Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

nieder. Über 200 Einwohner des Dorfes Chatyn waren
auf persönlichen Befehl des Majors lebendig verbrannt
worden. Das antisowjetische Litauische Zentrum für Völkermord
musste offiziell zugeben, dass mehr als 20 000
weißrussische Zivilisten durch diese Einheit zu Tode kamen.
Insgesamt wurden von deutschen und litauischen
Faschisten 700 000 Menschen umgebracht. Davon waren
370 000 Bürger der Litauischen SSR, 229 000 sowjetische
Kriegsgefangene und etwa 100 000 Bürger anderer
Sowjetrepubliken und europäischer Staaten. Hierbei sind
die Opfer unter der polnischen Bevölkerung, die litauische
Einheiten bei der Niederschlagung des Warschauer
Aufstandes im Spätsommer 1944 zu verantworten hatten,
jedoch nicht erfasst.
Die Nazis hingegen misstrauten den Litauern und
verachteten sie. Der deutsche Reichskommissar für Litauen,
Theodor von Renteln, bezeichnete sie als „ein
dummes, faules und heuchlerisches Volk. Ihre Intelligenz
ist gefährlich und die Bauern sind verkommen“. Die litauischen
Faschisten hingegen wollten einen größeren
Beitrag an der Seite der Nazis leisten. Im Frühling 1943
riefen litauische Politiker unter Federführung des ehemaligen
rechten Sozialdemokraten Mykolas Biržiški zur
Schaffung von antisowjetischen Militärabteilungen auf.
Doch das und der Aufruf zur Schaffung einer litauischen
SS fand kaum Anklang. Daraufhin erlaubten die Nazis
nach einem erneuten Aufruf von 45 litauischen Politikern
die Aufstellung von „litauischen Sonderverbänden“ gegen
Partisanen. Im Frühling 1943 traten etwa 20 000 Litauer
unter dem Befehl des faschistischen Generals Povilas
Plechavičius gegen polnische bürgerliche Partisanen an.
Doch von denen wurden sie mehrfach geschlagen, sodass
diese Truppe auch nach Streitigkeiten mit den Nazis aufgelöst
wurde. Daraufhin verzichteten die Nazis auf die
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