Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

terrevolution konnte sich die UdSSR auch grundsätzlich
keine Nationalitätenkonflikte leisten. Die sowjetischen
Kommunisten gingen davon aus, dass die gemeinsame
und gleichberechtigte Arbeit an der neuen Gesellschaftsordnung
die unterschiedlichen Nationalitäten und Völkerschaften
zusammenschweißen würde. Die Entwicklung
gab ihnen recht. Anders wären die Aufbauleistungen und
vor allem der Sieg über den deutschen und japanischen
Faschismus nicht möglich gewesen.
Diejenigen westlichen Staaten, die heute am meisten
die angebliche verfehlte sowjetische Nationalitätenpolitik
beklagen, haben hierzu nicht das geringste moralische
Recht. Das Verhalten der USA gegenüber den indianischen
Ureinwohnern und gegenüber ihren farbigen
Bürgern ist weltbekannt. Die Deutschen diskriminierten
ihre polnischen, französischen, belgischen, dänischen und
sorbischen Mitbürger. Die von Deutsch-Österreichern
und Ungarn geführte Donaumonarchie brach an den
Problemen zusammen, die ihnen ihre 14 Nationalitäten
bereitet hatten. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten alle
osteuropäischen Länder, ebenso wie Italien, erhebliche
Probleme mit ihren nationalen Minderheiten, die unter
den gegebenen bürgerlichen Verhältnissen die Herausbildung
extrem nationalistischer und faschistischer Bewegungen
begünstigte. Für Polen bildeten die nationalen
Minderheiten, die ein Drittel der Gesamtbevölkerung
ausmachten, ein Sicherheitsrisiko für den Bestand des
jungen Staates. Per Gesetz wurden Juden in Ungarn und
Rumänien diskriminiert. Judenpogrome waren typisch
für einige osteuropäische Staaten.
Das alles hat es trotz heute gegenteiliger Behauptungen
unter der Sowjetmacht nicht gegeben. Die Georgier
Stalin und Ordschonikidse waren führende Staats-
und Parteifunktionäre. Mit Stalin wurde überhaupt jahr-
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