Sozialpädagogische Familienhilfe Erfolgs- und Misserfolgskriterien ...

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Fall einzunehmen, wie es zum Beispiel ein Arzt praktiziert. Dieser muss sich in der Regel
beim Patienten beispielsweise nur auf dessen gebrochenen Arm konzentrieren. Andere
Perspektiven der Fallbetrachtung kann der Arzt ausblenden. Dagegen müssen Sozialpädagogen
in ihrer Arbeit mit Fällen multiperspektivisch vorgehen und oftmals ihr Handeln im
Verhältnis zum Handeln anderer am Fall beteiligter Personen bzw. Institutionen
bestimmen. Der Inhalt und die Art und Weise, in der ein Fall bearbeitet werden soll, sind
in der Sozialpädagogik somit sehr viel offener und unbestimmter (vgl. Müller 1994, S.26).
In Abgrenzung zur Fallarbeit ist eine Fallstudie die wissenschaftliche Analyse von
Informationen über eine bestimmte Person nach einer bestimmten Methode. Der Einzelfall
wird mit bekanntem Wissen über den Fall in Beziehung gesetzt. Es wird geprüft, was aus
dem schon Bekannten heraus erklärbar ist und wo gegebenenfalls Korrekturen an den
Wissensbeständen vorgenommen werden müssen. Somit soll durch eine Fallstudie eine
Erkenntnis erzielt werden, die geprüft und erweitert wird und woraus neue wissenschaftliche
Erkenntnisse gewonnen werden können (vgl. Fatke 1997 b, S.59). Nach Fatke ist die
Kasuistik ein übergeordneter Begriff, der sowohl Fallarbeit als auch Fallstudie meinen
kann. Diese beiden Vorgehensweisen schließen einander nicht aus. Im günstigen Fall
sollten sie zusammengeführt werden. Letztlich handelt es sich dabei jedoch um
verschiedene Aufgaben und Tätigkeiten mit einer jeweils unterschiedlichen Handlungslogik.
Deshalb sollten die beiden Begriffe differenziert verwendet werden (vgl. Fatke 1997
b, S.59).
Den Schwerpunkt dieser Arbeit bilden zwei sozialpädagogische Fallstudien, die ich mit der
Methode des qualitativen Interviews, speziell dem fokussierten Interview aus
verschiedenen Perspektiven darstellen und analysieren möchte.
3.2 Die Fallstudie
Kasuistik bedeutet u.a., dass Einzellfälle beobachtet, dargestellt und anschließend
analysiert werden. Die Gesamtheit dieser drei Vorgänge wird in der Literatur als Fallstudie
bezeichnet. Praxis und Theorie bleiben somit nicht isoliert nebeneinander stehen. Sie
werden miteinander verbunden und ergeben so eine neue Ganzheit. Die Fallstudie stellt
somit einen Bezug zur Praxis her (vgl. Beck/ Scholz 1997, S.679).