in</strong>igem Vorwand für e<strong>in</strong>ige Tage <strong>in</strong> »Schutzhaft«genommen. Ihm warf man die Verweigerung von »Schanzarbeiten <strong>in</strong>Schleswig-Holste<strong>in</strong>« vor. 132Behör<strong>den</strong>, Gestapo und eifrige <strong>NS</strong>-Genossen versuchten ab Kriegsbeg<strong>in</strong>ndie Seelsorge an <strong>den</strong> ausländischen Katholiken zu verh<strong>in</strong>dern. 137 Mit derPolizeiverordnung vom 8. April 1940 war »polnischen Zivilarbeitern undZivilarbeiter<strong>in</strong>nen« <strong>in</strong> <strong>Mecklenburg</strong> die »Teilnahme an deutschen kirchlichenVeranstaltungen« untersagt wor<strong>den</strong>. 138 E<strong>in</strong> Jahr später verbot auch <strong>das</strong>Reichskirchenm<strong>in</strong>isterium mit Erlass vom 15. Juli 1941 »die Teilnahme vonArbeitern polnischen Volkstums an <strong>den</strong> Gottesdiensten der örtlichen Pfarrgeme<strong>in</strong>de«.139 E<strong>in</strong>e besondere Schikane bestand dar<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s im Gottesdienstnur deutsch gesprochen und auch ke<strong>in</strong>e polnischen Lieder gesungen wer<strong>den</strong>durften. In <strong>den</strong> Jahren vor Kriegsausbruch hatte Pfarrer Dr. Schräder nochöffentlich polnisch-sprachige Gottesdienste für die damals schon zahlreichenpolnischen Katholiken <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> <strong>in</strong> der katholischen Pfarrkirche haltenlassen. 140 In <strong>den</strong> lückenlos geführten Aufzeichnungen Schräders über die »Polengottesdienste«f<strong>in</strong>det man ab 1941 immer häufiger Vermerke wie »nichtgenehmigt«, »ausgefallen, da angeblich ke<strong>in</strong> Raum«, »ausgefallen wegen Arbeit«oder »verboten durch die Polizei«. 141Schräder ließ nie e<strong>in</strong>en Zweifel daran, <strong>das</strong>s er <strong>den</strong> Krieg nicht gutheißenkonnte. Seit September 1939 wurde je<strong>den</strong> Abend <strong>in</strong> der Schwer<strong>in</strong>er Pfarrkircheder Rosenkranz für <strong>den</strong> Frie<strong>den</strong> gebetet. 142131Ulrich von Hehl / Christoph Kösters (Bearb.), (wie Anm. 94), Band 2, S. 1124.132Ebd., S. 1122.137Heribert Rosal (Hrsg), Die Seelsorge an <strong>den</strong> polnischen Wanderarbeitern <strong>in</strong> der Zeit von1850 bis 1945, Kirchengeschichtliche Handreichungen Nr. 4, Berl<strong>in</strong> 1976, siehe auch PA St.Anna Schwer<strong>in</strong>, 2.049.138PA St. Anna Schwer<strong>in</strong>, 2.058. Brief des Bischofs von Osnabrück an Pfarrer Dr. BernhardSchräder vom 20. April 1940.139Ebd., siehe auch: Peter Sieve, Die katholische Kirche und die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterwährend des zweiten Weltkrieges im Ol<strong>den</strong>burger Land, Vechta 2000, S. 15 ff.140PA St. Anna Schwer<strong>in</strong>, 2.142.141PA St. Anna Schwer<strong>in</strong>, 2.056.142PA St. Anna Schwer<strong>in</strong>, 2.142.48
Zeuge für <strong>den</strong> Glauben: Dr. Bernhard Schwentner, Pfarrer vonNeustrelitz 143Am 21. Oktober 1943 wurde völlig überraschend der katholische Pfarrer vonNeustrelitz, Dr. Bernhard Schwentner, verhaftet. Auf der Polizeiwache erfuhr erdurch vernehmende Gestapo-Leute, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong> Zeuge ihn beschuldigt habe, »ihm<strong>gegen</strong>über unglaubliche, gehässigepolitische Äußerungen gemacht«zu haben. Bei dem Zeugen namensAha handelte es sich um e<strong>in</strong>katholisches Geme<strong>in</strong>deglied, <strong>das</strong><strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rechl<strong>in</strong>er Rüstungsbetriebarbeitete. Ähnlich wie im FallLeffers hatte hier der Zeuge Aha<strong>den</strong> Pfarrer unter dem Vorwandvon seelsorglichen Nöten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>politisches Gespräch verwickelt.Er nahm danach die deutlichenAussagen von Dr. Schwentnerzum uns<strong>in</strong>nigen Krieg, zur Behandlungder Ju<strong>den</strong> und zumverantwortungslosen Handelnder <strong>NS</strong>-Führung zu Protokollund gab sie an die Gestapo. DerNeustrelitzer Kaplan He<strong>in</strong>richKottmann hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Tagebuchauf die parallel erfolgen<strong>den</strong>Prof. Dr. Bernhard Schwenter (1891-1944).Verhaftungen der evangelischen Pastoren Michaelis (Neustrelitz) und Re<strong>in</strong>hold(Alt-Strelitz) verwiesen, die auf Denunziation von Kollegen des Zeugen Ahah<strong>in</strong> erfolgten. 144Pfarrer Dr. Schwentner wurde bereits am 22. Oktober 1943 <strong>in</strong>s Gefängnisnach Alt-Strelitz überführt, wo man ihn bis zum 8. Mai 1944 <strong>in</strong> Untersuchungshafthielt. Danach wurde er nach Berl<strong>in</strong>-Moabit überführt. Damit war143Helmut Moll (wie Anm. 93), S. 257-259, vgl. auch Karl He<strong>in</strong>z Jahnke, Gegen Hitler. Gegnerund Verfolgte des <strong>NS</strong>-<strong>Regime</strong>s <strong>in</strong> <strong>Mecklenburg</strong> 1933-1945, Rostock 2000, S. 123-131.144He<strong>in</strong>rich-eiss<strong>in</strong>g-Institut (Hrsg.), Kirche unter Diktaturen. Katholische Kirche <strong>in</strong> <strong>Mecklenburg</strong>1933-1989, Band 2 (<strong>in</strong> Vorbereitung).49
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