Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

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ernannte den linken Intellektuellen und Sowjetfreund Justas Paleckis am 17. Juni zum Vorsitzenden einer verfassungsmäßigen Volksregierung mit zunächst einem, später drei kommunistischen Ministern. Paleckis übernahm von Merkys auch die Funktion eines Übergangspräsidenten. Am 18. Juni wurde der inhaftierte KP-Führer aus der Haft entlassen und einen Tag später durch den linken Innenminister als Direktor des Staatssicherheitsdepartements eingesetzt, alle politischen Gefangenen wurden freigelassen, faschistische Organisationen verboten und man begann, den alten Machtapparat zu säubern. Kommunisten und andere Linke besetzten innerhalb weniger Tage Schlüsselpositionen in allen Bereichen. Die antifaschistisch-demokratische Junirevolution bildete den Beginn der sozialistischen Umgestaltung Litauens. Sie war eine authentische Volksbewegung der litauischen Werktätigen. Ihre Machtergreifung war staatsrechtlich sogar durch die bürgerliche Verfassung legitimiert worden und nicht Ergebnis einer „sowjetischen Okkupation“, wie heute behauptet wird. 2
3. Litauen an der Seite der Nazis Im jungen Sowjetlitauen verlief 1940/41 der sozialistische Aufbau im Vergleich zu Estland und Lettland reibungsloser, weil hier die Kommunisten und andere Linke weitaus stärker waren. Der antisowjetische Widerstand konnte sich deshalb erst im Spätherbst 1940 als Litauische Aktivistenfront (LAF) formieren. Sie orientierte sich an Hitlerdeutschland, zu dem sie über den ehemaligen litauischen Gesandten in Berlin, Oberst Kazys Škirpa, Kontakt aufnahm. Ziel war die modifizierte Wiedererrichtung der 1940 gestürzten ältesten faschistischen Diktatur in Osteuropa in einem mit Deutschland verbündeten unabhängigen Staat. Die treibende Kraft waren die Faschisten der verbotenen Nationalistenpartei. Ihnen gelang es, auch Vertreter anderer rechter Gruppierungen und vor allem einen Teil der über 20 Jahre extrem nationalistisch erzogenen Jugend zu sammeln. Unterstützt wurden sie vor allem von Groß- und wohlhabenden Bauern, die durch die Bodenreform Land und politischen Einfluss abgeben mussten. Die LAF betrieb als „5. Kolonne“ der Nazis vor allem Spionage- und Sabotagetätigkeit sowie eine intensive antisowjetische Propaganda. Letzterem gegenüber verhielten sich die litauischen Kommunisten lange nachsichtig. Hinsichtlich der prodeutschen Aktivitäten waren ihnen auch wegen des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrages weitgehend die Hände gebunden. Als LAF-Leute offen Sowjetanhängern mit Konsequenzen nach einem baldigen deutschen Überfall drohten, die Litauer nun zunehmend verunsicherten, einige bewaffnete Gruppen aus ehemaligen faschistischen Offizieren bildeten und mit Spionageaktivitäten in das nur aus Litauern bestehende 29. Korps der Roten Armee drangen, schlug die litauische 2
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