Holger Michael • VOM BALTIKUM NACH KLEINASIEN

maligen Autonomen Sowjetrepublik mit der Hauptstadt
Alma-Ata geschaffen. Damit hatten die Kasachen erstmals
einen eigenen Staat – wenngleich im Rahmen der
sowjetischen Union.
In der zweiten Hälfte der 30er-Jahre stabilisierte sich
das Leben in Kasachstan. Die Bevölkerungszahl hatte
sich durch die Hungersnot und Emigration nur von 5,3
(1922) auf 6 Millionen (1940) erhöhen können. In jenen
Jahren sind aber gewaltige Anstrengungen unternommen
worden, das Land zu industrialisieren. Mit der Schaffung
der TURKSIB konnte Kasachstan an das russische Eisenbahnnetz
angeschlossen und die Voraussetzungen für eine
schnellere Entwicklung der Industrie geschaffen werden.
Bis 1940 hatte sich die kasachstanische Industrieproduktion
gegenüber 1922 um das 28-Fache erhöht. Mit der
sozialistischen Kollektivierung der Landwirtschaft und
Industrialisierung fand auch eine Kulturrevolution statt.
Vor der Oktoberrevolution konnten nur 2 Prozent der
Bevölkerung lesen und schreiben. 1939 waren es schon
38,6 Prozent. Während es vorher keine Hochschule hier
gab, waren es 1970 44. 1939 gab es schon 99 Hochschulabsolventen
auf 1 000 Einwohner. 1922 gab es 0,5 Ärzte
für 10 000 Menschen, 1940 waren es schon 4,3. 1938
wurde die Kasachische Akademie der Wissenschaften gegründet.
Keine asiatische Region konnte zu jener Zeit mit
dem mithalten.
Einen besonderen Einschnitt in der kasachstanischen
Geschichte stellte der Große Vaterländische Krieg (1941-
1945) dar. Durch das schnelle Vordringen der deutschen
Faschisten wurde ein Großteil der sowjetischen Rüstungsindustrie
nach Sibirien und Kasachstan verlegt. Diese
„Verlegung“ stellt eine historisch einmalige historische
menschliche und logistische Leistung dar, zu der wohl
kein bürgerlicher Staat je in der Lage gewesen wäre. 1941
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